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Azubis proben Ernstfall – bbw-Lehrlinge lernen Praxis eines Betriebs wie die neue Mensa der Kurt-Schumacher-Schule kennen

Karben. Seit wenigen Tagen ist die neue Mensa an der Kurt-Schumacher-Schule offen. Nach den Osterferien startet der Regelbetrieb. Derzeit probieren Schülergruppen die mittäglichen Menüs. Die hungrigen Schüler zu bedienen, bedeutet für den Mensabetreiber, das Berufsbildungswerk Südhessen (bbw), einen großen Aufwand, den die Azubis zu bewältigen lernen.

Das Messer angesetzt und blitzschnell lässt Jennifer Keick (19) aus Nieder-Wöllstadt die Klinge durch die Petersilienstängel hebeln. „Für den Salat.“ Den putzen gerade ihre Kollegen am Tisch nebenan. Allesamt sind sie Auszubildende zu Beiköchen im bbw. Nebenan in der Garküche dreht Koch Harald Füssel (53) den Schneebesen zwei-, dreimal durch den riesigen Bottich voll mit bräunlich-sämigem Linseneintopf.

Kurz nach neun. Die Vorbereitungen für das Mahl gehen gut voran, während die Kostgänger an der Kurt-Schumacher-Schule gerade Mathe büffeln oder Französisch parlieren. „Die Vorbereitung dauert noch viel länger“, erklärt Ausbildungskoch Füssel. „Das beginnt Wochen vorher mit den Speiseplänen und dem Einkauf.“ Zu den bisher rund 400 Hungrigen auf dem bbw-Gelände wollen jeden Mittag seit wenigen Tagen auch die Schüler in der Mensa der Kurt-Schumacher-Schule gesättigt werden.

Im eine Million Euro teuren und von der Stadt finanzierten Mensa-Bau sollen ab dem 12. April die 1500 Mittel- und Oberstufenschüler sowie die 400 Grundschüler der benachbarten Pestalozzischule verköstigt werden, samt ihrer Lehrer. Die bbw-Leute rechnen damit, dass anfangs um die 100 von ihnen zum Mittagessen kommen. Die Mensa-Kapazität aber ist mit 200 Sitzplätzen deutlich größer.

Kurz vor zehn. Marc Allendörfer (24) aus Gießen und Kevin Neumann (21) aus Weilmünster krempeln ihre Ärmel hoch. Zu zweit heben sie die Thermoboxen in den Lieferwagen. Nur wenige Minuten dauert die Fahrt zur drei Kilometer entfernten Schul-Mensa. Dort schiebt Jennifer Keick die Bleche mit den Gemüsecannelloni in den Heißluftofen, den Konvektomaten.

Koch Harald Füssel programmiert 160 Grad und 35 Minuten. „Wir versuchen, so viel wie möglich selbst zu kochen, denn unsere Leute sollen das ja lernen.“ Doch um Convenience, also garfertig eingekaufte Produkte, kommt das bbw nicht herum. Mit diesen umzugehen sei eben auch Teil des Alltags als Koch. Alles außer den Nudeln ist an diesem Tag aber selbst gemacht: Eintopf, Kirschquark, Salat samt Dressing, der Kirscheistee.

Kurz vor halb zwölf. Nun werden die Cannelloni „aufgemotzt“: Füssel greift in den frisch geriebenen Käse, verteilt ihn auf den blubbernden Blechen. Darauf gießt er ein wenig Sahne. „Dann bekommt das eine schöne Kruste, die auch nicht trocken wird.“

Jennifer Keick portioniert derweil den Kirschquark, Kevin Neumann den Salat. Auf der Theke stellen die Azubis nach und nach die Waren auf. Kevin Dellinger (18) aus Okarben öffnet den Konvektomaten. Zwei Bleche Cannelloni hebt Kevin aus dem Ofen und hinüber zur Theke. Füssel nimmt ein Temperaturmessgerät, dessen roter Messstrahl leuchtet auf der Käsekruste: 90 Grad. „Mindestens 65 Grad müssen die Speisen haben“, erklärt Füssel. Vorgabe vom Gesundheitsamt. Penibel muss er die Messergebnisse in einer Liste aufschreiben. Auch die 77 Grad des Linseneintopfs, die vier Grad des Kühlschranks nebenan.

Zwei Minuten vor zwölf. Ein Stimmengewirr schwillt zum Getöse an. Die ersten Gesichter lugen um die Ecke. 85 Schüler und drei Lehrerinnen wollen möglichst gleichzeitig etwas zu essen haben. Marc Allendörfer bringt das nicht aus der Ruhe. Er reicht eine Portion Cannelloni nach der anderen über die Theke. Nun zahlt sich die gute Vorbereitung aus: Ist ein Tablett mit Salat leer, kann Kevin Neumann das nächste anreichen. Immer wieder hebt Jennifer neue Gläser nach oben und holt Kirschquark aus dem Kühlschrank. Kevin Dellinger balanciert ein weiteres Blech heißer Cannelloni nach vorn. (den)