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Da lacht der Gockel

Das Wort zum Sonntag

Eckhard Dautenheimer
Eckhard Dautenheimer

Nein, dieses Mal denke ich nicht an eine bestimmte Person und schon gar nicht an einen Politiker, dem in den nächsten Tagen viele Motivwagen gewidmet sein werden, und über den Kabarettisten und Büttenredner nicht genug kriegen zu schreiben. Sondern ich denke an den Hahn, der auf vielen Kirchtürmen sitzt, die Windrichtung anzeigt und sich manchmal vor Lachen biegen muss, wenn er erlebt, was so alles unter dem Kirchendach passiert:

Neulich habe ich im Religionsunterricht in der ersten Klasse ein Bild gezeigt, wie Jesus Kinder segnet. Ganz naiv fragte ich: „Was hat Jesus da mit den Kindern gemacht?“ Antwort eines sechsjährigen Mädchens: „Er hat mit ihnen gespielt, Geschichten erzählt…“ Und dann konnte ich sehen, wie sie noch ganz angestrengt weiter dachte. Schließlich hellte sich ihr Gesicht auf und sie sagte freudestrahlend: „Und er hat die Kinder eingeschult.“ Ertappt, dachte ich bei mir. Kinder und Narren sagen die Wahrheit.

Ich ging in die nächste Klasse. Bei den Drittklässlern behandelte ich die zehn Gebote. „Wer kann schon eins auswendig aufsagen?“ Einige Finger gingen hoch. „Wie lautet das fünfte Gebot, das mit den Eltern?“ Jetzt war nur noch ein Finger oben. Ich nahm den neunjährigen Jungen dran. Stolz verkündete er: „Du sollst deine Eltern krönen!“ Ertappt, dachte ich ein zweites Mal.

Nun, es gab ja noch den Nachmittag. Ich freute mich schon auf den Konfirmandenunterricht. Die Jugendlichen sind immer so erfrischend. Wir unterhielten uns darüber, wie Kirche moderner und attraktiver sein kann. Auf meine Frage: „Wie wünsche ich mir Kirche?“ antwortete eine Jugendliche – sie war bestimmt von der SKG, dem örtlichen Karnevalsverein: „Weniger beten und mehr tanzen!“ Ertappt, dachte ich ein drittes Mal und musste schmunzeln. Der Wetterhahn verbog sich vor Lachen und die Bibel öffnete sich ganz allein auf dem Altar. Der Prediger Salomo sprach da heraus: „Weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit, klagen hat seine Zeit und tanzen hat seine Zeit.“ (Pred. 3,4)

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch allen viel Spaß beim Tanzen, Fasching feiern und eine tiefe Freude, wenn wir uns demnächst mal wieder unter dem Kirchendach treffen. Alles hat seine Zeit.

Herzlichst Ihr und Euer

Eckart Dautenheimer, ev. Pfarrteam Karben