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Minister beim Biobauer – Wilhelm Dietzel hört sich Sorgen von Landwirten und Kunden des Öko-Hofes an

Karben. „Eine Sorge muss ich Ihnen aber noch mitgeben.“ Zwischen Butter, Wurst und Gurken spricht Elke Mager im Laden ihres Hofes den hessischen Umweltminister Wilhelm Dietzel (CDU) an. „Das mit der Gentechnik, da sind wirklich Ängste“, sagt Seniorchefin Elke Mager und schaut ernst. Die Ängste bekommt der Minister bei seinem Hofbesuch reichlich mit auf den Weg: Auf dem Bio-Hof und bei dessen Kunden gibt es derzeit offensichtlich kein brennenderes Thema.

Wie es dem Biolandbau in Hessen geht, davon will sich Wilhelm Dietzel in Klein-Karben ein Bild machen. Familie Mager stellte vor 13 Jahren von der konventionellen auf ökologische Landwirtschaft um. Der Hofladen ist die wichtigste Absatzmöglichkeit für die Produkte des Hofes. Vor allem Gemüse ziehen die Magers auf den 57 Hektar Ackerland auf. Ein paar Mastschweine, Gänse und 350 Hühner werden gehalten. Die Ställe auf dem Gelände zeigen die Magers gern, denn sie sind Teil der Vermarktung: „Die Kunden wollen die Verbindung zwischen dem Tier und dem Produkt sehen“, erklärt Juniorchef Sebastian Mager. Fröhlich quieken die Schweine, als der Minister und sein Tross an den Ställen vorbeikommen. Hier dürfen die Tiere länger als sonst leben und haben mehr Auslauf. Teils mussten die Magers erheblich investieren, um Bio auch konsequent durchhalten zu können. Beispielsweise haben sie einen eigenen Mähdrescher. „Die Investition ist normalerweise viel zu hoch, weil er ja nur eine Woche im Jahr gebraucht wird“, gibt Sebastian Mager zu. Aber anders lasse sich Bio-Qualität nicht sicherstellen: Würde ein anderer Mähdrescher angemietet, bestehe die Gefahr, dass sich ein konventionelles Weizenkorn unter die Bio-Ernte mischt. Oder ein von Agro-Chemiefirmen verunstaltetes: „Wir haben große Sorge vor einer Kontamination durch gentechnische Veränderungen“, sagt Mager und kritisiert die Politik: „Da wird nicht so sehr auf Volkes Wille eingegangen, obwohl die große Mehrzahl der Verbraucher es ablehnt.“ Landwirtschaftsmeister Dietzel nimmt die vor der Brust verschränkten Arme nach vorne, gestikuliert. „Ganz klar“, sagt er, „wenn mich ein Landwirt fragt, ob er Gentechnik einsetzen soll, rate ich ihm ab.“ Denn am Bauern hänge die Haftung. Aus dem Schneider sind nur die Hersteller. Den Bio-Bauern genügt Dietzels Warnung bei weitem nicht. „Dann lehnen Sie das mit der Landesregierung ab“, fordert Liliane Schmitt, die Sprecherin der Vereinigung Ökologischer Landbau in Hessen. (den)