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Silicon Valley of Europe

Es könnte eine ganz große Nummer werden: Eine Milliarde Euro Investitionen für ein „Silicon Valley of Europe“ in Bad Vilbel. Bildquellen: Alpha Unison & JM Clain 2014
Es könnte eine ganz große Nummer werden: Eine Milliarde Euro Investitionen für ein „Silicon Valley of Europe“ in Bad Vilbel. Bildquellen: Alpha Unison & JM Clain 2014

Auf 280 000 Quadratmetern soll in Bad Vilbel Europas größter Startup-Campus nördlich von Frankfurt entstehen – sagt Jörg Peter Schultheis von JP Schultheis Global Investments aus Bad Homburg. Das äußerst ehrgeizige Projekt würde rund 1 Milliarde Euro kosten und könnte zur Hälfte von fünf Großinvestoren getragen und zur anderen Hälfte finanziert werden. Geht es nach Schultheis könnte bereits 2019 die Eröffnung sein, berichtet das IT Finanzmagazin (für IT und Organisation bei Banken, Sparkassen und Versicherungen).

28 Hektar soll das „Silicon-Valley“-Projekt umfassen.
28 Hektar soll das „Silicon-Valley“-Projekt umfassen.

Bad Vilbel. Auf der jüngsten „Between the Towers“-Veranstaltung habe Jörg-Peter Schultheis, Investor und Initiator des Projekts „Silicon Valley of Europe“, erklärt, dass er mit diesem Projekt plane, vor den Toren Frankfurts einen modernen „Zero Emissions“-Campus aufzuziehen, und zwar mit Geldern von Investoren und Kreditgebern. Die Stadt Bad Vilbel will sich laut Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr finanziell nicht beteiligen, sondern lediglich „die Grundstücke verkaufen und von Gewerbesteuereinnahmen profitieren“.

Ein Schwerpunkt des Campus sollen laut Projektvater Schulheis Fintech Startups bilden, wofür er als Kapitalgeber ebenfalls Banken interessieren will. Noch in diesem Jahr soll die Finanzierung des binnen drei Jahren zu realisierenden Vorhabens gesichert werden. Im Interview mit Startupradio.de (Podcast) war Jörg Peter Schultheis überzeugt, dass es ihm gelinge, dieses zukunftsorientierte Projekt auch zu verwirklichen, und zwar nicht verzögert in einzelnen Bauabschnitten, „sondern komplett“ in einem Guss und Schub.

Die Planungen sehen als ersten Schritt den Erwerb der Grundstücke von der Stadt Bad Vilbel in 2015 vor, Baubeginn wäre 2016, der Bau selber dauere geschätzte drei Jahre, die Eröffnung würde demzufolge bereits 2019 stattfinden können. Der Startup-Campus soll in einem fast quadratischen Areal mit S-Bahn (S6)- und Autobahnanschluss liegen. Sogar der 26 km entfernte Frankfurter Flughafen sei vom Campus aus dann in nur 20 Minuten erreichbar. Das Konzept „vereine die Symbiose zwischen modernem Leben und Arbeiten“, würde eine Top-Infrastruktur liefern und sei der ideale Platz um effiziente Kooperationen zu schmieden – heißt es in der englischsprachigen Presse-Broschüre von „Alpha Unison“ zu dem Projekt.

Viel konkreter ist das Vorhaben derzeit noch nicht umrissen. „Die ,Main incubatoren’, die FinTechs ist genau die Brückenorganisation, die ausgebaut wird“, sagte Jörg Peter Schultheis im Startupradio-Interview und deutet damit eine mögliche Kooperation mit der „Main incubator GmbH“ an, die wiederum unterstützt gemeinsam mit der Commerzbank Innovationen im Finanzdienstleistungsbereich, Startups und Entrepreneure im FinTech-Bereich.

„Das Projekt ,Silicon Valley of Europe’ ist, wenn es denn umgesetzt werden sollte, dann für diese Startups ein sehr interessanter neuer Hafen“, sagte Dr. Solveig Köbernick, die Pressesprecherin der „Main incubator GmbH“.

Die Idee interessiert

Jörg Peter Schultheis ist mit seiner Firma Teil eines Netzwerkes von Spezialisten und Investoren auf den Gebieten Projektentwicklung, Projektfinanzierung, Immobilien sowie M&A – Interim Management im In- und Ausland. Er sieht das geplante Technologie-Zentrum nicht nur auf Augenhöhe mit dem Silicon Valley, sondern auch mit London Techspace der Old Street, dem Menlo Park und den Hightech-Parks in Hongkong und Shanghai. Es gebe potenzielle Investoren die an einer strukturierten Gesamtfinanzierung arbeiten, aber letztlich zählt nur das schriftliche Bekenntnis, sagt Schultheis und er verhandle mit jedem der hier europäische Geschichte schreiben will. Der Rest des Investments würde über klassische Finanzierung mit derzeit günstigen Konditionen um 1,2 bis 1,5 Prozent gestemmt.

Als Mieter für die unterschiedlichen Areale seien bereits weitere LOIs für 70 000 bis 170 000 Quadratmeter getroffen.

In Bad Vilbel sei man an der Idee von Schultheis interessiert. Dort nehme die Stadt für die Straßen- und Kanalerschließung des sogenannten Quellenparks-Gelände – auf dem das europäische Sillicon Valley entstehen soll – in den nächsten zwei Jahren rund 1,6 Millionen Euro in die Hand.

In einem Interview mit der Frage, ob die Stadt Bad Vilbel das Projekt unterstütze, wird Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr mit den Worten zitiert: „ Ja. Es ist in der Region und auch bei allen örtlichen Grundstücksmaklern bekannt, dass die Stadt Bad Vilbel im Baugebiet Quellenpark unter anderem Gewerbegrundstücke in bester Lage zum Verkauf anbietet. Hieraus ergeben sich Gespräche mit interessierten Investoren, zu denen Herr Schultheis zählt. Es ist ein interessantes und innovatives Projekt. Der Standort ist dazu geeignet, insbesondere aufgrund seiner hervorragenden Lage, Größe und Anbindung. Vorbehaltlich eines Finanzierungsnachweises und einer detaillierteren Projektbeschreibung können wir uns vorstellen, die städtischen Gremien über den Verkauf von städtischen Grundstücken im Gebiet Quellenpark zur Verwirklichung des durchaus interessanten Projektes entscheiden zu lassen.“

Auf die Frage, ob es bereits eine Bauvoranfrage gebe, sagte Stöhr: „Das wäre noch zu früh und erscheint in diesem Stadium auch noch gar nicht nötig, da ein detaillierter Bebauungsplan besteht.“

„Wir waren in unserer Fraktionssitzung abwechselnd verärgert und verwundert“ reagierte der Fraktionsvorsitzende der Bad Vilbeler SPD, Walter Lochmann, auf die Informationen des IT-Magazins. Verwundert war die SPD, weil ein Projekt dieses Titels möglicherweise ein ähnlicher Flop werden könnte wie die „China-Investition“ und weil die großspurige Präsentation Zweifel aufkommen lasse, ob es sich auch „um ein seriöses Projekt handelt“. Die SPD sei aber auch verärgert, so Lochmann, weil man zumindest die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses im Vorfeld schon mal über die Pläne hätten informieren hätte können.

„Fakt ist, dass es bis auf eine Verschwiegenheitserkläerung keinen belastbaren Vertrag gibt. Insofern gibt es auch nichts, was der Beschlussfassung oder der Information für irgendein städtisches Gremium bedürfte. Mit dem Grundstücks-Verkauf an Immobilienmakler Dietmar Bücher ist der aktuelle Finanzbedarf der Stadt gedeckt. Erst in 2016 werden wieder größere Darlehen fällig, die zur Entschuldung der Stadt abgelöst werden sollen“, erklärt Ehrenstadtrat Klaus Minkel (CDU) und empfiehlt „dem Genossen Lochmann Nerventee“ zur Beruhigung.