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Lieber Tempo 30

Hauptstraße: Ortsvorsteher interveniert – Stadt findet neue Lösung

Lasst uns unsere Tempo-30-Zone! Das fordern in Okarben Ortsvorsteher Karlheinz Gangel (l.) und sein Vize Gerald Schulze. Keine Stimme habe er gehört, die es gut fände, wenn hier mit Tempo 50 befahren werden dürfte, sagt Gangel. Foto: den
Lasst uns unsere Tempo-30-Zone! Das fordern in Okarben Ortsvorsteher Karlheinz Gangel (l.) und sein Vize Gerald Schulze. Keine Stimme habe er gehört, die es gut fände, wenn hier mit Tempo 50 befahren werden dürfte, sagt Gangel. Foto: den

In Okarben könnte die Tempo-30-Zone geopfert werden, wenn die Hauptstraße saniert wird. Denn nur so flössen Fördergelder vom Land. Der Ortsvorsteher geht nun auf die Barrikaden.

Karben. Es sind die letzten 200 Meter unsanierte Ortsdurchfahrt in Okarben. Endlich soll auch der nördliche Teil der Hauptstraße saniert werden. Und dann das! Wenn die Straße saniert wird, muss danach dort Tempo 50 gelten statt bisher das Limit von 30.

„Das wäre ein absoluter Schildbürgerstreich“, sagt Ortsvorsteher Karlheinz Gangel. „Ich bin schon oft darauf angesprochen worden“, erzählt der Christdemokrat. „Und ich habe noch keinen einzigen getroffen, der hier Tempo 50 haben will.“

Die Stadt wolle Fördergeld vom Land für die Sanierung des 200 Meter langen Straßenabschnitts nutzen, hatte Bürgermeister Guido Rahn erklärt (wir berichteten). Eine damit verbundene Forderung – auf der Straße gelte Tempo 50.

Diese Pläne könnten, „mit Verlaub gesagt, nur als Unsinn eingestuft werden“, finden Gerta und Günther Fleissner. Die beiden wohnen in der unteren Hauptstraße. Ihren Protest haben sie per Brief an den Ortsvorsteher gerichtet.

„Die Gehwegplatten sind alt und brüchig und zum Teil Stolperfallen“, beklagen die Anwohner. Sie zu erneuern würde aber völlig ausreichen. Eine Verbreiterung des Gehwegs, die der Bürgermeister als weitere Voraussetzung des Ausbaus nennt, lehnen sie ab. „Die derzeitige Breite von zwei Meter auf der einen und 2,60 Meter auf der anderen ist ausreichend“, sagen Fleissners. Werden die Gehwege breiter, fielen auch die Parkplätze weg – sonst werde die Fahrbahn zu eng, hatte Rahn erklärt. „Bloß nicht“, sagt der Ortsvorsteher. „Wir brauchen die Parkplätze für Anwohner und die Kunden der Läden im Ortskern.“

„Wir sind alle froh, dass etwas gemacht werden soll“, sagt Karlheinz Gangel und Vize-Ortsvorsteher Gerald Schulze (SPD) stimmt mit einem Nicken zu: „Wir sind uns einig – dass wir den Ausbau wollen, aber kein Tempo 50 anschließend.“ Natürlich, räumt der Ortsvorsteher ein, wäre es nicht sinnvoll, auf 100 000 Euro Förderung zu verzichten. Die Stadt müsse schon „sinnvoll mit Geld umgehen“.

Aber wenn der Preis das Ende der ortsweiten Tempo-30-Zone wäre, „dann muss das der Bürgermeister den Bürgern selbst erklären“. Für den 28. März beruft Gangel deshalb eine Ortsbeiratssitzung ein.

Es kommt aber wohl ganz anders, denn ganz frisch ist im Rathaus Post aus Wiesbaden angekommen: Das Land hat Karbens Antrag auf Fördergeld abgelehnt: Die Hauptstraße entspreche nicht den Förderkriterien, weil sie eben keine wichtige Straße sei.

„Das stimmt ja auch“, findet Guido Rahn. Er hat auch schon eine Lösung parat: Erst in den vergangenen Wochen habe das Land ein Förderprogramm für den Bau von Tempo-30-Zonen aufgelegt. Für dieses passend solle nun der Förderantrag umgeschrieben, die Planung angepasst werden. Das müsse bis Ende März geschehen. In der Ortsbeiratssitzung am 28. März will Rahn den Bürgern rechtzeitig die geänderten Pläne vorstellen.

Die dürften abgespeckter ausfallen als bisher vorgesehen. Denn die Gehwegbreiten will Rahn nicht ändern. „Das passt.“ Auch müsse die Fahrbahn nicht grundlegend saniert werden. „Da genügen punktuelle Ausbesserungen und vielleicht ein Deckenüberzug.“ Die Parkplätze sollten erhalten bleiben. Poller könnten den Verkehr zusätzlich beruhigen. Auch Fußgängerquerungen seien förderfähig. Eine solche könnte zum Beispiel am Bahnhof sinnvoll sein – dort die Autos zusätzlich bremsen.

Sagen Bürger und Politik sowie das Land Ja, dürfte die Sanierung recht bald geschehen. Rahn ist zuversichtlich: „Das könnte schon 2018 passieren.“ (den)