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Olympiareif – Bernhard Fliegl hat die deutschen Reiter für die Paralympics trainiert

Zwei Wochen lang hat der Schönecker Bernhard Fliegl die Kulisse des Reiterhofes Buchwald in Büdesheim gegen die atemberaubende Atmosphäre in London eingetauscht. Als Bundestrainer für die Dressurreiter mit Behinderung war er bei den Paralympics.

Schöneck. Der Alltag hat Bernhard Fliegl (48) zurück. London ist weit weg, wenn er in der Reitanlage nach seinen Pferden schaut und Dressurstunden gibt. Aber in seinem Kopf sind noch die bewegenden Bilder von den Paralympischen Reiterspielen in England.

Als Bundestrainer war er ganz dicht dran, als die Dressurreiter zweimal Gold, zweimal Silber, zweimal Bronze gewannen. Dazu Silber in der Mannschaftswertung. Sieben Medaillen – so viel haben die Reiter noch nie geholt.

„Es war eine Wahnsinnskulisse im Greenwich Park mit tausenden von jubelnden Menschen. Diese Spiele waren ein Highlight für alle, die dabei waren. Für unsere Parareiter waren es die schönsten Spiele überhaupt“, sagt Fliegl.

Zum ersten Mal war er als Bundestrainer dabei und erlebte die schönsten und aufregendsten Minuten in seinem Trainerdasein: Wenn in dieser Wahnsinnsatmosphäre Reiter und Pferd aufs Viereck ritten und trotz aller Anspannung Pflicht und Kür bewältigten. Wenn sie jubelnd ihre Arme hochrissen, nachdem die Punktewertung durchgesagt wurde.

Anstrengende Tage

Es gab aber auch Momente, in denen ihm der Atem stockte. „Ich habe gesehen, dass sich Hannelore Brenner verritten hat. Sie wurde abgeläutet und wusste nicht wohin. Dann hat sie auch noch die Richterin falsch verstanden.“ Doch zum Glück fing sich die Reiterin, holte gar die Goldmedaille.

Es waren für ihn und die Reiter lange und anstrengende Tage in London. Morgens um sechs ging es los zum Greenwich Park, wo trainiert wurde und die reiterlichen Wettkämpfe stattfanden. Erst abends konnte das Team die Ergebnisse des Tages feiern. „Das Miteinander hat wunderbar funktioniert, auch wenn jeder im Team sehr ehrgeizig war“, sagt Fliegl. Fünf Reiter mit Behinderungen unterschiedlichen Schweregrades gehörten zur Mannschaft. Die Reiterin mit längster Paralympic-Erfahrung war Angelika Trabert, die ohne Beine zur Welt kam.

Einfühlsame Sportler

Hannelore Brenner ist seit einem Reitunfall querschnittsgelähmt, und dem einzigen Mann im Team, Steffen Zeibig, fehlen von Geburt an rechter Unterarm, rechter Unterschenkel und linker Fuß. Fliegl spricht voller Hochachtung von den Reitern: „Es ist faszinierend zu sehen, wie einfühlsam sie mit ihrem Pferd umgehen und die nötigen Reithilfen geben.“ Der Trainer hofft, dass die Paralympics nachwirken.