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Rote Karte für Brummis

Nachts sollen Lkw aus Ortskernen verbannt werden – Parlament beschließt Grünen-Antrag

Lastwagen rollen über die Homburger Straße in der Ortsmitte von Klein- und Groß-Karben – und lassen Hauswände wackeln. Um zumindest nachts für Entlastung zu sorgen, fordert das Stadtparlament auf Antrag der Grünen ein Nachtfahrverbot in allen Ortsdurchfahrten. Foto: den
Lastwagen rollen über die Homburger Straße in der Ortsmitte von Klein- und Groß-Karben – und lassen Hauswände wackeln. Um zumindest nachts für Entlastung zu sorgen, fordert das Stadtparlament auf Antrag der Grünen ein Nachtfahrverbot in allen Ortsdurchfahrten. Foto: den

Einen neuen Vorstoß für ein wenigstens nächtliches Durchfahrverbot für Lastwagen in den Ortsdurchfahrten wagt die Stadt Karben. Diesmal steckt etwas mehr Druck dahinter: Auf Antrag der Grünen hat sich das Stadtparlament hinter die Forderung gestellt. Chancen? Naja.

Karben. Immer wieder klirren die Gläser in den Vitrinen der Wohnstuben der Häuser an der Rendeler Straße. Eng geht es hier zu, keine sieben Meter sind es von Hauswand zu Hauswand. Wenn Lastwagen hier durchfahren, vibrieren die Häuser – trotz Tempo 30.

Das Problem haben nicht nur die Anwohner in der Klein-Karbener Ortsdurchfahrt, also in der Rendeler und Homburger Straße, sondern ebenso jene in Petterweil an der Alten Heerstraße, in der Dorfelder Straße in Rendel und auch die an der Berliner Straße in Burg-Gräfenrode.

Nur die Groß-Karbener haben seit ein paar Monaten Ruhe. Denn dort gilt nun ein Durchfahrverbot für Lastwagen. Möglich wurde das, seit es die Nordumgehung gibt. Seit mehr als anderthalb Jahren können Brummis um den Ort herum fahren. Die Ortsdurchfahrt wurde von der Landes- zur Stadtstraße herabgestuft. Und die Stadt erhielt grünes Licht, um ein Durchfahrverbot zu erlassen.

Gar nicht zuständig

So etwas soll es bitte auch in den anderen Ortsdurchfahrten geben – und zwar wenigstens nachts, wenn die Anwohner in Ruhe schlafen wollen, fordern die Grünen. Ein nächtliches Verbot sei „nicht nur eine Kompromisslösung“, sagte Fraktionschef Rainer Knak in der Sitzung des Stadtparlaments. Sondern es bringe den Anwohnern Besserung. Die Grünen forderten konkret die Regierung von Bürgermeister Guido Rahn (CDU) auf zu prüfen, ob ein solches Nachtfahrverbot möglich ist. Erst vor einigen Monaten war ein Antrag der SPD für ein generelles Lkw-Durchfahrverbot im Stadtparlament gescheitert.

Der Grund dafür: Die Stadtverordneten sind für die meisten der Durchgangsstraßen gar nicht zuständig. Es sind großteils Landesstraße. Denn die Asphaltpisten sind nicht nur für den örtlichen, sondern den regionalen Verkehr wichtig. Und auch Lastwagenverkehr soll und muss eben darauf rollen können.

Beispielsweise ist die Strecke über die Alte Heerstraße in Petterweil – die L 3352 – wichtig für den Durchgangsverkehr aus dem Raum Bad Vilbel nach Rosbach. Die Rendeler und Klein-Karbener Ortsdurchfahrten – die L 3205 – sind eine wichtige Route aus dem Raum Friedberg/Rosbach Richtung Niederdorfelden, Schöneck, Maintal und zur A 66. Ebenso ist die Route damit wichtig für die Anbindung des großen Gewerbegebiets Klein-Karben Richtung Südosten.

Anfrage ans Land

Alternative Routen gibt es meist nicht oder sie wären viel länger. Führen Laster diese Umwege, wäre das umweltschädlicher, teurer und würde andere Anwohner neu belasten. Ein Beispiel wird ab Mitte dieser Woche zu erleben sein: Wenn die Verbindung via Klein-Karben und Rendel wegen Bauarbeiten für mehr als ein Jahr dicht ist, müssen Laster und alle anderen weite Umwege fahren.

Die Alternativstrecken führen via Karbener Nordumgehung und die K 246 zur Nidderauer Umgehung und dann über die B 521 durch Büdesheim. Oder Fahrzeuglenker weichen via B 3 und durch die Büdinger Straße in Bad Vilbel und die L 3008 zur B 521 aus. Diese Strecke ist aber schon chronisch überlastet.

Mit diversen Bitten um Durchfahrverbote war die Stadt in früheren Jahren auch gescheitert. Doch scheint auch Rahns Regierung Chancen für ein Nachtfahrverbot zu sehen. „Diese Idee hatten wir im Magistrat auch schon“, sagte er. Bereits am 14. März habe der Magistrat beschlossen, eine Anfrage ans Land – konkret: die Straßenbehörde „Hessen Mobil“ – zu richten.

Aber ist dann noch der Parlamentsantrag nötig? Auf jeden Fall, fand Bürgermeister Rahn. „Das bringt mehr Nachdruck.“ So fiel die Entscheidung auch einstimmig. (den)