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Alles für die Schule

Flüchtlingsjunge bekommt Stifte, Mäppchen & Co.

Silke Zuschalg und Taha Radwan mit der Schultüte. Foto: Deul
Silke Zuschalg und Taha Radwan mit der Schultüte. Foto: Deul

Die Einschulung vorige Woche war für Taha Radwan ein ganz besonderer Tag. Der syrische Flüchtlingsjunge lebt erst seit Anfang Juli in Bad Vilbel, seine Eltern sind getrennt. Silke Zuschlag vom DRK-Kleiderladen hat ihn für die Schule ausgestattet.

Bd Vilbel. Taha Radwan (6) ist schüchtern. Er senkt den Blick, weil für ihn noch alles fremd ist. Sein Onkel Ahmad Mriwid streichelt ihm den Kopf, als der Junge im Kleiderladen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) für seinen ersten Schultag ausgestattet wird. Bereitschaftsleiterin Silke Zuschlag hat schon vor den Sommerferien über die Saalburgschule und einen Flüchtlingshelfer von Tahas Schicksal erfahren.

Er ist mit seinen Eltern und zwei jüngeren Schwestern aus dem vom Bürgerkrieg zerstörten Syrien geflohen. Drei Monate waren sie im Sudan, dann ein Jahr im Irak, schließlich kamen sie über Bremerhaven nach Bad Vilbel, wo der Bruder seiner Mutter wohnt. Doch nicht nur die Flucht hat ihn so ernst werden lassen, es gibt noch einen zweiten Bruch mit der Vergangenheit: Tahas Eltern leben getrennt. Seine Mutter, die in Syrien ein Diplom in Mathematik und Statistik hat, muss jetzt allein für die drei Kinder sorgen.

Silke Zuschlag hat in den vergangenen Jahren für zehn Flüchtlingskinder die Erstausstattung zur Einschulung besorgt, doch Tahas Geschichte hat sie besonders berührt. Die Kinder sprechen nur arabisch, haben auch keinen Anspruch auf Sachleistungen. Deswegen ist Zuschlag mit ihrer eigenen Tochter losgezogen, um eine Grundausstattung zusammenzustellen. Finanziert aus den Überschüssen des Kleiderladens, ging sie dann auf Einkaufstour. Ein Spielzeug hat eine Kundin des DRK-Kleiderladens bezahlt, die von Zuschlags Engagement gehört hatte.

Mäppchen, Wasserfarben, Schreiblernstifte, Pinsel, Sportsachen, Schuhe, Ranzen, es sollte alles dabei sein. Dazu spendiert Zuschlag ihm auch eine Schultüte, gefüllt mit einem Löwen als Stofftier, einem Matchbox-Auto und Süßigkeiten, natürlich ohne Gelatine, denn Taha ist Muslim.

Doch Taha ist an diesem Vormittag in Gedanken offenbar woanders. Die lange Flucht hat ihn schüchtern und ernst werden lassen. Nein, Angst habe er keine, übersetzt ein Dolmetscher. Am liebsten spiele er im Garten und fahre Fahrrad, sagt er. Befreundet ist er bisher nur mit zwei anderen arabischen Jungs. Das soll sich bald ändern. In der Saalburgschule erhält Taha nämlich täglich mit anderen Flüchtlingskindern Integrationsstunden, um Deutsch zu lernen, erläutert Zuschlag. Die vierjährige Yara, Tahas zweitjüngste Schwester, hat gerade in Dortelweil einen Kindergartenplatz bekommen. (dd)