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Die Narren im Rathaus – Der Pöbel und seine Häscher kannten keine Gnade mit Stadtoberen • Hilling: So schön war’s noch nie!

Bad Vilbel. „Wir Narren sind jetzt an der Macht, und wenn auch nur bis Fassenacht!“ Das können die Sandhasen-Präsidenten Margot Hilling und Wolfgang Merk seit Samstag verkünden. Nach heftigen Wortgefechten schoss ihre Konfetti-Kanone das Rathaus sturmreif. Ihre Garde drang mit Unterstützung der Schoten ein, ergatterte den Stadtschlüssel und legte Bürgermeister Thomas Stöhr trotz heftiger Gegenwehr und juristischen Einschreitens des Advokaten, Erstem Stadtrat Jörg Frank, in Ketten. Tausendfach jubelten die Menschen mit „Bad Vilbel – Helau“-Rufen den erfolgreichen Eroberern zu, folgten dem Gefangenentransport per pedes zum Hasenstall.

Nur kurz war Stöhrs Gedanke, sich vom Kurhaussteg mit einem beherzten Sprung in die Nidda der Gefangennahme zu entziehen: „Ist mir doch zu kalt“, überlegte der Weichling und feierte lieber, wer will’s ihm verübeln, die heiße Fastnachtsparty mit.

„So schön war’s noch nie“, freute sich Sandhase Horst Hilling, als er sich gegen 15 Uhr durch Menschenmassen den Weg zum Hasenstall und zur Siegesfeier bahnte. Als sich der Zug um 15.11 Uhr am Ritterweiher in Bewegung setzte, sangen, tanzten und schunkelten schon tausende Narren an den Straßenrändern. .

Jubel brandete auf, als sich die Motivwagen, Fußgruppen, und Musikkapellen näherten. Als Spielkarten mit Trumpf und Joker kündigte dahinter der Fan-Club die bunt maskierte Stadtkapelle an.

Der Gymnastische Tanzverein (GTC) präsentierte sich als schicke Cheerleader-Gruppe. Dem Kinderprinzenpaar Lisa II. und Tim I. folgten die Schoten mit Tüten, aus denen sie Knöllchen ins Volk warfen. Gleich dahinter begleitete eine ihrer Tänzerinnen als Hofdame Nadin die strahlende Quellenkönigin Astrid I. Sie warf Blumen-Sträußchen in die jubelnde Menge.

Im temperamentvollen Sambaschritt tanzten die ultrafeschen Mädchen des SC Dortelweil. Schön auch die schwarz-gelben Garden der Bodentrampler Nieder-Erlenbach und die Blauen vom 1. Karnevalistischen Tanzverein. Dem Roten Kreuz folgten die farbige Meute des Waldkindergartens „Matschepampe“ und der Lindwurm der Klasse 4a der Stadtschule in grellem Orange.

Schmissig spielte die Kapelle und tanzte die Garde der Gäste aus Retzbach vor der „Kirche anders“ von der Christuskirche her. Zum Abschluss Sandhasen en masse: Gardemädchen, Kühe, Schweine, Clowns der Tanz- und Gesangsabteilungen sowie ein Wagen, auf dem das müde getanzte Männerballett Platz genommen hatte.

Sie alle wurden am Rathaus jubelnd begrüßt, nur ein Mexikaner motzte: „Wer weckt mich in meiner Siesta? Ist hier etwa große Fiesta? Karamba, was soll das Geschrei? Die Siesta ist noch nicht vorbei!“ Der Bürgermeister war’s, der sich unterm breitkrempigem Hut versteckte.

„Jetzt an die Kanone, die Beamten woll’n wir nicht verschone’. Fangt schnell den Bürgermeister ein! Er soll heut unser Opfer sein“, hielt das Sandhasen-Präsidium dagegen. Bald war der Rathausschlüssel in der Narren Hand. Margot und Wolfgang hießen die Bürger „Willkommen in unserer schönen Stadt, die ein Bad im Namen, aber keine Kurheime hat“. Das Geld aus der Stadtkass’ wollen die Narren nun investieren, um einen Namen für den neuen Kreisel zu kreieren. „Der Narrenkreisel wäre es dann ganz genau. Und in der Mitte stünde groß: „Sandhas Helau!“