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„Reden hält jung“

Die Tagespflege der ASB-Einrichtung feiert fünfjähriges Bestehen

Da ist Leben am Tisch: Der Tag in der Tagespflege Karben startet mit dem gemeinsamen Frühstück. Die Pflegekräfte Birgit Seeger-Kerkoff (hinten) und Elke Rachtahl (rechts) servieren und helfen, wo nötig. Fotos: Kötter
Da ist Leben am Tisch: Der Tag in der Tagespflege Karben startet mit dem gemeinsamen Frühstück. Die Pflegekräfte Birgit Seeger-Kerkoff (hinten) und Elke Rachtahl (rechts) servieren und helfen, wo nötig. Fotos: Kötter

Gemeinsam frühstücken, singen, basteln: Jeden Tag werden zwölf Gäste in der Tagespflege des ASB Karben betreut. Das Angebot feiert seinen fünften Geburtstag.

Karben. Vorsichtig öffnet Birgit Seeger-Kerkoff die Box. „Die Eier habe ich mit meinen Kindern bemalt, als sie noch klein waren“, erzählt Ursula Schmid der Pflegefachkraft. „Das muss“, die 79-Jährige überlegt kurz. „na, das muss schon 50 Jahre her sein.“ Am Frühstückstisch staunen Schmids Sitznachbarn. „Die Eier wollte ich zu diesem Osterfest unbedingt mal mitbringen und euch zeigen“, sagt die Seniorin.

Über 150 Senioren

Die filigran bemalten Ostereier sind damit Symbol für das, was die Tagespflege Karben in den fünf Jahren ihres Bestehens geworden ist: ein Ort der Erinnerungen, des Zusammenseins – und der Freundschaften. Denn die zwölf Gäste, die jeden Tag in wechselnden Konstellationen betreut werden, kommen nicht „nur“, um das Pflegeangebot wahrzunehmen. „Hier ist es immer lustig, wir reden. Das hält jung“, erklärt Olaf Kühnle (82) bestimmt.

Mit vier Probegästen hat die Tagespflege der ASB Wohnen und Pflege Karben GmbH im Januar 2013 begonnen. „Seither haben wir schon mehr als 150 Senioren betreut“, erklärt Pflegerin Birgit Seeger-Kerkoff. Das damals neu erbaute Gebäude neben dem Pflegeheim beherbergt auch den ambulanten Pflegedienst des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) und die Seniorenberatung. „Damit bieten wir in Karben wirklich das gesamte Spektrum der Pflege – von der Tagespflege bis zur vollstationären Betreuung“, erklärt Einrichtungsleiter Jörg Malkemus. Auch für die Gäste hat das einen entscheidenden Vorteil: Für viele sei der Besuch der Tagespflege ein erster Kontakt zur Pflege, einige sind in den vergangenen fünf Jahren dann in die stationäre Pflege gewechselt.

Gemeinsam mit seinem Team hat der Einrichtungsleiter in den Jahren viel erlebt. „Über die vielen lustigen Geschichten, aber auch über die traurigen und wehmütigen Erlebnisse könnten wir mittlerweile ein Buch schreiben“, sagt Seeger-Kerkoff zum Jubiläum.

Tatsächlich ist der Austausch keinesfalls immer nur lustig: Als etwa ein Gast an diesem Morgen von seinem jüngsten Krankenhausaufenthalt erzählt, schießen ihm die Tränen in die Augen. „Seitdem werden die Löcher im Kopf immer größer“, sagt er kopfschüttelnd beim Frühstück.

„Kopf hoch“

Seine Sitznachbarin legt ihm den Arm um die Schultern. „Kopf hoch. Wir müssen uns auf das Schöne konzentrieren.“ Es ist diese Mischung, die für die Gäste eine wahre Bereicherung darstellt. Für die gelernte Krankenschwester und ihre Kolleginnen birgt die Mischung der Gäste durchaus Herausforderungen: Zwischen 65 und 96 Jahre sind die Gäste alt, einige verpflegen sich noch vollständig allein, andere haben bis zu Pflegegrad 4, sind also hochgradig pflegebedürftig. Wichtige Informationen – von Angehörigen, aber etwa auch den aktuellen Medikationsplan des Arztes – findet die Pflegekraft in mitgebrachten Jutebeuteln.

„Das Mittagessen kommt aus der Küche des Pflegeheims, aber wir kochen immer unsere Kartoffeln selbst, jeden zweiten Tag backen wir“, erklärt Pflegekraft Elke Rachtahl. Nach Morgenkreis, Essen und Mittagsruhe wird dann gemeinsam gebastelt – passend zur Jahreszeit etwa die Osterdekoration – oder gespielt.

Arthur Schneider (81) freut sich ganz besonders auf die nächste Runde Bingo: Dafür hat er selbst gemachte Zinnfiguren als Preis mitgebracht. „Früher habe ich die selbst gemacht, heute bastele ich zusammen mit meinen Urenkeln“, erzählt er stolz. Für die anderen Gäste hat er heute eine Handvoll Figuren dabei. So haben die Senioren am Nachmittag, wenn der Bus sie wieder nach Hause bringt, nicht nur allerhand neue Geschichten im Gepäck – sondern auch ein kleines Mitbringsel von einem guten Freund.