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Die Stille nervt

Was wird aus dem Quellenhof. Die derzeitige Umbruchsituation in und um die Seniorenresidenz verunsichert die Bewohner. Fotos: Deul
Was wird aus dem Quellenhof. Die derzeitige Umbruchsituation in und um die Seniorenresidenz verunsichert die Bewohner. Fotos: Deul

Große Sorgen um die zukünftige Betreuung machen sich die Bewohner der Seniorenwohnanlage Quellenhof. Kiosk, Ärztlicher Notdienst und Restaurant haben bereits geschlossen, nun verlassen im Juni 2015 auch die Johanniter die Anlage. Neben der Versorgung fordern die Bewohner aber auch mehr Transparenz von der Eigentümergemeinschaft, denn statt Informationen gab es bislang nur Neues aus der Gerüchteküche.

Quellenhof-Bewohnerin Margarethe Westmeyer (links) und ihre Tochter Monika machen sich Sorgen um die Betreuungssituation in der Seniorenresidenz.
Quellenhof-Bewohnerin Margarethe Westmeyer (links) und ihre Tochter Monika machen sich Sorgen um die Betreuungssituation in der Seniorenresidenz.

Bad Vilbel. Vor dreieinhalb Jahren hat Margarethe Westmeyer ihre Wohnung in Frankfurt-Eschersheim verlassen, in der sie 50 Jahre lang gewohnt hat – um nach Bad Vilbel zu ziehen, in die Seniorenwohnanlage Quellenhof. Die idyllische Lage im Burgpark, die Betreuung durch die Johanniter mit Mittagessen, Kaffeetafeln und Ausflügen, der ärztliche Notdienst, Kiosk und Restaurant boten ihr viel Kurzweil und Sicherheit. Doch das hat sich in kurzer Zeit geändert. „Ich komme mir recht verlassen vor, jetzt ist tote Hose“, meint die 86-Jährige enttäuscht.

Der Kiosk schloss schon vor drei Jahren, im Juli verschwand der Ärztliche Notdienst, im Oktober machte das Restaurant Quellenhof dicht. Nun stehen auch die Johanniter vor dem Ausstieg, ihr Vertrag wurde von der Eigentümergemeinschaft gekündigt. Im Juni 2015 werden sie das Haus verlassen. Möglicherweise mit der Krabbelstube Kunterbunt drei minus, die lediglich Untermieter bei den Johannitern ist.

Für Margarethe Westmeyer ist das eine sehr unglückliche Entwicklung, es gebe keine Busfahrten, kein Nachmittagskaffee mehr. Dabei ist Westmeyer gerne im Quellenhof, freut sich über die fürsorgliche Ansprache der Johanniter, „das Haus ist schön, herrliche Gartenanlagen“, und als sie beim Einzug ihre Lampen anbringen wollte, habe gleich der Hausmeister geholfen.

Nun aber fehlen ihr das soziale Miteinander und die Treffpunkte, ab Freitagnachmittag sei gar nichts mehr los. „Was ist das eigentlich – betreutes Wohnen?“, fragt sich Westmeyers Tochter Monika. Wenn am Ende nur der Haus-Notruf bliebe – den habe ihre Mutter schon in Eschersheim gehabt. Sie vermisst neben den Angeboten vor allem Transparenz. Statt Informationen habe es immer nur Gerüchteküche gegeben.

Radikal abgebaut

Auch ihre Mutter habe die bayerische Eigentümerin ihrer Wohnung im Quellenhof nie kennengelernt. Monika Westmeyer berichtet von einer Frau, die eine Eigentumswohnung in einer Kelkheimer Seniorenanlage gekauft habe. Dort sei das Angebot radikal abgebaut worden, die Wohnung am Ende nur noch die Hälfte wert gewesen. Doch ein Umzug komme für ihre betagte Mutter nicht mehr in Frage. Auch wenn sie noch so rüstig sei, um selbst in der Stadt einzukaufen und selbst zu kochen.

„Die Situation ist völlig intransparent“, klagt Westmeyer, Und ergänzt: „Für die alten Leute ist das beängstigend.“ Sie fordert, dass die Eigentümergemeinschaft wenigstens einmal im Jahr die Bewohner über die Entwicklungen informiere. Und sie hofft auch auf Unterstützung durch den städtischen Seniorenbeirat.

Von einer „unglücklichen Mehrung der Umstände“ spricht auch Oliver Pitsch, Regionalvorstand der Johanniter. „Mir blutet das Herz. Diese Ruhe, das ist nicht die Senioreneinrichtung, wie ich sie mir wünsche.“ Eigentlich liefe der Vertrag der Johanniter noch bis 2016, doch die Eigentümergemeinschaft hat gekündigt. Ende Juni sollen die Johanniter ausziehen. Man habe aber „noch keinen Aufhebungsvertrag bzw. unterschriftliche Bestätigung des in der Eigentümerversammlug Besprochenen erhalten.“

Seit Jahren habe man das Gespräch mit der Eigentümergemeinschaft gesucht, wie betreutes Wohnen mit Leben zu füllen sei, schildert Pitsch. Schließlich wollten die Johanniter eine Demenz-WG einrichten, „aber wir haben von den Eigentümern dazu nichts mehr gehört“, bedauert Pitsch. Die Johanniter hätten seit mehreren Jahren mit dem Verwaltungsbeirat der Eigentümergemeinschaft versucht, eine neue Identität und Leistungen für die Zukunft zu gestalten. „Dies scheiterte nach Auskunft einiger Eigentümer nicht zuletzt an reinen Investoren-Eigentümern“, erklärt Pitsch und fügt hinzu: „Dadurch, dass um uns herum alles wegbricht, kündigen viele Kunden ihre Verträge.“

Derzeit nutzen nur noch 14 Bewohner den Mittagstisch, 20 den Menü-Zimmerservice, dabei hat der „Quellenhof“ insgesamt rund 200 Wohnungen.