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Keine Hassreden – Buß- und Bettag

Das Wort zum Sonntag

Dr. Irene Dannemann
Dr. Irene Dannemann

Büßen und beten – das klingt unmodern. Und doch wissen wir im Innern, dass wir andere manchmal verletzen oder unfair sind. Das nicht weiter zu tun, sondern innezuhalten, umzukehren, also mich anders zu verhalten – dazu ermuntert uns immer wieder die Bibel und daran erinnert der Buß- und Bettag.

Im Gottesdienst der evangelischen Gemeinden Bad Vilbels am Mittwoch, 22. November, den wir ökumenisch mit der Pfarrgemeinde Verklärung Christi in der Heilig-Geist-Kirche auf dem Heilsberg feiern, konzentrieren wir uns auf das Thema „Frieden“.

Auch dieses Jahr ist das Beten für den Frieden wieder sehr aktuell, denn in die Sprache haben sich Worte eingeschlichen, die immer stärker Hass verbreiten. Selbstverständliche Formen der Höflichkeit werden missachtet, Spott und verächtliche Worte nehmen in politischen Reden oder an Stammtischen zu. Da hat sich ein Wandel in unsere Sprache eingeschlichen, der für mich vor Jahren noch undenkbar war. Und jetzt ertappe ich mich selbst: Das hasserfüllte Reden färbt auf mich ab. Das berührt mich. Auch wenn ich es mit dem Kopf ablehne, da schleicht sich ein Schatten in meine Seele ein, den ich nur durch bewusstes Wahrnehmen und Gegensteuern bannen kann.

In Psalm 120 heißt es: „Lang genug hat meine Seele gewohnt bei dem, der den Frieden hasst. Ich will Friede, aber ob ich auch rede, sie wollen Krieg.“

Sich mit Fäusten oder Gewalt gegen einen Angriff wehren, das ist inzwischen gesellschaftlich als „entschuldbar“ akzeptiert. Andere Lösungswege scheinen ineffektiv, werden sogar als feige abgetan. Vielleicht ist unsere Situation nicht so krass wie die im biblischen Psalm. Bei uns wird der Frieden selten gehasst, aber er wird als selbstverständlich vernachlässigt, ausgehöhlt und verwässert, so scheint es mir.

Ich möchte Sie einladen, in der nächsten Zeit einmal genau auf die Worte zu achten, die Sie hören, sagen und denken. Und freundlich, zumindest respektvoll von anderen zu denken und sprechen. Und vielleicht bemerke ich: Das tut mir selbst gut und den anderen auch. Das wäre eine Umkehr mitten im Alltag.

Nachdenklich grüßt Ihre

Pfarrerin Dr. Irene Dannemann

Ev. Heilig-Geist-Gemeinde

Bad Vilbel – Heilsberg