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Händler vernetzen sich – Neuer Vorstand bringt Ideen in den Gewerbeverein und strebt Kooperationen an

Karben. Frischer Wind kommt in Karbens Handel und Industrie auf: Ein neuer Vorstand belebt die Arbeit des Gewerbevereins. Der soll nicht bloß für den Standort Karben werben, sondern die Interessen der Gewerbetreibenden örtlich und regional vertreten.

Der jüngste verkaufsoffene Sonntag war für den Gewerbeverein ein Zeichen des Neustarts. Vergangenen Herbst hatte ein neuer Vorstand den bisherigen abgelöst. Die treibenden Kräfte bilden nun die Führungsriege: Marketingfachmann Mike Barowski, Rewe-Einzelhändler Michael Fuchs und Volksbanker Thorsten Schorr.

Aus seiner Lethargie wollen sie den Gewerbeverein herausholen. „Es war nicht alles schlecht“, sagt Michael Fuchs, doch seien viele Aktivitäten über die Jahre hinweg eingeschlafen. „Trotz des großen Einsatzes von Werner Vieth“, des bisherigen Vorsitzenden. Vorwürfe will dessen Nachfolger Barowski nicht erheben. Dass sich Mitglieder nicht mehr genügend engagieren, sei ein Problem vieler Vereine. Auch seien fehlende Ideen nicht ungewöhnlich, wenn ein Vorstand zehn Jahre lang im Amt sei.

Neue Ideen haben die neuen Frontleute: Der erste verkaufsoffene Sonntag ist ein Beispiel: „Karben bietet ja mehr als das Selzerbrunnencenter“, erklärt Michael Fuchs. Also kutschierte ein Shuttlebus die Besucher in die Klein-Kärber Rathausstraße, zum Baumarkt, in die Baumschule, zum Berufsbildungswerk. „Überall war ordentlich etwas los und die Händler waren zufrieden“, urteilt Fuchs.

Und ein zentrales Problem des Einkaufsstandortes Karbens wurde so gelöst: „Es liegt nicht alles so zentral beisammen wie in der Frankfurter Straße in Bad Vilbel.“ Überall mit dem Auto vorzufahren, sehe mancher Kunde ja auch als Vorteil an. Anderseits müssten die Händler die Demografie beachten, ermahnt Barowski: Auch Senioren ohne Auto wollten einkaufen. Trotz des neuen, agilen Vorstands kann sich keines der Mitglieder zurücklehnen: „Wir sind nicht die Unterhaltungskasper“, sagt Mike Barowski. Wichtig sei, dass sich die Mitglieder selbst engagierten. Beispielsweise bei örtlichen Veranstaltungen wie dem Klein-Kärber Markt. Der Gewerbeverein brauche seine Kraft für die eigenen Veranstaltungen. „Aber wir stehen gerne mit Rat und Tat zur Seite.“

Am Wichtigsten ist den neuen Vorstandsleuten, die Kommunikation zwischen den Gewerbetreibenden wieder anzuschieben. „Das Networking aktivieren“, wie es Barowski neudeutsch nennt. Das könne einem Mitglied beispielsweise bei Platznot helfen, wenn es sich umhören könne, wo in der Stadt Gewerbeflächen verfügbar sind.

Eine neue Internetseite und der neue monatliche Newsletter per E-Mail sind erste Schritte für die bessere Kommunikation, erklärt Michael Fuchs. Im Bewusstsein, dass Stadt und Gewerbe in Karben auf einander angewiesen sind, wollen die Vereinsleute die „Stimme des Gewerbes“ auch der Politik gegenüber sein. Die Stadt unterstütze Handel und Industrie bereits sehr, lobt Mike Barowski. „Aber Wirtschaftsförderung besteht nicht nur daraus, Bauland zu verkaufen.“ Auf neuen Schwung hoffen die Gewerbetreibenden, wenn mit dem Bürgermeisterwechsel im April die „Ruhesituation im Rathaus“ ein Ende hat, erklärt der Vereinschef.

Nicht nur in der Stadt, sondern auch in der Region wollen die Aktiven des Gewerbevereins künftig das Fähnchen des Standorts Karben hochhalten. „Wir müssen weg vom Denken in Stadtgrenzen“, sagt Michael Fuchs. „Das entspricht nicht den Lebenswirklichkeiten der Menschen.“

Deshalb hat die neue Vereinsspitze bereits Kontakt zum Gewerbeverein in der Nachbarstadt Bad Vilbel aufgenommen. Dass zeitgleich dort das Straßenfest die Massen anlockt und die Karbener ihre Geschäfte sonntags öffnen, soll es möglichst ab nächstem Jahr nicht mehr geben. „Kooperation“, sagt Mike Barowski, „ist besser als Konfrontation.“ (den)