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Mit Bravour eingelocht – Kärber Billard-Team ist Hessenmeister und spielt um Aufstieg in 2. Bundesliga

Karben. Poolbillard ist kein Spiel für Menschen mit schwachen Nerven und flattrigen Händen. Zumindest nicht, wenn es sportlich gespielt wird und um die Hessenmeisterschaft in der Oberliga geht. Im Saal des Lokals „Pool Billard“ in Karben halten die Zuschauer den Atem an, als sie sehen, wohin die spielbestimmende weiße Kugel auf einem der Tische läuft. „Das wird schwer“, flüstert jemand, denn die nächste anzuspielende farbige Kugel des Karbener Dirk Schlegelmilch wird von denen des Gegners verdeckt.

Die 1. Mannschaft des PBC Karben hatte am Samstag den bisherigen Tabellenführer 1. PBC Gießen zu Gast. Es ging um die Tabellenführung in der Oberliga. Schlegelmilch umrundet den Tisch, mustert die Kugeln und hat sich entschieden. Er nimmt seinen Queue, reibt sorgfältig die lederne Spitze mit Kreide ein und sucht sich seine Position. Dann legt er den langen Stock aus Edelholz an, zieht ihn mehrere Male über die aufgelegt Hand hin und her, stößt zu, und die weiße Kugel rollt. Schlegelmilch gelingt das fast Unmögliche, er kann die anvisierte farbige Kugel im Loch versenken. Die Zuschauer atmen aus und schnippen mit den Fingern. Eine ungewohnte Beifallskundgebung, aber nur das ist während eines Billard-Spieles erlaubt.

Die Poolbillard-Spieler des PCB Karben sehen sich als Leistungssportler, die auf hohem Niveau spielen und sich einen Platz in der Oberliga erkämpft haben. „Poolbillard verlangt hohe Konzentration, vorausschauendes Denken und eine sehr gute Augen-Hand-Koordination“, sagt Pressewart Jürgen Liehr. Leider führe Billard als Leistungssport ein Schattendasein. Bei den Oberliga-Turnieren werde in drei Disziplinen gespielt: drei 8-Ball-Sätze, drei 9-Ball-Sätze und zwei 14.1- Sätze. Es sind entweder 15 farbige oder neun farbige Kugeln im Spiel, die weiße Kugel wird als einzige direkt durch Anstoß mit dem Queue angespielt. „Das Schwierigste ist, die Kontrolle über die weiße Kugel zu behalten“, sagt Liehr.

Der Verein hat 75 Mitglieder und betreibt eine aktive Jugendarbeit. Es gibt kein Vereinshaus, aber in dem Lokal „Pool Planet“ im Gewerbegebiet Spitzacker können Mitglieder an den 13 Billardtischen kostenlos spielen.

Für die Karbener Mannschaft läuft es an diesem Tag gut. Um 11 Uhr hat sie begonnen, mittags steht es 3:1, und am Nachmittag ist die Partie mit 6:2 gewonnen. Damit ist der PBC Karben Tabellenerster.

Diese Position wurde auch am folgenden Tag beim letzten Spieltag der Runde durch ein 4:4 in Dill-Katzenfurt behauptet. Somit ist die Hessenmeisterschaft gesichert und die Karbener Billardspieler haben nun die Chance, durch die Relegation mit den 16 Landesmeistern sich für die zweite Bundesliga zu qualifizieren.

Den Erfolg haben fünf Spieler möglich gemacht: Mannschaftskapitän Andreas Leykamm aus Karben, Besitzer des Lokals Pool Planet, Dirk Schlegelmilch, Optiker aus Gelnhausen, Michael Vornberger, seit zwei Jahren in der Oberliga aktiv, Nachwuchstalent Marc Lambauer sowie Holger Gries, amtierender Deutscher Meister der Senioren und Deutscher Meister im 8-Ball.