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Grüngürtel oder Wohnviertel? – 250 Anwohner vom Heilsberg bei der Anhörung über die Pläne zur Bebauung der Amiwiese

Bad Vilbel. „Die Amiwiese ist die beste Jugendeinrichtung. Sie soll zugunsten einer neuen vernichtet werden, von der keiner weiß, ob sie angenommen wird.“ Brausenden Applaus von etwa 250 Heilsbergern erntete der Vorsitzende der Bürgerinitiative „Rettet die Amiwiese“, Uwe Wittstock, für diese Aussage.

„Der Heilsberg wurde mit der Amiwiese als Ort der Erholung, an dem man die Seele baumeln lassen kann, konzipiert. Lassen Sie ihn so oder gestalten sie die Wiese als Park“, forderte ein Bürger.

Dreieinhalb Stunden lang erklärten Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr, Bauamtsleiter Erik Schächer, Planerin Anja-Kristina Mann vom Friedberger Büro BLFP Frielinghaus und Verkehrsplaner Professor Rüdiger Storost im großen Saal des Georg-Muth-Hauses den Bebauungsplan der Amiwiese mit dem klangvollen Namen „Taunusblick“ und nahmen Anregungen entgegen.

Äußerst diszipliniert verlief die Diskussion, die gegen 22 Uhr erst beendet wurde, als es wirklich keine Wortmeldung mehr gab. Knapp 20 Seiten nahm der Fachdienstleiter Planung und Stadtentwicklung, Claus Biermann, mit, um die notierten Vorschläge und Einwendungen im weiteren Verfahren zu berücksichtigen. „Das letzte Wort über den Bebauungsplan hat das Stadtparlament“, machte der Bürgermeister deutlich.

Wie ein Entwurf auf dem insgesamt 81 900 Quadratmeter großen Areal umzusetzen sein könnten, erläuterte Planerin Mann. Ein gutes Viertel (21 900 Quadratmeter) stehe für den Gemeinbedarf (Sporthalle, Jugendräume) zur Verfügung. 12 500 Quadratmeter würden für die Erschließung benötigt, 2400 Quadratmeter für Parkplätze. Ein 5700 Quadratmeter umfassender Grünstreifen mit Spiel- und Freizeitflächen verbinde das Baugebiet mit der freien Landschaft entlang eines Fußweges, der den Plattenweg als Rundweg vollendet. In aufgelockerter Form sollen 61 Ein- und Zweifamilienhäuser entstehen. Die Südausrichtung ermögliche Passivbauweise und Nutzung von Photovoltaik. Als Haupterschließungsweg sei eine sechs Meter breite Verbindungsstraße mit 2,50 Meter breiten Geh- und Radwegen sowie zwei Meter breiten Grün- und Parkstreifen zwischen Carl-Schurz-Straße und Danziger Straße vorgesehen. Dort könne laut Storost die Geschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde beschränkt werden, da über die Nutzung durch die Heilsberger Bürger hinaus kein Fremdverkehr zu erwarten sei. Von dieser Straße gingen vier Meter breite Zufahrten mit zwei Meter breitem Park- und Grünstreifen zu den Häusern ab, die verkehrsberuhigt gestaltet werden könnten.

Storosts Untersuchungen ergaben bei den drei hoch belasteten Ein- und Ausfahrten zum Heilsberg eine Entlastung der Straße am Hang von heute 2400 auf dann 2050, der Friedensstraße von 2900 auf 2350, am deutlichsten des Samlandweges von 2600 auf 1000 Fahrzeuge in 24 Stunden. Die neue Verbindung werde maximal von 2500 Fahrzeugen genutzt werden. Eher sei jedoch damit zu rechnen, dass ein Teil des Verkehrs auf den freieren Samlandweg zurück pendeln werde. In Spitzenstunden würden erfahrungsgemäß zehn Prozent des Tagesaufkommens erreicht. Das wären maximal 250 Fahrzeuge – ein Auto alle 18 bis 20 Sekunden.

Bauamtsleiter Erik Schächer hat beim Einlesen in alte Unterlagen den Hinweis gefunden, dass 1996, bei einer öffentlichen Versammlung mit 90 Zuhörern, die Carl-Schurz-Straße als Erschließungsstraße für ein Baugebiet auf der Amiwiese bejaht und als solche bekannt gemacht worden sei.

Nachdem bereits 1956 über eine Bebauung des Areals gesprochen worden sei und der Flächennutzungsplan diese Möglichkeit vorsah, habe bereits 1993 eine Bürgerbeteiligung stattgefunden, erklärte Stöhr. Damals seien bis zu viergeschossige Gebäude mit 300 Wohneinheiten geplant gewesen. Mit Blick auf die Dichtevorgaben der damaligen Landesregierung für Dortelweil-West warnte er: „Wenn wir diesen Bebauungsplan ,Taunusblick’ nicht beschließen, kann auf Grund der Begrenztheit von Bauland im Rhein-Main-Gebiet ein anderer Plan mit deutlich höherer Verdichtung kommen.“

Peter Gellings berichtete von Heilsbergern, die nach Dortelweil führen, weil der Verein in ihrem eigenen Stadtteil nicht genug Hallenkapazitäten habe.

Auch für die Wohnbebauung gebe es Bedarf, erklärte Stöhr. Ohne dass die Stadt dafür geworben habe, gebe es Bauplatzbewerbungen im zweistelligen Bereich. Eine einzige junge Frau fasste den Mut, sich zu einer Bebauung der Amiwiese zu bekennen: „Wir wohnen auf dem Heilsberg zur Miete und würden gern bauen, weil es uns hier gefällt. Die Amiwiese würde uns das ermöglichen.“