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Einstiger Glanz bröckelt

Karben. Dass das hübsche Trauzimmer im Degenfeldschen Schloss kaum genutzt wird, ist kein Wunder: Welche Frischvermählten möchten sich gerne vor einer Bröckelfassade ablichten lassen wie sie das Schloss bietet? Innen ist der erste Eindruck weniger schlimm. Alt, aber in Schuss wirkt das Gebäude in den öffentlichen Bereichen.

Standsicher ist das altehrwürdige Haus. „Die Statik ist in Ordnung“, sagt der für die Stadt-Immobilien zuständige Stadtrat Otmar Stein (CDU), „nichts ist baufällig.“ Die jüngsten Instandhaltungsarbeiten vor sieben Jahren hatten sich auf das Sichern der Statik beschränkt.

Was alles saniert werden muss und – vielleicht noch wichtiger – wofür das Schloss danach genutzt werden kann: Seit Jahren zerbrechen sich die Groß-Kärber darüber die Köpfe.

Als zentrales Vorhaben wurde die Schlosssanierung in die Dorferneuerung aufgenommen. Weil die Stadt früh darauf hinwies, dass ihr das Geld dafür fehlt, setzten die Groß-Kärber auf eine Stiftung, um das Projekt doch zu finanzieren. Die Gründung der „Bürgerstiftung“ steht nun kurz bevor. Doch die Initiatoren haben das Schloss wieder ad acta gelegt. „Das ist ja ein Millionenprojekt“, sagt Stiftungssprecher Ernst Decker. „Das überschreitet als Aufgabe bei weitem die Möglichkeiten einer kleineren bis mittelgroßen Stiftung.“ Oder: „Dafür fehlt der Stiftung das Geld“, sagt Decker.

„Die Aufgabe ist schon gewaltig“, räumt Stadtrat Stein ein. Am augenfälligsten sei die Notwendigkeit der Fassadensanierung. Die veranschlagt Stein grob mit „Minimum eine Million Euro“. Die Sanierung des Nordflügels werde wohl noch einmal so teuer. Und überall im Haus müssten Fenster und Heizung erneuert werden.

Was aus dem Gebäude werden soll, will die Stadt nun Fachleute ausloten lassen. Für gut 30 000 Euro soll die Stadtregierung in Kürze eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben. Ergebnisse erhofft sich Stein für den Herbst. Am liebsten möchte Stein den sanierten Nordflügel vermieten: „Damit die Mieteinnahmen wenigstens die künftige Instandhaltung decken.“ Das Trauzimmer und das Landwirtschafts- und Heimatmuseum sollen weiter im Haus bleiben.

Auch wenn das Vorhaben derzeit hinter Hallenbadsanierung und Kita-Bauten zurücksteht, beginnt doch die Zeit zu drängen: Für die Fassadensanierung will die Stadt gerne Fördergelder aus der Dorferneuerung nutzen. Die aber läuft 2016 aus. Nutzen möchte der Stadtrat die Fördergelder auch für eine Gestaltung des Vorplatzes. Kopfsteinpflaster solle dort dafür sorgen, „dass die Anlage wieder Schlosscharakter“ bekommt. (den)