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ITG speckt Baupläne ab – „Neue Mitte“ – Projektentwickler gibt die enttäuschte Braut • Düsseldorfer wollten alles haben

Bad Vilbel. Rückschlag für die Pläne, die Bad Vilbeler Innenstadt neu zu gestalten: Der Düsseldorfer Projektentwickler ITG hat sich teilweise zurückgezogen. Vor allem die Pläne für das Ströbel-Areal haben inzwischen deutlich Federn lassen müssen. Im September 2007 hatte die ITG die 30 Meter breite Gebäudezeile an der Frankfurter Straße auf Initiative der Stadt vom Konditor Karl Ströbel erworben. Dort sollte es mit dem Bauvorhaben Neue Mitte losgehen.

Auf dem Areal sollten als „Frequenzbringer“ für die Innenstadt zwei Kaufhäuser mit je 1400 bis 1700 m² Verkaufsfläche auf zwei Etagen entstehen. Wohnbebauung sei nicht vorgesehen, erläuterte damals der seinerzeitige Stadtbaurat Dieter Peters (parteilos). Zugleich sollte das Parkhaus am Schwarzen Weg entstehen. Die ITG wollte sich daran mit 100 Stellflächen beteiligen und das Projekt realisieren.

Daraus wird nun nichts mehr. Weil über mündliche Absprachen hinaus keine Einigkeit über die Parkplatz-Ablöse erzielt wurde, habe man das Ströbel-Vorhaben deutlich reduziert, erklärt ITG-Projektentwickler Helmut Berends. Nun ist nur noch von einer Ladenzeile im Parterre mit 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche und Wohnraum von 400 Quadratmetern die Rede. Es gebe bereits Miet-Interessenten. In den nächsten Wochen solle eine Bauvoranfrage bei der Stadt eingereicht werden. Darin stehen jetzt nur noch 50 Parkplätze auf dem Ströbel-Areal selbst. „Der große Entwurf ist das nicht mehr.“

Doch die Parkplatz-Ablöse-Frage sei „nur ein Nebenkriegsschauplatz“, räumt Berends ein. Die ITG sei enttäuscht darüber, bei der Neuen Mitte nicht zum Zuge gekommen zu sein. Es sei „eine Person dazwischengetreten“, sagt Berends, ohne den Namen von Dr. Hansgeorg Jehner zu nennen. Eine Zusammenarbeit mit ihm sei nicht möglich gewesen. Die ITG habe eine höhere fünfstellige Summe in die Planungen des Geländes rund um den Zentralparkplatz investiert. „Wir haben über ein Jahr geplant, und dann ist das alles Schall und Rauch“, klagt Berends. Das Ströbel-Areal allein sei für die ITG von der Größe unrentabel, ohne die Option auf die Neue Mitte wäre man gar nicht nach Bad Vilbel gegangen.

Auch aus dem im Januar 2008 verkündeten Projekt eines Fachmarktzentrums zwischen Homburger und Rodheimer Straße sei man inzwischen „aus dem Rennen“. Dort gebe es zwischen der Stadt und Grundstückseigentümern Dissens bei Erschließungsfragen. Damit sei inzwischen auch der Kaufvertrag mit dem örtlichen Bauunternehmen K. L. Schmidt hinfällig, sagte Berends.

Dr. Hansgeorg Jehner sei deutlich eher als die ITG, „mindestens seit 2004“ an dem Projekt Neue Mitte dran gewesen, präzisiert Stadtwerke-Geschäftsführer und Ehrenstadtrat Klaus Minkel. Die Stadtwerke sollen nach einem Stadtverordnetenbeschluss das Parkhaus bauen. Für ihre eigene Liegenschaft habe die Stadt keinen Projektentwickler nötig. Minkel wirft der ITG vor, noch keine konkrete Planung und die Stellplatzberechnung vorgelegt zu haben.

Dr. Jehner habe deutlich mehr Geld in das Projekt investiert als die ITG, „so dass er die älteren und besseren Anrechte auf das Projekt hat“, ergänzt Minkel. Er stehe zudem „für gemeinnützige Stiftungen, die sich im Umfang von Millionen Euro für unsere Stadt einbringen, wie man demnächst sehen wird“. Von allen Klagen sei die Klage der Grünen „die bescheuertste, da man gegen denjenigen vorgeht, der ein ausgewiesener Wohltäter unserer Stadt ist“, ärgert sich Ehrenstadtrat Minkel und verweist auf Dr. Hansgeorg Jehners „Humanistische Stiftung“. Um dem Spiel ein Ende zu machen, habe „die Stadt der ITG bei dem Ströbel-Projekt den roten Teppich ausgerollt und sehr viel Entgegenkommen sowohl bei einem möglichen Bebauungsplan als auch bei einer Genehmigung nach Paragraf 34 signalisiert“. Nur bis heute fehle eine konkrete Planung, auch die Stellplatzberechnung, „so dass die Angelegenheit leider nicht entscheidungsreif ist, unabhängig von dem grundsätzlichen Willen der Stadt, Stellplätze für den Einzelhandel zugunsten des Parkhauses abzulösen“, erklärt Minkel. Seite 3