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Kunst im HdB-Café

Comedy, Akrobatik, Musik, Verblüffendes, Unbekanntes und manchmal echte Stars – das alles bietet das Kleinkunstcafé im Haus der Begegnung (HdB) – gratis. Und die Künstler freuen sich über eine Experimentierbühne mit dem Wohlfühlfaktor.

Bad Vilbel. Das Bistro des HdB hat eigentlich gar keine Bühne. Doch als die Veranstaltung im Mai 2012 startete, „wurden wir gleich überrannt“, erinnert sich Ulrike Greiner, die Koordinatorin der Begegnungsstätte. Für den Andrang mussten alle Tische raus und sämtliche Stühle rein, 80 Plätze füllten den Raum bis ins vorletzte Eck. Nur ein Platz für die Aufführungen musste an der Theke frei bleiben. Die großen Fensterfronten wurden mit schwarzem Karton abgedunkelt.

34 im Rampenlicht

In den sieben Veranstaltungen traten seither 34 Künstler und Gruppen auf, nach dem Prinzip Nichts ist unmöglich. Das HdB kann keine Gage zahlen, nur eine pauschale Aufwandsentschädigung von 30 Euro – auch wenn die Akteure extra 400 Kilometer weit anreisen, erläutert Dieter Becker, der auch als Conférencier Kai Ahnung durch die Veranstaltungen führt. Den Akrobaten, Zauberkünstler und Variete-Veranstalter lernte HdB-Mitgründer und Ehrenbürgermeister Günther Biwer noch als Pausenkünstler während der Burgfestspiele kennen. Becker nutzte seine Kontakte in die Comedy- und Kleinkunstszene, um für die Veranstaltungsreihe zu werben.

Mit Erfolg. Am Dienstag, 5. März, hat er den Comedian Mathias Jung mit seinem Programm „Der Urlaubs-Checker“ einladen können. Der ehemalige Autor der RTL-Reihe „Sieben Tage, sieben Köpfe“ und Akteur der „Ausbilder Schmidt Show“ ist ebenfalls kostenlos zu sehen.

Warum Künstler, die für ihre Zauber-Show bei Firmenveranstaltungen 1500 Euro verlangen, für lau nach Bad Vilbel kommen? „Das hat auch mit der persönlichen Betreuung zu tun“, erklärt Becker. Aus eigener Erfahrung weiß er, wie angenehm es ist, wenn man nicht in einer abgelegenen Garderobe um Getränke bitten muss, sondern sie am Tresen vom freundlichen Bistro-Team des HdB gereicht bekommt. „Die Künstler fühlen sich bei uns zu Hause.“

Helfer hautnah dabei

Mittlerweile habe sich ein Stamm von 30 ehrenamtlichen Mitarbeitern gebildet, die die HdB-Veranstaltungen betreuen – darunter auch Ehepaare, die gemeinsam Thekendienst machen. Dass sie dabei auch Varieté hautnah erleben können, sei „eine kleine Belohnung für ihr Engagement“, sagt Greiner. Auch das Publikum von acht bis achtzig profitiert. „Weil man dort Sachen zu sehen bekommt, die man vorher und nachher nie wieder sieht“: Noch nicht ganz ausgefeilte Comedy-Shows, experimentelle Musik, Lesungen. Auch Akrobaten traten auf, obwohl die Bistrodecke mit 2,70 Meter keine Manege ist – „aber das muss gehen“, sagten die Künstler. Becker hat ein dichtes Netzwerk an Kontakten. Doch bisweilen sind auch in der Nachbarschaft Stars zu finden. Antje Pode etwa, eine Antipodenkünstlerin mit weltweiten Auftritten, die in Niederdorfelden wohnt. Antipodenkunst, das bedeutet, dass sie auf dem Rücken liegend zum Beispiel Koffer über sich jongliert. Im April hat schon Maik Paulsen zugesagt, ein Hochrad-Artist aus Berlin, der ebenfalls keine Angst vor der räumlichen Herausforderung des Bistros hat.

„Es ist ein Bedarf da an Künstlern, die sich ausprobieren wollen“, sagt Becker – vor allem bei Comedians, von denen „viele noch üben müssen“. Da müsse er dann eher bremsen, „mein Herz schlägt eher für Akrobatik, Jonglage und Zauberei“. Und selbst wenn ungewohnte Auftritte das Publikum sprachlos hinterließen, sei das ein Erfolg, zeige, dass die Kunst bewege.

Obwohl er selbst auch nicht die Programme kenne, die er im HdB bucht, habe er noch nie eingreifen müssen, sagt Becker. Das müsse er nur, wenn jemand rechte Ausfälle hätte. Wenn es dagegen am Nachmittag auch mal zotig werde, dann müssten das eben die Eltern den mitanwesenden Kindern hinterher erklären, meint er schmunzelnd.

Immer für einen Spaß zu haben: HdB-Koordinatorin Ulrike Greiner wird von Kleinkunst-Mitorganisator Dieter Becker (rechts) zu einer spontanen Übung gebeten. Ehrenbürgermeister Günther Biwer gefällt’s. Foto: Deul