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Bothner gibt den SPD-Vorsitz ab – Restlicher Vorstand nur kommissarisch im Amt

Der hessische Verdi-Vorsitzende Jürgen Bothner ist vom Vorsitz der SPD Karben zurückgetreten. Als Grund nennt er die berufliche Belastung in seiner Funktion als Landesvorsitzender der Gewerkschaft. Foto: Pegelow
Der hessische Verdi-Vorsitzende Jürgen Bothner ist vom Vorsitz der SPD Karben zurückgetreten. Als Grund nennt er die berufliche Belastung in seiner Funktion als Landesvorsitzender der Gewerkschaft. Foto: Pegelow

Karben. Manch einer hat es schon befürchtet, jetzt ist es Gewissheit: Jürgen Bothner ist nicht mehr Vorsitzender der Karbener SPD. Der vor zweieinhalb Jahren mit viel Beifall gestartete Bothner führt die Arbeitsbelastung als hessischer Verdi-Vorsitzender zur Begründung an. Vorerst führt der übrige Vorstand mit der stellvertretenden Vorsitzenden Nora Zado die Partei.
Politische Beobachter haben sich schon länger gefragt: Wo ist der SPD-Vorsitzende Jürgen Bothner? Beim politischen Aschermittwoch seiner Partei Ende Februar vergangenen Jahres fehlte er ebenso wie etwa bei der Mitgliederversammlung Ende September, nur wenige Wochen vor den Landtagswahlen. Als Rednerin war stattdessen die stellvertretende Vorsitzende Nora Zado zu sehen und zu hören. Auch an den internen Sitzungen soll der Vorsitzende nicht mehr teilgenommen haben.
AUFBRUCHSTIMMUNG
Mit Bothner wollte die in der Wählergunst von einstmals absoluter Mehrheit auf nicht mal 22 Prozent stark geschrumpfte Partei wieder so etwas wie Aufbruchstimmung erzeugen. Und fast kam es einem auch so vor, als im Sommer 2016 rund ein Drittel der gut 200 Karbener Sozialdemokraten in der Kloppenheimer Ratsschänke zur Mitgliederversammlung erschien. Auch Jüngere hatten sich nach der verheerenden Schlappe bei den Bürgermeister- und den Kommunalwahlen bereit erklärt, Verantwortung zu übernehmen. Die Vorstandsmitglieder wurden dann fast einstimmig oder mit nur zwei oder drei Gegenstimmen oder Enthaltungen gewählt. So viel Einigkeit war schon lange nicht mehr in der SPD Karben.
Was der Öffentlichkeit nicht gesagt wurde, Insider aber gewusst haben: Bothner soll sich nur für zwei Jahre zur Verfügung gestellt haben, ein etwaig darüber hinausgehendes Engagement aber von seinen beruflichen Verpflichtungen abhängig gemacht haben. Als hessischer Vorsitzender der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ist er seit Monaten stark gefordert. Denn Verdi wird umstrukturiert.
VORSTAND KOMMISSARISCH
Als diese Zeitung den zurückgetretenen Vorsitzenden nach den Gründen fragt, ist Bothner kurz angebunden: »Aus beruflichen Gründen bin ich vom Vorstand zurückgetreten.« Dessen Stellvertreterin, die aktuell die Partei führt, bestätigt, dass Jürgen Bothner aufgrund seiner vielfältigen beruflichen Belastungen nicht mehr den SPD-Vorsitz in Karben führen könne. »Er hat aber im Vorfeld erklärt, dass das passieren kann«, sagt Zado.
Im Vorjahr hatte die Partei laut Zado wegen der Landtagswahlen keine Vorstandswahlen in Karben, obwohl bereits zwei Jahre nach der Wahl Bothners und der anderen Mitglieder vorüber waren. Auch auf der jüngsten Mitgliederversammlung wollte die Partei keine neuen Vorstand wählen. »Der jetzige Vorstand, der kommissarisch im Amt ist, ist gut arbeitsfähig«, schätzt Nora Zado.
Schon vor Bothner gab es Veränderungen im Vorstand. Von den auf der Mitgliederversammlung vom 30. Juni 2016 gewählten Beisitzern sind Nikita Golygiz und Helge Gottschalk nicht mehr dabei. Weiter mitwirken werden Kassierer Kai Grunenberg und Ludwig Gresch als Schriftführer und Pressesprecher. Angela Georgis, Marcel Kalif, Anja Singer und der SPD-Fraktionschef im Stadtparlament, Thomas Görlich, gehören dem SPD-Vorstand noch an.
Die nächsten Wahlen will die Partei nach Angaben von Nora Zado »zwischen Juli und September« durchführen. Wer die Partei dann führen wird, ist noch nicht ausgemacht. Hinter den Kulissen sind noch Gespräche im Gange.