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Kommt eine Furt?

Antrag der Grünen zum Abriss der maroden Thylmann-Brücke sorgt für Proteste

Der Ortsbeirat diskutiert an Ort und Stelle die Zukunft der Brücke. Foto: Niehof
Der Ortsbeirat diskutiert an Ort und Stelle die Zukunft der Brücke. Foto: Niehof

105 Jahre lang hat die kleine Brücke direkt hinter der Thylmann-Mühle in Kilianstädten Fußgängern, Landwirten, Anglern und Vogelfreunden die Überquerung der Nidder trockenen Fußes ermöglicht. Damit ist vorerst Schluss – jedenfalls für die Autofahrer.

Schöneck. Der Grund für die Sperrung der Brücke durch einen abschließbaren Pfosten in der Mitte der Auffahrt ist ihr maroder Zustand. Bei einer Sicherheitsüberprüfung hat der Tüv vor kurzem das Abnahmesiegel verweigert. „Einsturzgefährdet“, so lautet kurz und knapp das Ergebnis des Sicherheitschecks. „Wir haben uns daraufhin beim Hessischen Städte- und Gemeindebund erkundigt, was passieren würde, bräche die Brücke unter der Last eines Lastwagens oder Traktors ein. Die unmissverständliche Antwort: „Die Gemeinde haftet“, berichtete Bürgermeisterin Conny Rück (SPD) dem Ortsbeirat Kilianstädten bei einem Ortstermin.

Übergang schließen

Die Fraktion der Grünen hatte bei der vergangenen Gemeindevertretersitzung einen Prüfantrag eingebracht, die Brücke ganz zu schließen und das dahinter liegende Überschwemmungsland als Naturschutzgebiet auszuweisen. Das ersparte der Gemeinde nicht nur die Neubaukosten von rund 450 000 Euro, sondern brächte ihr gleichzeitig auch Öko-Punkte oder Ausgleichsflächen für eventuelle Neubaugebiete ein. Doch dieser Vorschlag stößt nicht überall auf Gegenliebe.

„Wir Milchbauern sind auf das Grünland als Futter für unsere Tiere angewiesen“, argumentierte Ortslandwirt Karl-Otto Wacker. Sechs bis sieben Landwirte teilten sich die Fläche. In Schöneck und Umgebung gebe es keinen Ersatz dafür. Schon allein die Sperrung der Brücke, wodurch die Landwirte gezwungen seien, Umwege von etwa 15 Kilometer pro Fahrt in Kauf zu nehmen, käme sie teuer genug. Neben den Anglern protestierten auch die Vogelfreunde gegen die Pläne. „Wenigstens einmal im Jahr müssen wir mit einem Hubsteiger an die Storchennester zum Saubermachen“, betonte einer der Sprecher. Einen ausgefallenen Vorschlag präsentierten Vertreter der Jagdgenossenschaft: „Wir könnten uns eine Furt statt der Brücke vorstellen. Wenn diese breit genug ist, dann ist das Wasser zumindest im Sommer so flach, dass nicht nur landwirtschaftliche Fahrzeuge das Gewässer passieren können, sondern auch Angler oder Fußgänger barfuß oder mit Gummistiefeln.“

Dieser Vorschlag fand unter den Beiräten und den übrigen Anwesenden allgemeine Zustimmung. Und auch der Vorsitzende des Bauausschusses, Markus Mühlebach (CDU), der an der Ortsbesichtigung teilnahm, versprach, die Anregung mitzunehmen.