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Obst zum Selbstpflücken – Interessenten der Versteigerung der städtischen Äpfel sind meist Hobbykelterer

Karben. Der Tag könnte ruhig freundlicher sein. Grau ist der Himmel, kühl die Luft und nass das Gras unter den knorrigen Apfelbäumen am Silberwiesenweg. Dennoch hat sich ein Dutzend unverdrossener Apfel-Ersteigerer am Naturfreundehaus eingefunden und wartet auf Wolfgang Datz. Der Mitarbeiter der Liegenschaftsabteilung ist für die Versteigerung der städtischen Äpfel zuständig, die auf Streuobstwiesen und Grünstreifen heranreifen. Um zehn Uhr hat er in Klein-Karben mit einem zünftigen Frühstück die Versteigerung eingeläutet, nun ist die Streuobstwiese in Okarben dran.

Datz steigt aus dem Auto, greift sich das Klemmbrett mit der nummerierten Baumliste und marschiert voran. Der Tross folgt ihm, die meisten davon sind Hobbykelterer, die den Ablauf kennen und jedes Jahr kommen. Am Ende des Weges bleibt Datz stehen, blickt auf seine Liste und legt los. „Hier der Baum Nummer 401 trägt gut. Mit drei Euro fangen wir an, wer bietet?“ Ein Arm hebt sich und nach wenigen Minuten bekommt der Höchstbieter für vier Euro den Zuschlag. Datz trägt den Namen auf seine Liste ein, und schon geht’s weiter zum nächsten Baum. Auch dieser knorrige Riese ist dicht behangen mit Äpfeln, grasgrün schimmern sie aus dem Laub. „Da sind mindestens vier Zentner runterzuholen“, schätzt Datz und fängt wieder bei drei Euro an. „Den will ich“, sagt Hobbykelterer Frank Balmer aus Kloppenheim. Er erhält den Zuschlag für die schwindelerregende Summe von fünf Euro und ist zufrieden. Doch die Ernte eines Baumes reicht ihm nicht und so schlägt er für drei bis vier Euro noch bei weiteren Bäumen zu.

Balmer weiß, welche Äpfel er braucht, und sucht sich gezielt die Bäume aus. „Das sind Goldparmäne und Boskop, bestes Kelterobst, die lasse ich noch etwas reifen“, sagt er. Das Obst bringt er zu einem Lohnkelterer und füllt den Saft zum Gären in eigene Fässer. Oder er bringt ihn zur Obstbrennerei Geckeler nach Rendel und freut sich auf eigenen Obstbrand.

„Heuer gibt es viele Äpfel, aber keine guten Preise,“, sagt Datz, und hat aus städtischer Sicht natürlich recht. Rund 280 Bäume hat er auf seiner Liste, sie sind quer über das Stadtgebiet verteilt, sie stehen in Klein- und Groß-Karben, Kloppenheim, Okarben und Petterweil.

Der Tross zieht weiter, manchmal geht es durch kniehohes Gras und Brennnesselbüsche. „Eigentlich sollte hier gemäht sein“, grummelt Datz und bleibt kopfschüttelnd vor einem Baum stehen, der fast zugewuchert ist. „Der geht ein, wenn da nichts gemacht wird“, sagt jemand und Datz nickt. Der Bauhof ist für die Pflege der städtischen Streuobstwiesen zuständig, scheint aber mit der Arbeit nicht hinterherzukommen.

Eine halbe Stunde später und einige Apfelbäume weiter stöhnt jemand: „Oh je, jetzt reicht es aber, mehr kann ich gar nicht ernten“. Das Problem hat Gerhard Kiesling aus Petterweil nicht, ein Baum reicht ihm. „Die Äpfel haben eine schööh rot Farb“, sagt er, zahlt zwei Euro und ist zufrieden. „Welche Äpfel schmecken denn gut “, fragt eine Frau, doch da muss Datz passen. „Probieren und reinbeißen“, rät jemand, und der zehnjährige Michael folgt dem Rat.