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Frau für alle Fälle

Elke Stelz ist Hauspatin für Flüchtlings-Gemeinschaftsunterkunft

Plausch in der Küche: Hauspatin Elke Stelz bespricht mit den Bewohnern der Max-Planck-Straße 6 aktuelle Anliegen. Foto: Kötter
Plausch in der Küche: Hauspatin Elke Stelz bespricht mit den Bewohnern der Max-Planck-Straße 6 aktuelle Anliegen. Foto: Kötter

Eine kaputte Waschmaschine, ein neues Küchenregal, Ärger um den Putzplan: Wenn 22 Menschen unterschiedlicher Herkunft unter einem Dach leben, gibt es immer etwas zu tun. Elke Stelz ist Ansprechpartnerin für große und kleine Probleme.

Karben. Der Handwerker verlässt gerade das Haus, als Elke Stelz eintrifft. Dieses Mal war es eine kaputte Waschmaschine. „Ich fahre jetzt erst einmal ins Lager und schaue, ob ich noch Ersatzteile dafür habe“, sagt der Elektriker. Stelz nickt und freut sich, dass das Problem angegangen wird. Bei ihrem heutigen Besuch in der Max-Planck-Straße 6 kann sie ihren Schützlingen damit gute Neuigkeiten verkünden. Denn Elke Stelz ist Hauspatin für die Flüchtlingsunterkunft – und damit erste Ansprechpartnerin bei defekten Elektrogeräten und Co. Die Idee für die Hauspaten ist einfach. „Es gibt nicht ausreichend Paten, dass jeder Flüchtling einen eigenen Ansprechpartner bekommt“, erklärt Hans-Martin Thomas von der Flüchtlingshilfe Karben. „Der Hauspate ist in erster Linie Ansprechpartner für alle Flüchtlinge in der Unterkunft, aber auch bei Problemen mit dem Gebäude.“ Bei letzterem leitet Stelz Anfragen meist direkt an die Stadt weiter.

Unbürokratisch lösen

Ein- bis zweimal pro Woche kommt die 56-Jährige in die Max-Planck-Straße 6, um nach dem Rechten zu sehen. Die Flüchtlinge kennen sie auch als Organisatorin der regelmäßigen Fahrradwerkstatt und kommen auch bei dieser Gelegenheit gezielt auf sie zu. „Ich werde durchaus als Ansprechpartnerin wahrgenommen, und sie kommen direkt zu mir“, erzählt sie von der Kommunikation.

Bei ihrem heutigen Besuch wird Stelz bereits erwartet. „Frau Elke!“, rufen einige junge Männer lächelnd, als die Karbenerin die Treppe ins Obergeschoss hochkommt. Sie freuen sich, als sich Stelz zu ihnen setzt und über aktuelle Fragen und Sorgen spricht. „Sie tut so viel für uns“, sagt Ahmed Ratshem aus Pakistan (35). „Wir kennen die Kultur noch nicht. Sie erklärt uns, wie wir uns verhalten müssen und hilft beim Dolmetschen.“ Dabei ist Stelz bei den Bewohnern vor allem für ihren Pragmatismus beliebt. Natürlich müsse sie Anfragen gerade zum Gebäude weiterleiten, erklärt sie. „Aber kleinere Probleme löse ich durchaus auch mal unbürokratisch.“ So wurde sie kürzlich nach einem Staubsauger gefragt – und hat kurzerhand einen mitgebracht.

Bei anderen Problemen kann sie nicht helfen: „Zum Beispiel sind die Zimmer standardmäßig mit Kleiderschränken ausgestattet“, erklärt sie. In diesen sei viel Platz zum Hängen – doch viel mehr seien Fächer zum Stapeln gefalteter Wäsche nötig. „Da kann ich nichts machen, sondern gebe das als Anregung an die Stadt weiter.“

Ideen kollidieren

In ihrer Rolle als Vermittlerin ist es für Stelz immer wichtig, auch gute Neuigkeiten zu verkünden. Denn beim Zusammenleben von 22 Menschen unterschiedlicher Herkunft kommt es schnell einmal zu Konflikten.

Dabei hat Stelz mit ihrer Aufgabe dazugelernt. Die Sauberkeit etwa ist immer wieder ein Problem – denn bei Dutzenden Mitbewohnern, das kennen auch Studierende aus WG-Zeiten, kollidieren oft verschiedene Vorstellungen von Ordnung, weiß Stelz. „Ich habe daher viel ausprobiert, Putzpläne, aber auch neue Putzutensilien zur Motivation“, erklärt sie. Ganz vermeiden ließen sich kleinere Streitereien aber nicht.