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Neuer „Perso“ ist nicht gefragt – In Nidderau, Schöneck und Bad Vilbel wollen viele Bürger noch das alte Dokument

Nidderau/Schöneck/Bad Vilbel. Einen neuen Personalausweis wird es ab dem 1. November geben. Die Einführung eines neuen Formats wurde notwendig, weil mittlerweile immer mehr Aktivitäten und Geschäfte des alltäglichen Lebens sich in das Internet verlagern oder durch digitale Anwendungen ergänzt oder gar ersetzt werden. Für eine derartige Online-Welt gab es bisher noch keinen Standard-Identitätsnachweis. Das soll sich mit dem neuen Personalausweises nun grundlegend ändern.

Und deshalb müsste es in diesen Tagen eigentlich ein Ansturm auf dies vielseitige Dokument geben. Doch davon kann keine Rede sein – zumindest in den Ordnungsämtern von Nidderau, Schöneck und Bad Vilbel nicht. Denn da sieht die Wirklichkeit anders aus. „Bei uns wird derzeit eindeutig noch mehr nach dem alten Personalausweis verlangt als nach dem neuen“, erklärt Nidderaus Ordnungsamtsleiter Jörg Sperzel. Das ist aber nur noch bis zum 29. Oktober möglich. Danach gibt es überall nur noch den Neuen.

Als Gründe für die Zurückhaltung vermutet Sperzel zum einen die höheren Kosten, denn die sind von acht bisher auf nunmehr 28,80 Euro gestiegen. Zum anderen die angeblich fehlende Sicherheit, vor der die Bürger noch Angst haben. Denn vor ein paar Wochen soll es einem Hacker gelungen sein, die Geheimzahl eines vermeintlich sicheren elektronischen Personalausweises zu knacken.

„Der Umgang mit dem neuen Ausweis ist in der Tat gewöhnungsbedürftig“, meint deshalb auch Schönecks Ordnungsamtsleiter Ralf Milde. „Unsere Mitarbeiter haben dafür extra einen Schulungskurs bei unserem Rechenzentrum mitmachen müssen.“ Deshalb geht er auch von einer deutlich höheren Beratungszeit seiner Mitarbeiter bei der Übergabe des neuen Personalausweises an den jeweiligen Antragsteller aus. Denn nicht allen Bürgern ist der Umgang mit Pins und Tans, mit Fingerabdrücken und elektronischen Signaturen schon jetzt geläufig. „Wir werden daher den zukünftigen Inhabern der neuen Ausweise mit auf den Weg geben, stets vorsichtig mit ihm umzugehen“, sagt Milde daher vorsorglich.

Ähnliche Erfahrungen hat man in der Quellenstadt Bad Vilbel gemacht. „Die älteren Bürger möchten lieber noch den alten Ausweis, weil sie die neuen Anwendungen im Internet sowieso nicht nutzen würden“, berichtet Daniel Hofmann vom dortigen Bürgerbüro. Die Jüngeren dagegen verlangten bereits den Neuen. Einen kurzen Ansturm habe es sogar bei der Bekanntgabe der Neueinführung gegeben, darunter übrigens auch ältere Herren. Jeder von ihnen wollte der Erste sein, der offiziell den neuen Personalausweis überreicht bekam. Das Rennen hat dann ein 70-Jähriger gemacht – der nach eigenen Angaben auch kräftig im Internet surft. (jwn)