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Feuerteufel unterwegs

Anwohner und Feuerwehr erleben eine schlaflose Nacht – Polizei schnappt Wetterauer (37) auf frischer Tat

Von dem angezündeten Abschleppwagen auf einem Tankstellengelände an der Uferstraße in Kilianstädten bleibt nur noch das Gerippe übrig. Foto: Maren Siefert
Von dem angezündeten Abschleppwagen auf einem Tankstellengelände an der Uferstraße in Kilianstädten bleibt nur noch das Gerippe übrig. Foto: Maren Siefert

Durch die Aufmerksamkeit von Anwohnern ist es der Polizei gelungen, einen 37-jährigen mutmaßlichen Brandstifter in Büdesheim auf frischer Tat zu ertappen und festzunehmen. Zuvor hatte der Mann vermutlich mindes- tens drei Feuer gelegt.

Schöneck. Nach Angaben von Gemeindebrandinspektor Thomas Walter war der erste Alarm in dieser Nacht um 22.25 Uhr bei der Feuerwehr eingegangen. An der Uferstraße, auf dem Gelände einer freien Tankstelle, habe ein dort abgestellter Abschleppwagen in Flammen gestanden. Während der Nachlöscharbeiten wird Walter um 23.06 Uhr von der Leitstelle zu einem Zimmerbrand in Büdesheim in der südlichen Hauptstraße gegenüber dem Feuerwehrgerätehaus alarmiert. Sofort habe er die Einsatzstelle in Kilianstädten verlassen und sei mit dem Kommandowagen nach Büdesheim gefahren, um dort die übrigen Ortsteilwehren zu alarmieren. Außerdem seien die Kollegen aus Nidderau mit ihrer Drehleiter zu Hilfe gerufen worden, denn das Fachwerkhaus habe wie der Abschleppwagen bereits in Vollbrand gestanden.

Um dem Feuer Herr zu werden, habe man fünf Einsatztrupps mit schwerem Atemschutz und einer Wärmebildkamera gebraucht. „Personen kamen bei dem Brand nicht zu schaden, der Eigentümer des Hauses hielt sich bei Ausbruch des Feuers nicht in dem Gebäude auf“, berichtete der Wehrführer.

Vor vier Uhr keine Ruhe

Noch während dieses Einsatzes meldete ein Mitarbeiter der Gemeinde, der auf dem Weg nach Kilianstädten gewesen sei, um dort weiteres Streusalz zu holen, um einer Vereisung der Südlichen Hauptstraße durch Löschwasser vorzubeugen, dass auf dem Feld zwischen den beiden Ortsteilen etwa 40 Strohballen brennen würden. Gemeindebrandinspektor Walter kommandiert daraufhin die Oberdorfelder Wehr zu dem neuen Brandherd. Da keine Gefahr für die Umgebung bestanden habe, hätten die Feuerwehrleuten beschlossen, die Strohballen kontrolliert abbrennen zu lassen. „Die letzten Einsatzkräfte der Wehren lagen gegen vier Uhr in ihren Betten“, so Thomas Walter.

Die Polizei kommt dem Täter auf die Spur, als dieser in Büdesheim einen Briefkasten sprengt und Anwohner durch den Knall aufgeschreckt werden. Die alarmierten Beamten konnten einen 37-jährigen Mann in der Nähe des Tatorts festnehmen, er sitzt in Untersuchungshaft und wird verhört. Pressesprecher Rudi Neu vom zuständigen Polizeipräsidium Südost-hessen in Offenbach berichtete, der Mann sei wegen Eigentums- und Drogendelikten bei der Polizei aktenkundig.

Am Tag nach der Brandserie sind die Spuren noch deutlich zu sehen. Vom Führerhaus des Abschleppwagens, der zwischen zwei anderen Autos geparkt ist, bleibt nur noch ein Gerippe übrig, Schaumspuren zeugen vom Einsatz der Feuerwehr. Auf dem Feld kokeln die Reste der Strohballen vor sich hin und eine Rauchspur zieht über das freie Feld. In Büdesheim ist der Eigentümer des Hauses, der dort auch einen Imbiss betreibt, mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. „Ich war in der Küche beim Aufräumen und habe zunächst nichts bemerkt“, berichtet er. „Plötzlich kam ein Nachbar im Schlafanzug angerannt und rief, es brenne nebenan. Zum Glück ist die Feuerwehr genau gegenüber und hat deshalb schnell eingreifen können, sonst wäre das Fachwerkhaus wohl abgebrannt“, der Mann ist noch geschockt von den nächtlichen Ereignissen. Der Täter hat die Tat eingeräumt. Ob er für weitere Brände in Frage kommt, müssen die weiteren Ermittlungen ergeben. Der Schaden bei allen Bränden wird auf rund 35 000 Euro geschätzt, meldet die Polizei am Dienstagnachmittag der Vorwoche.