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Sie bauen sozial!

Ebenerdig: Hier, im südlichen Teil des Quellenparks, könnten bis zu 60 Sozialwohnungen entstehen, die auch für Rollstuhlfahrer geeignet sind. Fotos: Kopp
Ebenerdig: Hier, im südlichen Teil des Quellenparks, könnten bis zu 60 Sozialwohnungen entstehen, die auch für Rollstuhlfahrer geeignet sind. Fotos: Kopp

Die Zeit erscheint den Machern günstig: Die Stadt Bad Vilbel plant den Bau von 60 Sozialwohnungen. Die Wahl des Ortes überrascht dabei zunächst.

Stadtwerke-Chef Klaus Minkel (links) und Bürgermeister Thomas Stöhr stellen das Konzept für den Bau der Sozialwohnungen vor.
Stadtwerke-Chef Klaus Minkel (links) und Bürgermeister Thomas Stöhr stellen das Konzept für den Bau der Sozialwohnungen vor.

Bad Vilbel. Der Wohnungsdruck in Bad Vilbel ist zweifellos groß. Vor allem Geringverdiener fallen angesichts der hohen Mietkosten oft hinten runter. Das will die Stadt nun ändern. Über den Eigenbetrieb Stadtwerke sollen 60 Sozialwohnungen entstehen, die gleich mehrere Zielgruppen ansprechen sollen. Für das Projekt sind Kosten von 12 bis 15 Millionen Euro veranschlagt.

„Die Zeit ist günstig“, führt Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) bei der Vorstellung des Projektes aus. Denn die niedrigen Darlehenszinsen machten den geplanten Bau insgesamt günstiger. Weil das Projekt aber vor allem soziale Ziele verfolge, rechnen Stöhr und Stadtwerke-Werksleiter Klaus Minkel mit einer Förderung, die das Land Hessen über die Kreditanstalt für Wiederaufbau vergeben könne. Solange man auf die Zusage für den Zuschuss warten muss, wird noch nichts weiter geplant. „Es hängt ja auch davon ab, wie viele Wohnungen wir bezuschusst bekommen“, schildert Stöhr. Er und auch Minkel versprechen sich davon eine Entzerrung des angespannten Mietmarktes in der Stadt. Durch den Umzug eines Mieters in eine bessere Wohnung entstehe oft ein Kaskadeneffekt, der bis zu vier weitere Umzüge von Menschen, die ihre Situation verbessern wollten, nach sich ziehe. Und umgezogen werde oft. Etwa 2000 Menschen zögen pro Jahr nach Bad Vilbel oder von dort weg.

„Wir brauchen eine gewisse kritische Masse, um spürbar etwas zu bewirken“, sagt dann auch Minkel über die großzügigen Planungsdimensionen. Doch nicht Dortelweil-West – wo sich bereits einige Sozialwohnungen befinden – wurde als möglicher Bauplatz auserkoren, sondern der südliche Bereich des Quellenparks.

Der Hintergrund für diese Entscheidung ist logisch: Ein Schwerpunkt bei der Konzeption der Wohnungen soll auf Barrierefreiheit liegen. „Oft ist es so, dass bei einem älteren Paar einer der beiden Partner nicht mehr mobil ist, der andere schon. Und es ist auch so, dass viele ältere Menschen so lange wie möglich eigenständig wohnen bleiben wollen, statt in ein Altersheim zu gehen“, schildert Stöhr dazu. In Dortelweil-West seien zwar barrierefreie Wohnungen möglich, doch oft seien die Zugänge zu den Häusern für einen Rollstuhl zu steil. Der Quellenpark hingegen sei komplett ebenerdig und biete zudem die Nähe zum Bahnhof und zur Innenstadt.

15 % weniger Miete

Doch auch an generationenübergreifendes Wohnen soll gedacht werden. Schon seit etlichen Jahren gibt es in Bad Vilbel viele Diskussionen zu diesem Thema – und mehrere Lösungsansätze. „Wir wollen hier einen Schritt vorangehen und zeigen, was möglich ist“, erläutert Minkel.

Eine Grundvoraussetzung müssen die potenziellen Mieter allerdings allesamt erfüllen. Sie müssen aufgrund ihrer Einkommenssituation die Berechtigung dazu haben, die Sozialwohnung als Mieter in Anspruch nehmen zu können. In Bad Vilbel gestalte sich das aufgrund des generell höheren Einkommens als in ländlichen Regionen niedrig. Derzeit werde allerdings seitens der Bundesregierung daran gearbeitet, die Mindestgrenzen in Ballungsräumen nach oben hin zu verändern, so dass mehr Menschen ein Anspruchsrecht erhalten.

Die Wohnungen mit jeweils rund 80 Quadratmetern sollen für sieben bis 7,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter vergeben werden. „Das sind rund 15 Prozent unter der ortsüblichen Vergleichsmiete“, führt Minkel dazu aus. Der Heizungsbedarf werde durch moderne Bauweise gering gehalten, allerdings sei wegen der Barrierefreiheit der Fahrstuhl zusätzlich zu bezahlen. Smart homes mit intelligenter Vernetzung wie am Nordbahnhof soll es allerdings nicht geben. „Würden wir das einbauen, dann rechnet sich das Projekt nicht. Es spräche auch die falsche Zielgruppe an“, ist sich Minkel sicher. Liegt der Förderbescheid vor, geht Minkel davon aus, dass etwa eineinhalb Jahre später die ersten Wohnungen bezogen werden können. „Nach der Zusage folgen die Planung und die Ausschreibung. Und natürlich muss auch das Parlament zustimmen“, beschreiben Minkel und Stöhr das weitere Vorgehen. „Klaus Minkel betreibt schon seit 1980 eine erfolgreiche Wohnungsbaupolitik in Bad Vilbel. Nun werden wir auch bei diesem wichtigen Anliegen weiter vorankommen“, ist sich Stöhr sicher.