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Denkstoff fürs Bauamt

Studenten entwickeln Visionen für Bebauung des Quellenparks

Erste Meriten haben sich 25 Architektur-Studenten der TU Darmstadt verdient. Sie hatten gut eineinhalb Monate Zeit, um 19 000 Quadratmeter im Quellenpark mit ihren Visionen zu beplanen. Seit gestern sind die Ergebnisse offiziell im Bad Vilbeler Rathaus zu sehen. Einen ganz praktischen Nutzen erfahren die Arbeiten dabei auch noch.

Bad Vilbel. Einen besseren Auftakt konnten sich Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) und sein Team vom städtischen Bauamt um dessen Leiter Erik Schächer kaum wünschen. Denn die erste Ausstellung im neuen Rathaus in Dortelweil hat einen direkten und ganz konkreten Bezug zu Bad Vilbel.

„Hier gewinnen beide Seiten“, ist er sich bei der Eröffnung der Ausstellung dann auch sicher. Die Studenten bekämen Erfahrungen in der praktischen Planung von Wohngebieten. Und auch die Stadt könne aus den Arbeiten einiges lernen. „Auch deswegen gehören die Arbeiten der Studenten hier ausgestellt und diskutiert.“

Diskutiert wurde nicht nur in der Preisjury, die die Gewinner kürte. Denn Jurymitglied Erik Schächer trug Anregungen aus den Entwürfen in sein Bauamt hinein. „Es könnte ein paar Änderungen geben, so etwa bei der Gestaltung des öffentlichen Platzes und der zulässigen Höhe der Gebäude“, skizziert Stadtsprecher Yannick Schwander dazu.

Geteilte Räume

Denn die Studenten hatten zwar durchaus ihre Vorgaben, die sich aus dem bei der Stadt vorliegenden Bebauungsplan für den Bereich direkt hinter dem Bahnhof ergeben. Doch manche Teams lösten sich davon und schlugen bei Detailfragen andere Wege ein. Wege, die bei einer so wichtigen Gestaltungsfrage wie direkt im Bahnhofsumfeld auch weiter verfolgt werden könnten. „Ein Bahnhof und sein Umfeld haben für alle Städte eine große Bedeutung“, schildert Stöhr dann dazu. Spannend sei dies in Bad Vilbel, weil hier ein komplett neues Areal gestaltet werden könne. „Ihre Einblicke sind uns sehr willkommen, sie werden in die beratenden Gremien einfließen“, drückte Stöhr seinen Dank aus.

Für die Studenten gab es noch mehr als einen versprochenen Dankesbrief und warme Worte. In Kooperation mit dem Projektinitiator, der Stiftung Städte für Menschen, gegründet vom Bad Vilbeler Stadtrat Rüdiger Wiechers (CDU), gab es dafür fünf Geldpreise: 500 Euro für die Sieger, 300 für die Zweitplatzierten sowie jeweils 100 Euro für drei weitere Preisträger.

Den Hauptpreis gewonnen haben Patrick Kiefer und Florian Ripke. Sie lassen eine Allee bis zum zentralen Platz führen, im „Shared space“ teilen sich Autofahrer und Fußgänger den Raum. Auch sind sie von den Bauhöhen abgewichen: Geschäftsgebäude rund um den Platz sind höher, sie verdichten hier die Bebauung und schirmen so die rückwärtigen Wohnbereiche ab.

„Wir haben viel Zeit in die Analyse und Vorbereitung gesteckt“, sagt Kiefer. Das Gebiet haben er und Ripke mehrfach angeschaut, auch Mühe in die Arbeit mit Referenzobjekten gesteckt. Auch dazu sind Entwürfe professioneller Planer zu sehen.

Optische Täuschung

„Der zentrale Platz soll hier der erste Treffpunkt in Bad Vilbel nach der Ankunft am Bahnhof sein“, lobt Professor Julian Wékel den Entwurf. In dieses Zentrum hinein und hinaus läuft dann ein Boulevard, der die Stadt auch per Auto anschließt.

Auch Melissa von der Sitt und Melissa Jung, die zweiten Preisträger, erfahren von ihrem Professor Lob. „Hier ist ein multifunktionaler Platz vorgesehen, die Gliederung ist sehr gut gelungen“, sagt er. Der Platz ist aber deutlich verkehrsberuhigter, der öffentliche Verkehr wird unter anderem durch wassergebundene Wegedecken reduziert.

Auch die anderen Teams haben interessante Lösungskonzepte entwickelt. So gibt es etwa eine Treppenlandschaft die gar keine ist, sondern nur durch optische Effekte erzielt wird. Auch ein Kunst- und Schauspielpavillon wird von einer Gruppe vorgeschlagen.

Letztlich laufe die reale Bebauung immer im Zusammenspiel mit dem Investor, schildert Stöhr dazu. Doch Ideen, etwa zur Gestaltung des öffentlichen Platzes, aber auch zur Bebauungshöhe, könne man durchaus einbringen. „Das war ein tolles Projekt, in das sich die Studenten richtig hineingekniet haben“, ist dann auch Wiechers zufrieden.


Die Entwürfe der Studenten sind im Foyer des neuen Rathauses am Sonnenplatz in Dortelweil bis Freitag, 26. Februar, zu sehen.