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Lange observiert

Strom für Cannabis-Plantage vom öffentlichen Netz abgezwackt – Dreimal geerntet

In einem Haus in der Bad Vilbeler Parkstraße hat die Kriminalpolizei eine große Cannabis-Plantage sichergestellt. Foto: Pegelow
In einem Haus in der Bad Vilbeler Parkstraße hat die Kriminalpolizei eine große Cannabis-Plantage sichergestellt. Foto: Pegelow

Die Auswertung der Spuren, die im Cannabis-Haus in der Parkstraße 18 in Bad Vilbel gesichert wurden, ist angelaufen. Das hat die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt, Nadja Niesen, nun mitgeteilt.

Bad Vilbel. Wie berichtet hatten drei Verdächtige, der Hauseigentümer und zwei weitere Männer, in dem Haus über alle Etagen eine große Cannabis-Plantage mit mehreren Tausend Pflanzen angelegt. Offensichtlich sind diese Pflanzen sehr ertragreich gewesen. Dem Vernehmen nach soll es bereits drei Ernten von je 100 Kilo Rauschgift gegeben haben. Geschätzter Marktwert: je 1,3 Millionen Euro.

Dem Polizeieinsatz gingen monatelange Ermittlungen voraus, ausgelöst durch einen anonymen Hinweis. „Nach dem Eingang der anonymen Nachricht sind die üblichen polizeilichen Maßnahmen angelaufen“, sagte LKA-Sprecher Christoph Schulte. Welche Maßnahmen genau ergriffen wurden, wollte er nicht sagen. Er dementierte aber nicht, dass Zivilfahnder die Villa observiert haben. Das geschah höchstwahrscheinlich vom angrenzenden Kurpark her durch Kripo-Beamte in Zivil als Spaziergänger. Offenbar war die Kriminalpolizei auch mit Zivilfahrzeugen in der Straße unterwegs.

Strenger Geruch

Als sich die Spuren verdichteten und zwei mutmaßliche Täter im Haus waren, schlug die Kripo zu. Sie nahm einen 45 Jahre alten und einen 57 Jahre alten Mann fest. Außerdem beschlagnahmte sie laut Pressemitteilung des Landeskriminalamtes und des Zolls Bargeld in einer Höhe von rund 13 500 Euro. Wenig später wurde auch der 39-jährige Eigentümer des Anwesens festgenommen. Nach Informationen dieser Zeitung war der Mann in Offenbach gemeldet und serbischer Herkunft.

Die drei Männer stehen im Verdacht, über einen längeren Zeitraum Pflanzen zur Rauschgiftgewinnung gezüchtet zu haben. Dies geschah mit einem ausgeklügelten System aus Beleuchtung, Belüftung und Bewässerung. Das benötigt naturgemäß jede Menge Strom. Weil der hohe Stromverbrauch den Stadtwerken nicht auffallen sollte, griffen die mutmaßlichen Täter zu einem Trick: Sie zwackten den Strom vom öffentlichen Netz ab. Stadtwerke-Chef Klaus Minkel lässt gerade den voraussichtlichen Verbrauch errechnen. Die Rechnung will er dann dem Hauseigentümer zukommen lassen, wie er sagte. Ob der jedoch zahlen kann, steht in den Sternen.

Es hängt auch vom weiteren Verfahren ab, ob die Villa in der Parkstraße ins Eigentum des Staates fällt. Nachdem zunächst die Pflanzen entfernt worden waren – mit einem Lkw sowie einem Wagen mit Anhänger – wurde am Tag danach das übrige Mobiliar wie Lampen, Lüfter und Zuleitungen sichergestellt. Laut Niesen wurde „alles ausgeräumt und das Haus von der Polizei versiegelt“. Ein Richter schickte die Männer in Untersuchungshaft.

Nachbarn befragt

Zu den Vorgängen in der Parkstraße werden im Zuge der Ermittlungen demnächst auch die Nachbarn befragt. Gesehen haben sie wohl nichts, denn die Fenster waren komplett verschlossen und mit dicken Vorhängen gegen Tageslichteinfall versehen. Nur ein Nachbar will einen „merkwürdigen Geruch“ wahrgenommen haben. „An Pfingsten hat es besonders stark gestunken“, sagte er. Zwei Tage später griff die Polizei zu. (pe)