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Gemüsesuppe

Das Wort zum Sonntag

Pfarrerin Mey
Pfarrerin Mey

Ich koche gerne und wenn „Restverwertung“ auf dem Speiseplan steht, wird daraus oft eine Suppe. Kürzlich war ich von meinem Ergebnis sehr angetan. Meine Kinder waren es nicht.

Mit lustlosen Gesichtern haben sie gelöffelt, was ihnen gerade noch genießbar schien. Da fiel es auch uns Erwachsenen schwer, mit Genuss zu essen. Nörgeln steckt leider an, oder umgekehrt ausgedrückt: Meine eigene Freude an etwas, möchte ich gerne mit anderen teilen.

Ob es Gott auch manchmal so geht? Er hat eine wunderbare Welt erschaffen: mit Bergen und Meer, Wüsten und Flüssen, Marienkäfern und Tigern, Elefanten und Gorillas, mit Gewitter, Eisregen (gerade heute, als ich dies schrieb), strahlender Sonne und noch viel mehr. Aber so richtig dankbar oder zufrieden sind wir Menschen selten. Das Wetter ist zu schlecht, die Schnecken haben den Salat gefressen, die Berge sind zu hoch und das Meer zu kalt. „Ich kann nicht klagen“, sagen wir manchmal auf die Frage: „Wie geht’s?“ Das klingt fast so, als würden wir lieber klagen. Wer sucht, findet immer einen Grund zum Klagen, Nörgeln oder Jammern.

Wie schön, dass dies auch für das Gegenteil gilt: Wer sucht, findet auch immer einen Grund zum Danken, zur Freude oder zum Loben. Vor vielen Jahrhunderten hat einer diese Haltung aufgeschrieben. In Psalm 139 steht (Vers 14): „Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.“

Dieser Mensch dankt nicht stolz oder überheblich für seine Leistung, sondern er dankt seinem Schöpfer für seine Existenz und lobt Gott für alle seine Werke. Ganz sicher ist im Leben dieses Menschen auch nicht immer alles „eitel Sonnenschein“ gewesen. Aber seine Grundhaltung Gott und dem Leben gegenüber ist Dank und Lob. Ich bin mir sicher, dass er ein glücklicherer Mensch war.

So eine Haltung wünsche ich mir und Ihnen.

Pfarrerin Ulrike Mey,

Evangelische Christuskirche

Bad Vilbel