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Landrat für Bewerbung

Wetterauer Kreischef Arnold (SPD) spricht sich für Hessentag in Bad Vilbel aus

Bürgernah: Der Wetterauer Landrat Joachim Arnold (SPD) im Gespräch beim Rundgang auf dem Massenheimer Wochenmarkt. Foto: Kurt Sänger
Bürgernah: Der Wetterauer Landrat Joachim Arnold (SPD) im Gespräch beim Rundgang auf dem Massenheimer Wochenmarkt. Foto: Kurt Sänger

Landrat Joachim Arnold (SPD) besuchte kürzlich den Massenheimer Wochenmarkt. Inmitten der Verkaufsstände auf dem Hermann-Freisleben-Platz suchten die Bürger bei einem Glas Wein und kulinarischen Angeboten das zwanglose Gespräch.

 

Bad Vilbel. In der Vergangenheit war das politische Klima zwischen der CDU-geführten Stadt Bad Vilbel und des mehrheitlich SPD-regierten Wetteraukreises in Koalition mit den Grünen und der FDP verkrampft und teilweise vergiftet. Stichworte wie Aula am Georg-Büchner-Gymnasium, Straßenbeitragssatzung, Kreisumlage, nicht genehmigter Haushalt einschließlich der Verwaltungsgerichtsverfahren sowie persönliche Anfeindungen bestimmten die Schlagzeilen. Die politische Kultur war auf einem Null-Punkt angekommen. Doch nach der Kommunalwahl im März wurden die Karten neu gemischt. Die Ampel-Koalition im Wetteraukreis ist Geschichte. Nunmehr regiert im Kreis eine große Koalition von SPD und CDU.

Aber nicht nur aktuelle politische Fragen stehen beim offenen Gespräch bei einem Gläschen Wein mit den Massenheimern auf dem Dorfplatz und später in einer Bürgerrunde im Ahrenshof an, zu der die SPD eingeladen hatte. Eines der Themen ist die erneute Diskussion, eine Bewerbung für den Hessentag voranzubringen. Arnold vertrat hier seine „ganz persönliche Meinung“, wonach man „eine Bewerbung anstreben sollte“. Arnold: „Es gibt Dinge, die sind nicht allein monetär zu bewerten.“ Aber schlussendlich sei dies eine Angelegenheit der Stadt Bad Vilbel. Die Vorteile seien „über den Tag hinaus“ für die Stadt immens. Nicht nur würden Projekte der Infrastruktur gefördert, betont der Landrat. „Es bleiben zusätzliche und dauerhafte Effekte für die Stadt.“

Im Durchschnitt besuchten rund 100 000 Gäste täglich die Hessentage. Für die mit dem Vilbeler Markt erfahrene Stadt bei Großveranstaltungen mit Abstrahleffekt und rund 250 000 Besuchern aus der Region „keine besonders große Herausforderung“. Bedenkenswert sei zudem, so der Stadtverordnete und Massenheimer Klaus Arabin (SPD), dass der Hessentag seit August Zinn (Ministerpräsident von 1950 bis 1969) „eine uralte sozialdemokratische Idee ist“.

Die Verkehrsentwicklung in Vilbel sorgt für weiteren Gesprächsstoff. „Die Verkehrssysteme einschließlich ÖPNV sind in der Rhein-Main-Region am Limit“, erläutert Arnold, „nicht nur in Bad Vilbel.“

Kandidatur ist ungewiss

In Sachen Energiepolitik hält sich Arnold bedeckt und auf Bad Vilbel bezogen zurück. Wenn auch im Koalitionsvertrag die Erzeugung von Wärme und regenerativer Energie durch die Nutzung von Sonne, Wind Wasser und Biomasse unterstützt wird, so bleiben die Absichten dazu im Allgemeinen, insbesondere bei der Nutzung von Photovoltaik-Anlagen. „Das entscheidet die Stadt Bad Vilbel wie andere Kommunen selbst.“

Bei der Flüchtlingsfrage sei die Situation „derzeit entspannt“, betont Arnold. Zwischen 15 und 20 Personen sind es wöchentlich. Aber Bad Vilbel „ist im Soll“. Die Stadt habe noch Unterkünfte herzustellen. Im Moment sei das Thema relativ geklärt. Aber „niemand weiß, wie es weitergeht, was noch kommt, das weiß kein Mensch.“

Kritisch hinterfragt wird die Festlegung im Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU zur Wahl des künftigen Landrates Mitte 2020. Vereinbart ist, dass die Koalitionsparteien sich verpflichten, einen Kandidaten aus dem Kreis ihrer hauptamtlichen Kreisausschussmitglieder zu nominieren. „Diese Festlegung schließt die Bewerbung weiterer Kandidaten aus“, moniert Norbert Kühl. „Ob’s so kommt, wird die Zeit zeigen“, antwortet Arnold, der seit 2008 im Amt ist.

Ob er noch einmal antrete, das könne er „jetzt noch nicht sagen“. Wichtig sei auch die private Meinung seiner Familie. „Ich bin nicht allein auf der Welt“, sagt er, entschieden werde das ein Jahr zuvor, nicht zuletzt auch von der Partei.