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Karriereende vor der Haustür – Ex-Profi Markus Beierle lässt seine sportliche Laufbahn beim SC Dortelweil ausklingen

Bad Vilbel. Etwa eine halbe Million Euro soll Hansa Rostock im Frühjahr 2001 auf den Tisch gelegt haben, um Markus Beierle von 1860 München loszueisen. Der Mittelstürmer zahlte das mit fünf Toren in der Fußball-Bundesliga zurück. Nach anderthalb Jahren an der Ostsee wechselte er für 100 000 Euro zum damaligen Zweitligisten Eintracht Frankfurt. Diese letzte ganz große Station in seiner Profilaufbahn hat den mittlerweile 35-Jährigen aus Baden-Württemberg nicht nur wegen der Aufstiege von 2003 und 2005 geprägt: Er ist mittlerweile in Bad Vilbel vor den Toren Frankfurts mit seiner Familie heimisch geworden. Sehr zur Freude des SC Dortelweil, dem Beierle helfen will, den Klassenerhalt in der Bezirks-Oberliga zu schaffen – er kam übrigens ganz ohne Ablöse.

Peter Lutz, den Beierle als „die gute Seele“ des Stadtteilvereins bezeichnet, hatte dem 123-fachen Bundesligaspieler schon vor geraumer Zeit den Vorschlag unterbreitet, seine aktive Laufbahn an seinem neuen Wohnort ausklingen zu lassen. „Ich wollte sowieso nach meiner Karriere im bezahlten Fußball noch ein oder zwei Jahre spielen“, sagt der zweifache Familienvater, der mit seiner Frau, seiner zehn Jahre alten Tochter und dem drei Jahre alten Sohn in unmittelbarer Nähe des schmucken Sportgeländes wohnt.

„Die Trainingsbedingungen sind mit dem neuen Kunstrasen für dieses Niveau wirklich gut, so eine Anlage hat längst nicht jeder Regionalligist“, sagt Beierle.

Als er vor etwa einem Jahr sein Haus in Dortelweil kaufte, spielte Beierle noch für Darmstadt in der „Dritten Liga“. Danach habe es zwar noch Angebote anderer Clubs gegeben, das Richtige aber sei nicht dabei gewesen: „Da war nichts so richtig spruchreif. Außerdem wollte ich es meiner Familie nicht antun, wieder umzuziehen. Meine Tochter geht jetzt in die fünfte Klasse. Und wir haben uns hier häuslich eingerichtet.“

Berührungsängste mit den unterklassigen Fußballern kennt Markus Beierle nicht. „Klar muss man in der Qualität Abstriche machen, aber die Jungs sind okay. Mir macht es viel Spaß“, sagt er. Ein bisschen wird er sich in Dortelweil wohl an die Anfänge seiner Fußballerlaufbahn erinnert fühlen, damals beim TSV Cleebronn und bei Union Böckingen, von wo er noch als Jugendlicher zum VfB Stuttgart geholt wurde. Später wechselte er zum SSV Ulm, dann zu den Stuttgarter Kickers, für die er im Zweitliga-Aufstiegsjahr 23 Tore erzielte. 1998 ging er zum MSV Duisburg und debütierte in der Bundesliga. Zwei Jahre später folgte der Wechsel zu 1860 München. Über Rostock kam der gelernte Zerspanungsmechaniker schließlich zu Eintracht Frankfurt, wo er nach einem halben Jahr den Aufstieg bejubeln durfte. Im entscheidenden letzten Saisonspiel gegen Burghausen traf er zum 3:0. Zwei Jahre später, beim legendären 6:3 gegen Reutlingen, wurde er nach einer Stunde ausgewechselt. Sein damals auslaufender Vertrag wurde von der Eintracht nicht verlängert.

In Dortelweil hat der 32-malige Bundesliga-Torschütze bislang eine ungewohnte Position ausgefüllt. „Ich spiele hier im Defensivbereich, da kann ich gewisse Dinge beeinflussen. Als Stürmer ist man doch mehr von seinen Nebenleuten abhängig“, berichtet er. Trainer Bernd Bunzel sieht das ähnlich. Er will in der Vorbereitung vermehrt Flanken trainieren lassen. „Wenn wir schon einen Mann mit solchen Qualitäten haben, müssen wir ihn auch einsetzen“, sagt der Coach, der von seinem neuen Spieler begeistert ist: „Er macht keinen Wirbel um sich und ist mit seiner Erfahrung auf und neben dem Platz eine Bereicherung für uns.“ Tatsächlich liegt dem Ex-Profi nichts daran, sich beim SC Dortelweil in den Mittelpunkt zu stellen. Dass sich etwa die Gegenspieler gegen ihn besonders anstrengten, sei ihm „noch nicht aufgefallen.“

Wie es für Markus Beierle nach der Saison weitergeht, steht noch nicht fest. Nach rund 15 Profijahren ist er finanziell unabhängig. „Ich bin noch auf der Suche, wohin es gehen soll“, sagt er zu einer möglichen zweiten beruflichen Laufbahn. Die Trainer-B-Lizenz hat er bereits erworben. „Ich könnte mit vorstellen, dass das eine Richtung ist, in der ich mich bewege“, sagt er. (rst)