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Debatte über „Millionengrab“

Die Grünen machen einen kostspieligen Vorschlag und stoßen auf heftigen Widerstand

Der Bau einer Brücke über die Nidda in der verlängerten Königsberger Straße in Dortelweil sorgt für gespaltene Meinungen. Nun kommen die Grünen im Ortsbeirat mit einer Idee hervor, die den gordischen Knoten zerschlagen soll. Doch die Idee ist radikal. Und stößt auf Widerstand.

 

Bad Vilbel. „Letztendlich geht es um die Frage, wofür die Stadt in Zukunft erhebliche Summen investiert: Entweder für den Straßen- und Parkplatzbau zum und im Niddabogen oder für ein neues Sportzentrum an einem anderen Ort“, schildert das Dortelweiler Ortsbeiratsmitglied Clemens Breest das Dilemma, das für viel Gesprächsstoff gesorgt hat.

Der geplante Bau einer weiteren Niddabrücke in Dortelweil, die auch dem Autoverkehr dienen soll, provoziere anhaltenden Bürgerprotest. Auf der anderen Seite sei das Sportgelände jenseits der Nidda für immer mehr Autofahrer ein beliebtes Freizeitziel. Die Grünen brachten jetzt eine Idee in die Debatte ein, die in ihren Augen diesen Konflikt langfristig befrieden soll.

Verstopfte Gassen

Sie sprechen sich für den Bau eines neuen Sportzentrums aus. Das soll in Absprache mit den Vereinen an einem passenden Ort errichtet werden. Der soll verkehrstechnisch für viele Besucher auch mit Bussen und für Rettungsfahrzeuge gut erreichbar sein. Weiterhin soll er ausreichenden Abstand zu Wohngebieten aufweisen und trotz Nutzung von Musikanlagen auch noch einen Lärmschutz für Anwohner gewährleisten.

„Seit Jahren ist der Betrieb auf der Fläche des Niddabogens durch Sport, Feiern und Großveranstal-tungen für die Anwohner Alt-Dortelweils konfliktträchtig. Obwohl dem SC Dortelweil bereits die Nutzung der Beschallungsanlage weitgehend untersagt ist, gibt es trotzdem Beschwerden wegen Lärmbelästigung. Hinzu kommen von Autos verstopfte Gassen im alten Ortskern“, führt Breest weiter aus. Blicke man in die Zukunft, so müsse aufgrund steigender Einwohnerzahlen nicht zuletzt durch das Baugebiet im Quellenpark mit weiteren Nutzern gerechnet werden.

Ortsvorsteher Herbert Anders (CDU) hatte im Ortsbeirat das Konzept für einen neuen Radweg vorgestellt, der auch die Brücke für Autos umfasst „Doch bereits jetzt muss man davon ausgehen, dass dieser Ausbau ein teures und kompliziertes Unterfangen werden würde. Die Grundstücksankäufe, das starke Gefälle der Königsberger Straße, die Erweiterung der Eisenbahnquerung und eine autotaugliche Brücke sind die wesentlichen Kostentreiber. Doch was hätte man am Ende solch eines millionenschweren Ausbaus gewonnen?“, fragt Breest.

Der Niddabogen wäre durch noch mehr Verkehrsflächen versiegelt und von Blechlawinen überrollt. Durch die Verteilung des Verkehrs auf zwei Zufahrten wären noch mehr Anwohner betroffen. Trotzdem könnten die Vereine neu zugezogenen Sportlern keine weiteren Sportflächen bieten. „Solch ein Ergebnis rechtfertigt nicht die hohen Investitionen.“ Durch die Investitionen in ein neues Sportzentrum werde Alt-Dortelweil von Verkehr entlastet, auch der Niddabogen würde als ein besonderes Naturrefugium und Naherholungsgebiet erhalten bleiben“, sagt Breest.

Zu viel Anspruch

Doch die anderen Fraktionen haben dazu ein gespaltenes Verhältnis. Am meisten Akzeptanz findet Breest noch bei der SPD. So sagt Rainer Fich dazu: „Der Vorstoß der Grünen kommt insofern nicht überraschend, als die Verlegung des Sportgeländes schon in ihrem Wahlprogramm zu finden ist.“ Doch wäre ihr Vorschlag von zehn Jahren deutlich interessanter und kostengünstiger gewesen, weil der Kunstrasenplatz, das Vereinsheim und andere Erweiterungen dann noch nicht gebaut waren.

„An einem neuen Standort müsste eine Anlage errichtet werden, die „leicht sieben Millionen Euro erreichen kann“, analysiert Fich. Trotzdem sollte der Vorschlag der Grünen gut analysiert werden: „Der SPD ist es noch zu früh, eine endgültige Position zu beziehen. Möglicherweise gibt es weitere Varianten, die hier noch nicht diskutiert sind“, so Fich.

Eindeutiger fällt die Antwort der CDU aus. Herbert Anders sagt: „Ich persönlich halte diesen Vorschlag gelinde gesagt für unsinnig und verantwortungslos. Letztendlich würde es bedeuten, Investitionen in Millionenhöhe für Fußballplätze, Leichtathletikanlagen und für ein quasi neues Sport- und Vereinsheim wegzuschmeißen, um das gleiche Geld wieder an anderer Stelle noch einmal auszugeben.“ Wer vorschlage, so mit Steuergeldern umzugehen, der handele verantwortungslos. Dem Erhalt des Niddabogens als Naturrefugium und Naherholungsgebiet stehe auch mit Sportgelände nichts im Wege. Hier bezieht sich Anders noch einmal auf sein Konzept: Denn dieser Erhalt gelte besonders, wenn – wie vorgeschlagen – der Fahrradverkehr der Niddaroute über eine zusätzliche Brücke vom Niddabogen in der Ortslage ferngehalten werde.

Anders’ Meinung schließt sich die FDP an. Klaus Wessel: „Ortsbeiräte sollten sich als Nachbarn um das Wohl des gemeinsamen Sprengels kümmern. Die große Parteipolitik oder sonstige Ambitionen in einen Ortsbeirat zu tragen, das ist weder gute Nachbarschaft, noch hilft es dem Gemeinwohl der Dortelweiler. Das ist hier leider zu bestaunen. Kein Maß, zu viel Anspruch, kein konkreter Kern.“


Der Dortelweiler Ortsbeirat tagt am Mittwoch, 7. September, ab 19 Uhr im Seminarraum des Kultur- und Sportforums in Dortelweil. Dort wird das Thema erstmals öffentlich diskutiert. Auch der Planungs-, Bau- und Umweltausschuss der Stadt wird darüber sprechen, vermutlich am Dienstag, 13. September, 19 Uhr, im Rathaus. Anschließend gelangt das Thema ins Stadtparlament. Das tagt am Dienstag, 20. September, 18 Uhr im Kultur- und Sportforum.