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Die Jugend hat das Wort – Kinderbürgermeisterin macht Mut zur eigenen Meinung • Hilft das Wünschen?

Bad Vilbel. Sie waren laut, und sie nahmen bei einem Forum im Schulzentum Saalburgstraße kein Blatt vor den Mund. Jugendliche haben gesagt, was ihnen an ihrer Stadt missfällt. Die Schüler wollen mehr günstige Cafés und Bistros, modernere Ladengeschäfte, einen schöneren Bahnhof und größere Busse. Das ergab eine Diskussionsrunde in zwei siebten Klassen des Georg-Büchner-Gymnasiums und der John-F.-Kennedy-Schule und einer achten und neunten Klasse der Brunnenschule. Vor Vertretern der Stadt, darunter Bürgermeister Thomas Stöhr, der die Anregungen ins Rathaus mitnahm, und gemeinsam mit der Kinderbürgermeisterin Sylvia Becker-Pröbstel präsentierten die Jugendlichen ihre Ergebnisse.

Wenig begeistert sind die Zwölf- bis 14 Jährigen von dem Bad Vilbeler Freizeitzentrum in der Saalburgstraße. „Dort fühlt man sich nicht wohl“, sagte Ebru Kuzpinari (12) von der Kennedy-Schule, die zusammen mit Luana Herrmann (14) vom GBG die Veranstaltung moderierte. Die vor zwölf Jahren renovierte Inneneinrichtung sei altmodisch, Rückzugsmöglichkeiten fehlten, hieß es. Ein Umbau solle sich am Vorbild des neuen Jugendtreffpunktes in Dortelweil orientieren. Eine Sanierung sei in Planung, versicherte Jugendzentrums-Leiter Thomas Kahler. „Doch dafür brauchen wir euch.“ Zusammen mit Jugendlichen sollen deren Ideen umgesetzt werden.

Von den Ausgeh- und Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt ist Vilbels Jugend nicht überzeugt. Günstigere Cafés und Bistros sowie jugendorientierte „Klamottenläden“ wünschen sie sich in ihrer Stadt. „Das ist schwierig“, erklärte Bürgermeister Stöhr. Welche Preise die Läden nähmen, liege an den Betreibern. Neue Gewerbe für die Innenstadt zu gewinnen, sei aus Platzgründen problematisch.

Nicht zufrieden sind die Jugendlichen auch mit dem Kinoprogramm und der Ausstattung in der Alten Mühle. Ein kommerzielles Kino, dass die aktuellen Filme zeige, werde es in Vilbel nicht geben, entgegnete der Bürgermeister. Zudem nutzten die Räume in der Mühle auch andere Veranstalter, wie die Musikschule, weshalb eine feste Bestuhlung nicht möglich sei.

Auch mit dem Freibad hätten die Schüler Probleme, sagten Ebru und Luana. Der Eintrittspreis von 2,50 Euro sei bei dem geringen Angebot nicht gerechtfertigt. Über ein Kombibad werde schon lange gesprochen, sagte Stöhr. Erheblich verbesserungswürdig sei die Bussituation in der Innenstadt, sagten die Schüler. „Die Busse sind zu voll“, sagte Ebru. „Und halten nicht überall“. Unzufrieden sind die Jugendlichen auch mit dem Nordbahnhof. „Der ist richtig ekelhaft und kaputt“, meinte Luana. Eine Verbesserung sei aber nur in Kooperation mit der Bahn möglich, so Stöhr. An einer Stelle könnten die Jugendlichen selbst mit anpacken: In der Unterführung zu Kläranlage. Erster Stadtrat Jörg Frank stehe bereits in Kontakt mit der Bahn und der Brunnenschule, um diesen Schandfleck zu bemalen.

Vor allem zentrale „Bewegungsstätten“ fehlen den Jugendlichen. Deshalb wünschen sie sich einen Volleyballplatz, Skateboard-Pipes und offene Sportplätze, die „nicht ständig von Vereinen besetzt werden“. Begeistert seien sie von Sportmöglichkeiten, Brunnen Center und Open-Air-Kino.