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Die Amiwiese wird bebaut! – Die Stadtverordneten entscheiden für die Heilsberger Jugend und die Zukunft des Stadtteils

Bad Vilbel. Dreieinhalb Stunden gab es in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung wahlweise Beifall oder Missfallensäußerungen. Der Ort des Geschehens: Die Sitzung des Stadtparlaments. Das heiß diskutierte Thema: Die geplante Bebauung der Amiwiese auf dem Heilsberg. Letztlich beschlossen die Parlamentarier die Offenlegung des umstrittenen Bebauungsplan-Entwurfes mit den Stimmen von CDU und FDP gegen das Votum der SPD, Grünen und Linken.

Die Brisanz des Themas spiegelte sich schon an der ungewöhnlich starken Besetzung der Zuschauerplätze wider: Etwa 50 Männer, Frauen und Kinder verfolgten die Debatte. Ein Großteil kam von der Bürgerinitiative „Rettet die Amiwiese“, leicht erkennbar an den dunkelgrünen T-Shirts mit der Aufschrift „Amiwiese: Mein Spielplatz wird kein Bauplatz!“. Auch die Grünen hatten sich diese Trikots übergestreift. „Wir wollen Frieden auf dem Heilsberg“, startete dann auch deren Fraktionsvorsitzende Hannelore Rabl ihre Rede. Und stellte klar: Die Ökopartei ist gegen jede Bebauung der Amiwiese. Ihr Vorwurf in Richtung Mehrheitsfraktion: „Der CDU fällt nur noch mehr Bauen ein – mit noch mehr Belastung für die Bewohner!“

Erwartungsgemäß anders sah das Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr (CDU). „Die Bebauung ist eine Chance für den Heilsberg und Bad Vilbel und ein Entwicklungsschub für die Infrastruktur.“ Womit er unter anderem die Errichtung einer Dreifeld-Sporthalle und eines Jugendzentrums sowie den Bau einer Straße von der Carl-Schurz-Straße zur Danziger Straße meinte. Und die „aufgelockerte Bebauung“ von 60 Grundstücken mit jeweils rund 500 Quadratmetern Fläche, durch deren Verkauf die genannten öffentlichen Einrichtungen finanziert werden sollen. „Wenn wir jetzt nicht bauen, ist die Chance für Jahrzehnte vertan.“ Stöhr verwies auch darauf, dass die Bebauung bereits seit Jahrzehnten geplant war (damals sogar mit 300 Wohneinheiten), die Realisierung jedoch immer daran scheiterte, dass das Areal einst den USA gehörte.

Knackpunkt der Diskussion war die geplante Erschließungsstraße. Die, so der Bürgermeister, würde den Rettungsdiensten eine bessere Durchfahrt gewährleisten und beispielsweise die Friedenstraße und den Samlandweg um bis zu 50 Prozent entlasten, weil die Autos eben andere Wege nutzen würden. Nämlich durch die Schurz-Siedlung, was deren Anwohner erzürnt, die viel Lärm und Abgase befürchten.

Alternativen gebe es aber nicht, hielt CDU-Fraktionsvorsitzender Josef Maetz dagegen. Eine Anbindung über Berkersheim habe das Frankfurter Stadtparlament erst Ende Mai abgelehnt. Auch eine Straße über den jetzigen Feldweg Richtung Berkersheimer Weg in die Innenstadt mache keinen Sinn.

Mit dem 39-seitigen Umweltbericht zum B-Plan befasste sich besonders intensiv Peter Paul. „Die voraussichtlichen Umweltauswirkungen werden als erheblich eingestuft“, zitierte der Grüne. Und brachte entdeckte Pflanzen wie Weißes Labkraut, Zaunwicke oder Rot-Klee ins Gespräch sowie den Bläuling (eine Schmetterlingsart) und den Hummelschweber (ebenfalls ein Insekt). Zu seinem Bedauern fanden die Schreiber der Stellungnahme trotz intensiver Suche und trotz des geeigneten Ambientes auf der Amiwiese keine Feldhamster oder Zauneidechsen.

Keine Mehrheiten fanden die Anträge von SPD, Grünen und Peter Ringel (Linke), den CDU-Entwurf zu verändern. Die SPD wollte nur 25 Grundstücke bebauen plus Sporthalle und Jugendzentrum und damit 80 Prozent der Amiwiese als Bürger- und Freizeitpark erhalten. Dabei würde jedoch eine Finanzierungslücke von 1,9 Millionen Euro entstehen, wie Fraktionsvorsitzender Hans-Ulrich Callies einräumte. Kostendeckend wäre der Verkauf von 32 Grundstücken, so der Sozialdemokrat.

„Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“, bewertete Heike Freund-Hahn den SPD-Vorschlag als „halbherzig“.

Die Grünen schlugen vor, nur ein Sport- und Freizeitzentrum zu bauen – an der Stelle des abzureißenden Georg-Muth-Hauses. Alf Haubitz griff die CDU an: „Den Leuten zu sagen, du musst dem B-Plan zustimmen, damit deine Kinder turnen dürfen, ist Erpressung!“ Der Grüne regte eine Mediation unter Federführung von Ehrenbürgermeister Günther Biwer an. Und erntete dafür die Kritik von Jens Völker (CDU): „Das bringt nichts, weil die BI nicht kompromissbereit ist!“ Seine Partei habe immerhin das Christeneck als neue Freizeitfläche ins Gespräch gebracht. „Da kullern die Bälle auf die B3a“, hatte Haubitz zuvor moniert. Und sich von Josef Maetz diesen Zwischenruf eingehandelt: „Das schafft noch nicht mal der Ballack!“ (zlp)

Der Entwurf des Bebauungsplans „Taunusblick“ liegt vom 7. Juli bis 15. August im Bauamt (Friedberger Straße 6) aus. Öffnungszeiten: montags bis donnerstags von 7 bis 15.30 Uhr, freitags von 7 bis 12 Uhr.