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Feuer im Altenheim – 94-Jährige stirbt beim Brand im Ago-Seniorenzentrum in Windecken

Nidderau. An der Tür des Verwaltungszimmers hängen noch die Weihnachtsgrüße: „Beste Wünsche für ein glückliches und gesundes neues Jahr.“ Knapp eine Woche nach Heiligabend und zwei Tage vor dem Jahreswechsel herrschen jedoch Trauer und Bestürzung im Nidderauer Ago-Seniorenzentrum. Plötzlich ist alles nicht mehr so, wie es einmal war.

In der Nacht zum Freitag (29. Dezember) war ein Feuer in einem der Zimmer im Erdgeschoss ausgebrochen. Emma F. (94), Heimbewohnerin seit 1999, wurde Opfer der Flammen. Vermutlich war es eine umgefallene Nachttischlampe, die den Brand in ihrem 25 Quadratmeter großen Raum ausgelöst hatte. So jedenfalls mutmaßten die Brandermittler der Kriminalpolizei am Tag danach. Hinweise auf einen anderen technischen Defekt, wie etwa ein Kurzschluss am elektrisch betriebenen Bett, gebe es bislang nicht.

Gegen 0.45 Uhr hatte ein Pfleger das Feuer entdeckt. Sofort versuchte er mit einem Feuerlöscher die Flammen noch einzudämmen, um die Bewohnerin zu retten. Doch das Feuer war schon zu stark, dichter Rauch hatte sich ausgebreitet. Für Emma F., die in letzter Zeit nur noch mit fremder Kraft ihr Bett verlassen konnte, kam jede Hilfe zu spät.

Dem 35-jährigen Angestellten gelang es nicht, die ursprünglich aus Polen stammende Bewohnerin zu retten. Er zog sich durch seinen Rettungsversuch Brandverletzungen zweiten bis dritten Grades an den Händen zu und musste anschließend in einer Klinik behandelt werden.

Zuvor konnte er jedoch noch den Brandschutzbeauftragten des Heimes verständigen und den Feueralarm auslösen. Gleichzeitig hatte in der Brandmeldestelle des Main-Kinzig-Kreises die automatische Feuermeldeanlage Alarm ausgelöst. Ein Großeinsatz der Feuerwehren aus Nidderau und Hanau verhinderte das Übergreifen der Flammen auf die Nachbarzimmer und den restlichen Flügel des Traktes, der 1997 erbaut wurde. Notärzte und Rettungskräfte evakuierten vier unverletzte Bewohner, die in derselben betreuten Wohngruppe „Kräutergarten“ mit dem gemeinsamen Wohn- und Essbereich schliefen. Vorläufig wurden sie im Gymnastikraum eines anderen Gebäudeteiles untergebracht, wie die stellvertretende Pflegedienstleiterin Ulrike Pirzer angab. Dennoch gab es am Freitag nur ein Thema für viele der 180 Bewohner des Seniorenzentrums sowie unter den Angestellten. Heimleiter Michael Ritter hatte vorsorglich Kontakt zu allen Pfarrern in den umliegenden Gemeinden gesucht, um die seelsorgerische Betreuung sicher zu stellen.

Auch Geschäftsführer Mathias Neumayer der Ago-Betriebsgesellschaft, die noch zwei weitere Heime in Nordrhein-Westfalen und Sachsen betreibt (in Nidderau seit 2004), war aus Köln angereist. Sofort hatte er die Überprüfung aller automatischen Brandmeldeanlagen im Haus durch eine Spezialfirma angeordnet. Eine Fehlfunktion der Anlage konnte jedoch ausgeschlossen werden, auch im Zimmer der Toten. Die Notfallmaßnahmen wurden alle gemäß dem Rettungsplan in der Brandnacht durchgeführt,, stellte Neumayer fest: „Der Pfleger hatte alles Menschenmögliche getan, um die Bewohnerin zu retten.“ (FNP)