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Neue Freunde finden – Sport verbindet: Basketballer aus Okarben zeigen, wie lokale Flüchtlingshilfe funktioniert

Sebastian Wollny (l.) findet Arya topp: Sein Mitspieler sei eine echte Verstärkung für die zweite Herrenmannschaft. In seiner Mannschaft fühlt sich auch der iranische Flüchtling wohl. Foto: Dostalek
Sebastian Wollny (l.) findet Arya topp: Sein Mitspieler sei eine echte Verstärkung für die zweite Herrenmannschaft. In seiner Mannschaft fühlt sich auch der iranische Flüchtling wohl. Foto: Dostalek

Sport baut Brücken. Das be- weist der TV 1894 Okarben, der Flüchtlingen ein Vereinsstipendium gewährt. So kön- nen sie am Training und an Wettkämpfen teilnehmen und finden Freunde im Verein.

Karben. Arya (26) ist groß, sehr groß sogar. Er überragt alle seine Mitspieler. „Ein prima Basketballspieler mit viel Erfahrung, Spielverständnis und guter Athletik“, urteilt Co-Trainer und Mitspieler Sebastian Wollny (26) und ist froh über die ungewöhnliche Mannschaftsverstärkung.

Arya sei von allen offen und herzlich aufgenommen worden, heißt es. Seit einer Saison ist der gebürtige Iraner dabei. Aus seiner Heimat floh er, weil er sich dort wegen seiner christlichen Religion nicht mehr sicher fühlte.

Dass Arya jetzt in der zweiten Basketball-Mannschaft des TV Okarben auf Kreisliga-Niveau spielt, ist aufmerksamen Vereinsmitgliedern zu verdanken. „Wir hörten davon, dass einige der Flüchtlinge gerne Basketball spielen würden und auch schon in Heimatländern trainiert haben“, erklärt Wollny, zweiter Vorsitzender der Basketballabteilung. „Aber ihre Geldmittel sind begrenzt.“ Darum habe sich der Vereinsvorstand entschlossen, ihnen ein Vereinsstipendium zu gewähren.

So sind Arya und zwei Jugendliche mit Flüchtlingsstatus, Jessica (14) und Roger (17), schließlich zu Vereinsmitgliedern geworden – mit allen Rechten und Pflichten, die dazugehören. Sie trainieren überall mit, sie nehmen an Wettkämpfen teil und bereichern das lokale Vereinsleben.

Für Arya ist der Sport eine Befreiung aus der Langeweile eines Flüchtlingsalltags und die Rückkehr zu einem Sport, den er liebt. Basketball spiele er seit seinem 16. Lebensjahr, erzählt er. Zuletzt habe er sogar in der ersten Liga seines Landes gespielt. In Karben lebt er seit mehr als einem Jahr in einer der Flüchtlingswohnungen, lernt die deutsche Sprache und hofft auf einen positiven Asylbescheid.

Aryas Ziel ist natürlich klar: Eine Arbeit wolle er finden und in Deutschland bleiben. „Ich habe durch den Verein viele Freunde gefunden“, sagt Arya und hat endlich einmal wieder das Gefühl, dazu zu gehören. Auch mit der Verständigung klappt es immer besser, denn Arya hat nicht nur regelmäßig die Deutschkurse der Paten besucht, sondern nimmt am zertifizierten Sprachkurs der Volkshochschule in Karben teil. Dafür zahlt er aus eigener Tasche seinen Eigenanteil von 100 Euro pro Kurs.

Daumen drücken

Arya hat im Iran die Universität besucht, er ist Bauingenieur und sucht nun dringend eine Arbeit. Bei den Bewerbungen helfen ihm seine Freunde im Verein. „Wir drücken ihm den Daumen, dass es bald klappt. Er ist ein schlauer Kopf, jede Firma könnte froh sein, einen wie ihn im Team zu haben“, sagt Sebastian Wollny. Er kann es beurteilen, denn Arya ist im Verein nicht nur sportlich eine gute Verstärkung: „Er packt überall mit an und hat geholfen, unser Vereinsheim zu renovieren“, lobt Wollny das Engagement. Eingesetzt wurde Arya auch schon als Zeitnehmer und Punkteaufschreiber in Kampfgerichten, die bei Basketball-Wettkämpfen die Schiedsrichter unterstützen. Es hat sich also bezahlt gemacht für den Verein, dass er den Flüchtlingen die Tür zum Verein geöffnet hat. Sie haben gute Sportler und engagierte Vereinsmitglieder dazugewonnen und gleichzeitig einen großen Schritt zur Integration der Flüchtlinge getan.

TVO als Vorbild

Jörg K. Wulff, Vorsitzender des Sportkreises Wetterau, wünscht sich, dass noch mehr Vereine diesem Vorbild folgen und erkennen, welches Potenzial darin liegt, Flüchtlingen und Migranten die Tür zum Verein zu öffnen. Vorangegangen seien auch schon Fußballvereine: Bei der KSG Groß-Karben, in Kloppenheim und beim KSV-Klein-Karben seien ebenfalls Flüchtlinge dabei, schildert Jörg K. Wulff. (ado)