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Grüne überholen SPD

Bad Vilbel/Karben. Bedrückte Mienen bei der SPD, bittersüßes Lächeln bei der CDU, strahlende Gesichter bei Grünen und AfD. So kann man nicht nur das hessische Wahlergebnis, sondern auch das des südlichen Wetteraukreises zusammenfassen. Tobias Utter (CDU) konnte hier sein Direktmandat verteidigen, obwohl in einigen Wahllokalen der Grüne Clemens Breest mehr Stimmen auf sich ziehen konnte.

Die Bad Vilbeler Grünen haben noch einen Grund mehr zur Freude, denn Kathrin Anders wird über die Landesliste in das Parlament einziehen. Insgesamt werden somit acht Wetterauer im Landtag vertreten sein (Tobias Utter, Norbert Kartmann und Lucia Puttrich (alle CDU), Lisa Gnadl (SPD), Kathrin Anders, Jörg-Uwe Hahn (FDP) sowie Klaus Herrmann und Andreas Lichert von der AfD.

FOKUS AUF BAD VILBEL

»Ich bin dankbar, dass wir unsere Anstrengungen der vergangenen Wochen so positiv abschließen konnten«, bilanzierte Breest – er erhielt nach Auszählung von rund 90 Prozent der Wahllokale 21,3 Prozent der Erststimmen, die Grünen 23 Prozent der Zweitstimmen. Die Wähler seien ihm aufgeschlossen und wohlwollend begegnet, der Einsatz auch außerhalb Bad Vilbels habe sich gelohnt.

Mit seinem zweiten Platz bei den Erststimmen könne er motiviert weitermachen. Breest freut sich auch darüber, dass mit Tobias Utter, Jörg-Uwe Hahn und Kathrin Anders gleich drei Vertreter aus Bad Vilbel kommen. Das habe sich schon bei der Hessentagsvergabe positiv ausgewirkt und werde weiter den Fokus auf die größte Wetterauer Stadt lenken.

Andere Erfahrungen hat Mirjam Fuhrmann, Bad Vilbeler Direktkandidatin für den Südkreis, im Wahlkampf gemacht. Sie muss sich mit dem dritten Platz zufriedengeben, erreichte 20,3 Prozent der Erststimmen, die SPD holte 17 Prozent der Zweitstimmen. »Ich hätte das so nicht erwartet, da hat wohl einiges mitgespielt, was wir in Hessen nicht zu verantworten haben«, spielte sie auf den Niedergang der Sozialdemokratie in Berlin an. Leute hätten ihr bei Gesprächen gesagt, dass die SPD nicht für sie wählbar sei, dass die Partei abgestraft werden müsse.

»Das muss Konsequenzen haben, wir in Hessen können aber nur wenig ändern«, war sie überzeugt. Dennoch wolle sie der Kommunalpolitik treu zu bleiben. »Ich bin meinen Themen wie Bildung nachgegangen, wollte authentisch bleiben.« Die SPD brauche nun vor allem junge Leute mit frischen Ideen.

NEGATVES AUS BERLIN

Der Sieger des Abends, Tobias Utter (30,3 Prozent der Erststimmen, 29 Prozent der Zweitstimmen für seine CDU) freute sich, dass er seine zehnjährige Arbeit in Wiesbaden fortsetzen kann, so wie seine Parteikollegen Norbert Kartmann und Lucia Puttrich in den anderen Wetterauer Wahlkreisen. Doch auch er sah seine Bemühungen »von Berlin negativ beeinflusst und durch die Diesel- und Ausländerdebatte beschädigt. Er hätte für seine und die Leistungen der hessischen CDU ein besseres Ergebnis erwartet.

Dass Breest und nicht Fuhrmann sein ärgster Konkurrent werden würde, damit habe er durchaus gerechnet. Im Wahlkreis seien CDU, FDP und Grüne traditionell über dem Landesdurchschnitt, SPD, Linke und AfD hingegen darunter.

Das bewahrheitete sich auch für die AfD. Während Klaus Herrmann im nördlichen und Andreas Lichert im östlichen Wahlkreis Ergebnisse weit über dem Landesdurchschnitt einfuhren, blieb Michael Kuger im Süden dahinter zurück. Er erhielt 10,8 Prozent der Erststimmen, die AfD 11,5 Prozent.

Auf die FDP und Jörg-Uwe Hahn entfielen 7,9 Prozent der Erststimmen sowie 7,8 Prozent der Zweitstimmen. Anja El Fechtali (Linke) erhielt 4,2 Prozent, ihre Partei 5,2 Prozent. Raimo Biere (Freie Wähler) holte vier Prozent, die FW 3,2.

Von Thomas Kopp