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Offenes Leben am Fluss – Gedanken des Frankfurter Architekten Karl-Heinz Groll über die „Neue Mitte“

Bad Vilbel. Mit einem Entwurf aus eigener Initiative möchte der Frankfurter Architekt Karl-Heinz Groll die Debatte um die „Neue Mitte“ in Bad Vilbel neu beleben. Groll kritisiert im Gespräch mit dieser Zeitung die aus seiner Sicht „sehr massierte“ Planung für eine neue Nidda-Brücke zwischen Kurhaus und Zentralparkplatz. Statt einer 25 Meter breiten Brücke mit einer Mediathek favorisiert er einen lediglich 7,50 Meter breiten Weg für Fußgänger, Radfahrer oder Einsatzfahrzeuge.

Groll bezweifelt, dass die vorgesehene Planung für die neue Stadtbücherei überhaupt machbar ist. Bei einer Brückenlänge von rund 7,50 Meter kämen kaum 350 Quadratmeter an Fläche zusammen. Bei der geplanten Fläche von 1200 bis 1500 Quadratmeter für die Mediathek müsse ein drei bis vier Stockwerke und fast 20 Meter hohes Gebäude herauskommen, argumentiert er.

Groll schlägt vor, die Mediathek auf das Areal des Zentralparkplatzes oder in die Frankfurter Straße auf das brachliegende Reifschneider-Areal in der Innenstadt zu verlegen. Die Stadt müsse die Mediathek nicht selbst aus den Erlösen des Verkaufs des Zentralparkplatzes finanzieren, meint Groll. Denkbar sei ein privater Investor, denn die Miete durch die Stadt sei „eine absolut sichere Sache“.

Durch den Wegfall der Mediathek auf der Brücke entstehe dort am Rande Platz für eine lockere Bebauung, etwa durch zwei gläserne, einstöckige Pavillons am stadtseitigen Zugang zu der Brücke. Die Gebäude für den Café- und Restaurant-Betrieb tragen bereits Namen: „Eisvogel“ und „Wasseramsel“. Sie ragen mit ihrer schneckenförmigen Rundung direkt an die Nidda-Böschung heran. „Sie sitzen wie an einer Reling“, verspricht Groll Besuchern. Der Nidda-Uferweg führt hinter den Pavillons vorbei. Auf diese Weise sei das von Stadtentwickler Rüdiger Wiechers propagierte Sitzen und Entspannen am Fluss auch ohne eine massive Überbauung der Nidda möglich. Auf der Uferseite vor dem Kurhaus, das Groll abreißen und neu konzipieren möchte, führen Tribünen die Flaneure bis hinab an die Nidda. Auch auf der Stadt-Seite locken Bänke am Zugang zum Verweilen.

Die eigentliche Bebauung des Zentralparkplatzes skizziert Groll nur grob durch eine Tiefgarage und eine massive dreistöckige Bebauung, die nach oben hin abgestuft sein soll. Auch Arkaden seien dort möglich.

Groll versteht seinen Entwurf als Anregung, wollte ihn Anfang der Woche Bad Vilbels Bauamtsleiter Erik Schächer und den Fraktionen des Stadtparlaments zugänglich machen. „Es müsste zügiger in Bad Vilbel vorangehen“, derzeit stagniere die Entwicklung, meint der Architekt. Die Stadt engagiere sich zwar für die „Neue Mitte“ immens, doch halte er es für angebracht, wenn sie auch einen „Plan B“ auf Lager habe.

Groll selbst hat der Stadt bereits einen Entwurf für die Neugestaltung des Woolworth-Areals am Biwer-Kreisel überlassen (die FNP berichtete). Bauamtschef Schächer habe die Ideen bereits für gut befunden. Er habe dann einen Makler beauftragt, das Verkaufsinteresse der Grundstückseigner auszuloten. Das sei nun schon über ein halbes Jahr her, ohne dass etwas passiert sei, sagt Groll und überlegt, einen Projektentwickler einzuschalten. Auch von der Firma Hochtief, der er das Projekt angeboten hat, habe er noch keine Rückmeldung.

Dennoch ist der Architekt zuversichtlich, dass sich bald etwas bewegt. Seite 7