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Misstöne in der Versammlung

Roggauer Gemeinde diskutiert über Jagd und Landwirtschaft

Karben. Dass seine Anträge für Zündstoff sorgen würden, das hatte Jörg Kötter bereits geahnt – nicht jedoch, dass er so viele Landwirte in die evangelische Kirche Burg-Gräfenrode locken würde. Zwei Anträge von Kötter bestimmen die Diskussion: Das von der Kirchengemeinde verpachtete Land soll nur noch ökologisch bewirtschaftet werden. „Seit 40 Jahren wissen wir, dass das Spritzen schädlich für uns ist“, erklärt Kötter sein Anliegen. „Warum tun wir nichts dagegen?“ Darüber hinaus sollen Pächter bereit sein, die Grundstücke befrieden zu lassen. Als erster Wetterauer hatte Kötter jüngst selbst einen Antrag eingereicht, der das Jagen auf seinem Land verbieten soll (wir berichteten).

„Zutiefst bewegende Anträge“, meint Gemeindemitglied Klaus Stender. Ihn hätten die Ideen nicht schlafen lassen – doch gleichzeitig sehe er es als schwierig an, den Landwirten etwas vorzuschreiben.

Tatsächlich reagieren diese mit scharfer Kritik. Er empfinde es gar als „Diffamierung“, wenn seine Arbeit so angegriffen würde, sagt Heinz-Christian Bär, der Ehrenpräsident des Hessischen Bauernverbandes ist. Gemeinsam mit anderen Landwirten argumentiert er mit anfallenden Kosten. Darüber hinaus habe sich die Kontrolle der Spritz- und Düngemittel wesentlich verbessert.

„Die Landwirte heutzutage haben ein ganz anderes Wissen als vor 40 oder gar 60 Jahren“, betont Ortsvorsteher Karlfred Heidelbach (CDU). „Ich habe da keine Bedenken.“ Ein Punkt, dem Bürgermeister Guido Rahn (CDU) zustimmt. „Die beste Möglichkeit ist, als Verbraucher selbst ein Zeichen zu setzen“, meint er. Dann erhöhe sich auch das Verhältnis der aktuell vier Bio-Landwirte im Vergleich zu rund 40 konventionellen Betrieben in Karben.

Auch der Vorstoß, die Flächen befrieden zu lassen, sorgt für Unmut. Die Landwirte führen Wildschäden an: „Die Hasen auf den Feldern fressen immer wieder Rüben“, sagt etwa Wilfried Hahn.

Die heftige Kritik – ein Landwirt des Kirchenvorstands Okarben droht gar mit dem Austritt aus der Kirche – relativiert sich bei einem Blick auf die Zahlen: Insgesamt 17 Hektar verpachtet die Kirche, 87 000 Quadratmeter davon an Roggauer Landwirte. Für sie seien das je nach Betrieb zwischen ein und drei Prozent der bewirtschafteten Fläche.

Die Entscheidung liegt letztlich beim Kirchenvorstand: Das Gremium soll in seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 31. Januar, über beide Anträge entscheiden. (jkö)