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„Nächtliche Bergrunde“

Mit Taschenlampen durch die Lohstraße zum Wingert zum Steinbruch hoch

Zu einer Taschenlampen-Führung, die sich als spannende Entdeckungsreise erweisen sollte, begrüßte Stadtführer Peter Schöttner 13 Kinder und zwölf Erwachsene.

Bad Vilbel. Entsprechend dem nasskalten Wetter mit winddichten Jacken und festem Schuhwerk sowie Taschenlampen ausgerüstet, gab es vor der Tour „Durch die Bergwelt“ einen bebilderten Fragebogen mit 29 Fragen zu vielen Details entlang des Weges und bestimmten Themen. Der Rundgang führte vom Museum über die Lohstraße und eine steile Treppe hoch zum Steinbruch und dann über die Hanauer Straße wieder zurück zum Ausgangspunkt.

Beim Ausfüllen des Fragebogens werden die Mamas oft zu Sekretärinnen oder Assistentinnen der jungen Detektive. Das Spektrum der Fragen reicht von „Welchen Namen trug das Brunnen- und Bädermuseum als es noch eine Gaststätte war?“ über „Wie hieß die Weinsorte, die im Haus Lohstraße Nr. 8 gekeltert wurde?“ bis zu „Welches Getränk wurde mittels des Streuobstes produziert?“ und „Für welche Tiere sind die Steilwände ideale Nistplätze?“

Einige Fragen ließen sich beantworten, wenn dem Bericht von Stadtführer Peter Schöttner zu Gebäuden, Wappen, Jahreszahlen, Inschriften oder Naturdenkmälern, Wegen und Gebieten aufmerksam zugehört wurde. Fassungslos reagierte ein Junge auf die Information, dass sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Gebäude Lohstraße 38 einst ein Armenhaus befunden hatte. „So etwas gab es auch hier bei uns in Bad Vilbel?“, fragt er nach. „Ja“, lautet die Antwort.

Aufmerksam hören alle zu als Peter Schöttner erklärt, was es mit den beiden Sandsteinquadern rechts und links der Fahrbahn in der Lohstraße auf sich hat oder um was für einen Typ Haus es sich bei einem kleinen Bauernhof handelt, auf dessen Dach ein Hahn thront. Mit ihren Taschenlampen erhellen die Kinder die dunklen Hauswände von Gebäuden, um Details zu entdecken oder Antworten auf die Fragen zu finden.

Hinter dem Haus Lohstraße 48 beginnt der Aufstieg über die steile Treppe hoch zum Pfad, der durch mehrere ehemalige Weinbaugebiete mit alten Weinbauterrassen und dann weiter zum Steinbruch führt. Unter den Kindern entbrennt eine Diskussion darüber, ob es 74 oder 75 Stufen sind. Belohnt wurden alle für den Aufstieg mit einem herrlichen Blick auf die im Tal liegende Stadt.

Im Schein ihrer Taschenlampen entdeckten die Kinder in der Dunkelheit viele Stellen, an denen sie tagsüber oft achtlos vorbeigelaufen sind. Einige Väter reisten bei der Taschenlampenführung zurück in ihre eigene Kindheit. „Hier war ich schon jahrelang nicht mehr“, oder „Hier haben wir früher mit den Pfadfindern gezeltet“, lauteten die Informationen an die Kinder oder Partnerinnen. Im Steinbruch wurden die Ritzen in den Wänden mit den Taschenlampen sorgfältig ausgeleuchtet und Inschriften entdeckt. Einige ritzten ebenfalls Botschaften in die Wände.

„Diese Steine sind über 200 Millionen Jahre alt“, erklärte Schöppner. Der Steinbruch wurde von den Römern angelegt. Der „Rotliegende“ wurde damals auf der Nidda bis zum heutigen Frankfurter Stadtteil Heddernheim, dem früheren Nida, verschifft . Mit den Steinen wurde aber auch die Vilbeler Burg erbaut und sie wurden für den Bau des Hauses in der Frankfurter Straße 1 verwendet, wie Peter Schöttner den Kindern und erwachsenen Begleitern abschließend zeigte. (fau)


Das aktuelle Programm der Stadtführungen ist im Internet unter www.kultur-badvilbel.de/stadtgeschichte/stadtfuehrungen zu finden. Dort sind auch die Teilnahme- und Buchungsmodalitäten vermerkt; telefonische Auskünfte unter (06101)559312.