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Der Reiz des Denkmals – Im geschützten Kurhaus der Quellenstadt verweist eine Fotoausstellung auf kulturelles Erbe

Bad Vilbel. Denkmale sind ein Kulturerbe. Damit sie wieder in altem Glanz erstrahlen können, investiert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz viel Zeit und Geld. Was dabei herauskommt, zeigt eine Fotoausstellung im ebenfalls denkmalgeschützten Bad Vilbeler Kurhaus.

Das Alter ist ehrenvoll, aber noch lange keine Garantie für Denkmalschutzförderung. Auch die Bad Vilbeler Wasserburg wäre in ihrem Inneren niemals so aufwendig saniert worden, wäre sie nicht Schauplatz der Burgfestspiele, erläuterte Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann zur Eröffnung einer Ausstellung über die Perlen des Denkmalschutzes. Zwar wird die Burg nicht von der Stiftung gefördert, dennoch würden dort bis voraussichtlich 2020 zehn Millionen Euro investiert.

Auch Bad Vilbel habe sich in den früheren Jahren in Sachen Denkmalschutz nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert, erläuterte Kunzmann, der auch Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins ist. Vor allem in den 60er-Jahren habe es schwere Bausünden gegeben, etwa den Abriss der alten Sandsteinbrücke am Alten Rathaus sowie der St.-Nikolaus-Kirche. Der Kurpionier Carl Brod wollte Anfang des 20. Jahrhunderts sogar die Burg für einen modernen Kurbetrieb abreißen.

Das Gastspiel der Wanderausstellung regte Gerda Winter an, die zugleich beim Geschichtsverein und dem Ortskuratorium der Stiftung Mitglied ist. Die Ausstellung mache auch deutlich, dass es in Sachen Denkmalschutz nicht nur um Sakralbauten, Burgen oder Schlösser gehe, so Kunzmann. So stehe auch das Quellenstädter Kurhaus unter Denkmalschutz – nicht wegen seiner baulichen Aspekte, sondern als Zeitzeugnis für die Arbeiterkultur der Zwanziger Jahre, wo es als „Volkshaus“ mit viel Eigenleistung gebaut wurde.

Auch der Kurpark stehe vom Kurhaus bis zum Kriegerdenkmal unter Denkmalschutz, rief er in Erinnerung. Um diese Historie wieder zum Vorschein zu bringen, müssten die Sichtachsen und der sauber definierte Parkaufbau wieder hergestellt werden, der „in den vergangenen Jahrzehnten weggeschliffen wurde“.

Auf Schautafeln sind zwei Beispiele aus der Wetterau zu sehen: die abgeschlossene Sanierung der aus spätromanischer Zeit stammenden Büdinger Stadtmauer und die Restaurierung des Ortenberger Schlosses, die von der Stiftung mit 50 000 Euro teilfinanziert wurde.

Oft greife die Stiftung hilfreich ein, wenn teure Sanierungen nicht getragen werden könnten, allerdings werde derzeit nur einer von zehn Anträgen angenommen, berichtete Christian Rusch, Leiter des Frankfurter Ortskuratoriums der Stiftung.

Mit eindrucksvollen Beispielen illustrieren die Fototafeln die ganze Bandbreite heutiger Denkmalschutzbemühungen. Die Beispiele reichen vom Schloss Romrod bei Alsfeld, das die Stiftung 1996 selbst erwarb und zum Sitz ihrer Akademie umbaute, über die Fachwerkstadt Quedlinburg bis hin zum Leuchtturm Roter Sand vor Bremerhaven.

Doch seit fünf Jahren würden die Etats von Bund, Ländern und Kommunen wieder gekürzt, klagen die Denkmalschützer: „In vielen Ländern gab es Kürzungen um mehr als 70 Prozent.“ Die 190 000 Stifter von „Deutschlands größter Bürgeraktive für die Denkmalpflege“ seien zwar solide und zögen keine Gelder ab, so Rusch. Dennoch drohe bald neues Ungemach. Erhebliche Mittel erhalte die Stiftung von der „Glücksspirale“, doch das könne sich ändern, wenn auch bald private Glücksspielanbieter zugelassen würden, befürchtet Rusch.

Die Ausstellung ist bis zum 14. April im Kurhaus-Foyer zu sehen, werktags von 8 bis 15 Uhr und bei Veranstaltungen. Infos unter www.denkmalschutz.de.