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Pietà beschädigt – Sandstein-Figur an der St.-Nikolaus-Kirche wurde zerbrochen

Jan Gora, der Hausmeister von St. Nikolaus, hat die kopfüber gestürzte Sandsteinfigur wieder aufgerichtet und den abgebrochenen Arm der Mutter-Gottes-Figur verwahrt. Er hofft, dass ein Steinmetz ihn andübeln kann. Foto: Deul
Jan Gora, der Hausmeister von St. Nikolaus, hat die kopfüber gestürzte Sandsteinfigur wieder aufgerichtet und den abgebrochenen Arm der Mutter-Gottes-Figur verwahrt. Er hofft, dass ein Steinmetz ihn andübeln kann. Foto: Deul

Wieder haben Vandalen erhebliche Schäden an der katholischen St. -Nikolaus-Kirche nahe der Wasserburg angerichtet: Dieses Mal stießen sie eine Pietà – eine Sandsteinfigur der Maria mit dem gekreuzigten Jesus – von ihrem Podest, wobei der linke Arm der Mutter Gottes abbrach.

Bad Vilbel. Die Tat geschah in der Nacht zum Samstag. Bereits mehrere Vorfälle gab es in der jüngeren Vergangenheit rund um die Kirche, schildert Pfarrer Herbert Jung auf Anfrage der FNP. So seien die Wände besprüht worden, des öfteren lägen zerbrochene Bierflaschen und anderer Müll vor der Kirchentür und die Schranke am Parkplatz wurde ebenfalls schon beschädigt, berichtet Jung.

Er und seine Gemeinde haben daraus bereits ihre Lehren gezogen: „Wenn kein Gottesdienst ist, halten wir nun ständig die Türen abgeschlossen – leider“, bedauert er. Denn eigentlich fände er eine stets offene Kirche gerade für die Gläubigen besser. „Aber wir sehen keine Alternative.“

Worte der Vergebung

Er verurteilt einerseits die mutwilligen Zerstörungen, findet aber für die Täter immer noch Worte der Vergebung – „auch wenn ich mich über die Schäden schon sehr ärgere“. Der Pfarrer baut den Vandalen sogar noch eine Brücke: „Wenn sie sich bei mir melden würden, würde ich sie auffordern, Geld für die Reparatur zu sammeln“, sagt er mit Blick auf den aktuellen Fall.

Mutmaßlich rund 2000 Euro beträgt der Schaden an der Maria. Aber genau weiß Jung das nicht. „Wir wollen die Pietà in den nächsten Tagen zu einem Steinmetz am Friedhof bringen lassen, um zu schauen, ob der abgebrochene Arm eventuell angeklebt oder sonstwie wieder befestigt werden kann.“ Denn der Arm ist noch vorhanden – der Hausmeister der Kirchengemeinde hat ihn am Samstagvormittag in Sicherheit gebracht. Sollte die schnelle Reparatur nicht möglich sein, komme die Mutter Gottes mit ihrem Sohn samt ihrer Beschädigung wieder auf den angestammten Platz an der Kirchenwand. Die Pietà schuf ein unbekannter Künstler vermutlich kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs; möglicherweise ist sie aber noch älter und stand früher an einem anderen Ort. Samt Podest ist das Kunstwerk aus rotem Sandstein etwa anderthalb Meter hoch und dürfte mehrere Tonnen wiegen.

Woher die Pietà stammt, sei unbekannt, sagt Rita Grimm vom Verein für Geschichte und Heimatpflege. Es gebe ein Bild aus der alten, 1969 abgerissenen St.-Nikolaus-Kirche, „doch die ist genau anders herum, sie hält Jesus im linken Arm.“ Der Altar der alten Kirche sei an eine Kirche in Klein-Krotzenburg abgegeben worden.

„Das ist ein bisschen pietätlos“, meint Grimm, doch andererseits sei die Sandsteinfigur auch kein wertvolles Stück aus dem Altertum. Sie ist zuversichtlich, dass der Steinmetz den Schaden reparieren kann. So sei vor einiger Zeit der Arm einer Jesus-Figur auf dem Parkplatz abgebrochen worden, den habe der Steinmetz wieder angedübelt. „Der abgebrochene Arm lag am Niddaufer“, erinnert sie sich. Auch zu den Tätern hat Grimm eine Vermutung: „Das sind Jugendliche, die nicht wissen, wohin mit ihrer Kraft“. Das vermutet auch Hausmeister Jan Gora. Er hat die von einem Sockel zum Andenken an die Weltkriegsopfer gestürzte Figur wieder aufgerichtet. Sie wiege 80 bis 100 Kilo, schätzt er – und er ist froh, dass der verwitterte Sandstein nicht auch noch auf die unterhalb des Sockels angebrachte Beleuchtung stürzte.

Gora vermutet als Täter Jugendliche, die in der Nähe, auf der Holzbrücke der Alten Mühle, ihren Treffpunkt hätten. Offenbar hätten sie an der Figur gewackelt und sie herabgestürzt. Das ging relativ einfach, denn die schwere Figur ist nicht verdübelt gewesen, stand unbefestigt auf dem Sockel. Das soll sich jetzt ändern, wenn der Steinmetz sie repariert. Dabei muss er gleich zwei Bruchstellen verdübeln. Offenbar sind die Täter nach dem Sturz dann noch weiter um das katholische Gemeindezentrum gezogen, vermutet Gora.

Dort sei nämlich ein Blumenkübel heruntergeworfen worden, hat er festgestellt. Zudem wurden mehrere Blumentöpfe über einen Zaun geworfen und dabei zerstört.