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Das schnelle Internet

Der Startschuss für das Internet der Zukunft in Bad Vilbel ist gefallen. In Gronau begannen kurz nach Ostern die Arbeiten, die die gesamte Stadt plus Niederdorfelden und die beiden Frankfurter Stadtteile Nieder-Erlenbach und Harheim auf die Daten-Überholspur bringen sollen. Ausrüster ist die Telekom, die Geschwindigkeiten sind enorm.

Bad Vilbel. Zündung für den Datenturbo: Bad Vilbel ist die erste Kommune der Region, die von einer neuen Internet-Technik profitieren wird. Denn mit dem sogenannten Vectoring sind nicht nur Download-Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde (Mbit) und damit das Doppelte des bisher maximal Verfügbaren möglich, auch das gerade für Geschäftsleute wichtige Upload (das Versenden oder Einstellen von Daten) wird beschleunigt. Mit 40 Mbit erreicht die Rate das Vierfache des bisher Möglichen. „Das ist ein wichtiger Standortvorteil für unsere Stadt“, sagt denn auch Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) an der ersten Datenbaustelle in Gronau. Weitere werden folgen.

Denn insgesamt 70 neue Multifunktionsgehäuse wird die Telekom in den kommenden Monaten in der gesamten Stadt Bad Vilbel, aber auch in Niederdorfelden, Harheim und Nieder-Erlenbach, die gemeinsam den telefonischen Vorwahlbereich 06101 abdecken, aufstellen. Und sie wird etwa 50 Kilometer Glasfaserkabel verlegen.

„Doch die Bürger müssen keine Angst vor unzähligen Baustellen haben“, weist Hartmut Müller, Regional-Manager im Infrastrukturvertrieb der Telekom, auf die neue Technologie hin, die in Bad Vilbel erstmals in der Region verbaut wird. Denn Tiefbau findet bei kleineren Baustellen insgesamt nur auf etwa zehn Kilometern Länge statt. Vectoring heißt das Zauberwort: Glasfaserkabel ist nur nötig, um die Bandbreiten ungebremst von der örtlichen Vermittlungsstelle bis an die neuen Schaltkästen zu liefern. Dort werden sie verstärkt und so stabilisiert, dass sie nahezu ohne Leitungsverluste durch die bestehenden Kupferkabel gejagt werden können. Elektromagnetische Störungen, die das Tempo drosseln, werden beseitigt. Die neuen Schaltkästen werden größer, denn sie beherbergen mehr Technik, werden intelligent und dienen fortan als kleinere Vermittlungsstellen. Durch die minimalen Leitungsverluste bekommen fast alle Haushalte eine Bandbreite von bis zu 98 Prozent des Verfügbaren. Nur bei einigen außenliegenden Höfen wird es Abstriche geben. „Doch auch hier wird es deutlich schneller werden als bislang“, erläutert Joachim Grein, bei der Telekom für die Technik zuständiger Projektleiter.

Das Ergebnis: „Flächendeckend wird das neue Netz so leistungsstark, dass Telefonieren, Surfen im Internet und Fernsehen auch im Streaming-Verfahren gleichzeitig möglich werden.“ Darin besteht der Anreiz für die Telekom, 70 000 Euro pro Kilometer Glasfaserkabel und insgesamt eine einstellige Millionensumme im Vorwahl-Bereich zu investieren. Denn damit will das Unternehmen dem Konkurrenten Unitymedia, der bislang die meisten der rund 20 000 betroffenen Haushalte abdeckt, auf die Füße treten.

Denn das einstige Staatsunternehmen verspricht sich von dem Projekt nicht nur, dass viele Kunden das Basis-Paket zum Surfen bestellen, sondern auch das Komplettpaket mit dem Fernsehpaket „Entertain“. Angeboten werden sollen die Dreifach-Komplettpakete ab 34,95 Euro im Monat.

„Das wird ein Erfolg“, ist Müller überzeugt. Denn bei den bisherigen Regionen, in denen auf die neue Technik gesetzt wurde, hätten sich über 50 Prozent der Haushalte für ein Komplettpaket entschieden. Und auch jetzt gebe es schon viele Anfragen.

Bad Vilbels Bürgermeister Stöhr, sein Niederdorfeldener Amtskollege Klaus Büttner (SPD) und auch der Gronauer Ortsvorsteher Karl Peter Schäfer (CDU) freut die neue Technik natürlich. Schon früh gab es in den jeweiligen Rathäusern Gespräche, so dass sich die Kommunen gegen die Teilnahme an den kommunalpolitischen Projekten mit Betreibergesellschaften wie Bigo (Wetterau) und M-Net (Main-Kinzig) entschieden hätten.

Der Bau des neuen Netzes findet in zwei Etappen statt. Jetzt angefangen haben die Arbeiten in Niederdorfelden, Gronau, Massenheim, Teilen von Dortelweil und der Kernstadt sowie in Nieder-Erlenbach und Harheim. Von Ost und West bewegen sich die Arbeiten immer mehr aufeinander zu.

Der zweite Bauabschnitt, der im zweiten Halbjahr beginnt, schließt dann die Lücken in Dortelweil und auf dem Heilsberg. Im September werden die ersten Anwohner ans Netz gehen, bis Februar die letzten. Bereits im Sommer bietet die Telekom dann erste Informationsveranstaltungen zur neuen Technik an. Und will dabei natürlich auch ihre Angebots-Pakete an den Mann bringen.