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Leichen im Keller – Autorin Ivonne Keller aus Dortelweil ist eine „mörderische Schwester“

Ivonne Keller aus Dortelweil schreibt Romane und Kurzgeschichten. Als eine von vier „Mörderischen Schwestern“ liest sie am Samstag, 27. Oktober, ab 19 Uhr in Massenheim im Ahrenshof sowie auch am Sonntag, 28. Oktober, an gleicher Stelle mit ebenfalls drei schreibenden Kollegen.

Bad Vilbel. „Ich wollte schon immer schreiben. Plötzlich hatte ich die Idee für einen Roman im Kopf. Ich hatte beim Stöbern im Keller alte Tagebücher von mir gefundenund schrieb in acht Monaten 650 Seiten. Vollendet habe ich diesen Roman nicht. Dies war wohl meine Geschichte zum ’Warmschreiben’“.

Mit diesen Worten beschreibt Ivonne Keller ihr Coming-out vor vier Jahren als Autorin. Das Spiel mit der Sprache liebt die gebürtige Bruchköblerin seit ihrer Kindheit. Nach dem Abitur machte sie eine Banklehre, ging danach für ein Jahr ins andalusische Granada und lernte Spanisch. Seit ihrer Rückkehr ist sie in einer Unternehmensberatungsfirma tätig.

Vor 15 Jahren zog Ivonne Keller nach Bad Vilbel, heute lebt sie mit ihrer Familie im idyllischen Ortskern von Dortelweil. Gleich im Anschluss an ihr „unvollendetes erstes Werk“ hatte sie eine neue Romanidee. „Von der Idee bis zum Schlusspunkt dauerte es ebenfalls acht Monate. Einen Roman zu veröffentlichen ist ein langer Prozess.“ Ihr erstes 400 Seiten dickes Werk „Hirngespenster“ hat sie vor zwei Jahren fertig gestellt. Auf den Buchmarkt kommt „Hirngespenster“ pünktlich zum Weihnachtsgeschäft in diesem Dezember.

Nach dem Romanprojekt widmete sich die Autorin erst einmal dem Schreiben von Kurzgeschichten. Dabei machte sie eine Entdeckung: „Meine Geschichten werden immer automatisch zu Krimis. Opfer sind meistens Männer, seltener eine Rivalin.“ Ihre Kurzgeschichte „Die Stein“ gehörte zu den Siegergeschichten des Wettbewerbs „Münchener Menü-Lesung“. Im März 2011 belegte sie den 13. Platz beim renommierten Münchner Kurzgeschichtenwettbewerb mit „Belohnung und Strafe“; im September 2011 wurde ihre Geschichte „Die schlimmste aller Farben“ unter die ersten 20 Siegergeschichten des jährlich vom Buchjournal ausgetragenen Wettbewerbs gewählt. Auf der diesjährigen Buchmesse erhielt sie zum zweiten Mal einen Preis vom Buchjournal.

In „Von abgeknickten Ohren und anderen Ungerechtigkeiten“ beschreibt sie Frauenfiguren, die vom Leben gebeutelt sind. „Diese Frauen haben Mühe, durch den Tag zu kommen ohne durchzudrehen. Ich koppele mein Interesse für alles Menschliche mit einem indiskreten Blick hinter die Fassade. Mich interessiert vor allem, was mit Menschen passiert, die kurz davor sind auszuflippen.“ Sie schreibt über das Grauen hinter den Gardinen, über die Leichen im Keller. Dabei hört sie auf die Stimmen in ihrem Kopf, schreibt auf, was diese ihr einflüstern. „Mich interessiert der psychologische Hintergrund meist mehr als die Tat selbst.“ Auf dem Papier steht am Ende etwas Gruseliges oder Heiteres, aber immer enden ihre Geschichten mit einer Überraschung. „Ich schreibe immer abends, wenn alle im Bett sind.“ Schreiben sei für sie sehr entspannend. Der Fernseher bleibe meist aus. Dafür ist in ihrem Kopfkino viel los.

Derzeit arbeitet sie an ihrem dritten Roman. Dieses Mal mit einer Literaturagentur zusammen.