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Schülerbetreuung in Gefahr

Schwierige Situation (von links): Jana Kukuk, Diana Gunkel und Monika Schneider vom Förderverein der Ernst-Reuter-Schule hoffen, dass sich nicht zu viele Eltern von der Betreuung abmelden. Foto: Eickhoff
Schwierige Situation (von links): Jana Kukuk, Diana Gunkel und Monika Schneider vom Förderverein der Ernst-Reuter-Schule hoffen, dass sich nicht zu viele Eltern von der Betreuung abmelden. Foto: Eickhoff

Heilsberger »Kinderplanet« droht die Pleite

Bad Vilbel. Der Förderverein der Heilsberger Ernst-Reuter-Schule schlägt Alarm. Die Lockdown-Maßnahmen gefährden die Betreuung der Schülerinnen und Schüler. Als ehrenamtlicher Förderverein fällt der »Kinderplanet« durchs Raster der Corona-Hilfen. Den Eltern das Geld erstatten, wie es anderen Einrichtungen möglich ist, können die Verantwortlichen nicht. »Sonst sind wir pleite«, sagt Vorsitzende Diana Gunkel.

184 betreute Kinder
Das haben sie und ihr gesamtes Vorstandsteam sich ganz anders vorgestellt. Schließlich sollte 2020 das Jahr der »Freunde und Förderer der ERS« – wie sich der Verein nennt – werden. Bislang waren drei unterschiedliche Träger in die Nachmittagsbetreuung der Einrichtung eingebunden. Im vergangenen Jahr entschied die Schule jedoch, die Betreuung in eine Hand zu legen. Der Förderverein konnte die Schule mit seinem Konzept überzeugen und die Ausschreibung gewinnen. »Wir haben ein umfangreiches Konzept ausgearbeitet und waren voller Vorfreude. Leider können wir kaum etwas davon umsetzen«, sagt Vorsitzende Diana Gunkel.

Seit Beginn des neuen Schuljahres kümmern sich 13 Mitarbeiter und zwei FSJler (Freiwilliges Soziales Jahr) um die Frühbetreuung vor dem Unterricht, die Nachmittagsbetreuung und den Ganztag der dritten und vierten Klassen.
184 Kinder werden derzeit betreut. »Die größte Einrichtung dieser Art in Bad Vilbel«, wie Gunkel informiert. Der Vorstand stemmt die Aufgabe ehrenamtlich. Doch die Freude über die anstehenden Projekte wird derzeit getrübt. »Die Lockdown-Maßnahmen gefährden die Betreuung«, sagt Schatzmeisterin Jana Kukuk.

Als ehrenamtlicher Förderverein fällt der »Kinderplanet« – so ist der neue Name der Betreuung – durch das Raster der Corona-Hilfen: Soforthilfeprogramm, Überbrückungshilfe oder auch ein Hilfsprogramm für gemeinnützige Vereine kommen nicht infrage, da sie nur Fixkosten wie Miete, aber keine Personalkosten, übernehmen. Durch die Nutzung der Schulgebäude entstehen aber kaum Fixkosten. »Wir finanzieren uns zu 95 Prozent durch Elternbeiträge. Während das Land verkündet, wir erstatten Beiträge, können wir das nicht einfach machen, sonst sind wir pleite.« Im Sommer sei man mit der Stadt Bad Vilbel mitgezogen.

50 000 Euro Minus
»Wir haben im April, Mai und Juni keine Gebühren verlangt. In dieser Zeit haben wir ein Minus von 50 000 Euro gemacht.«
Die Stadt hatte Mitte März angekündigt: Auch den freien Trägern solle vorbehaltlich der Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung angeboten werden, Gebühren zu erstatten. Die Stadt würde den Ausfall begrenzt auf die städtischen Sätze übernehmen. Hier hat sich der Förderverein angeschlossen. »Das Angebot kam jedoch nie, und somit waren wir ausgeschlossen«, bedauert Kukuk.

Jetzt kommt noch hinzu, dass viele Eltern ihre Kinder abmelden. »So viele Abmeldungen gab’s noch nie«, sagt Gunkel. Die Kosten seien aber kalkuliert. »Wir können nur hoffen, dass sich nicht mehr abmelden und die Eltern weiterhin Verständnis für uns haben.«

Klassenübergreifend
Genau jene Eltern wollten die Verantwortlichen rund um Monika Schneider, die pädagogische Leiterin des Kinderplaneten, eigentlich begeistern. »Bei uns sollten die Kinder klassenübergreifend lernen«, sagt sie. Schneider spricht davon, »das Lernen neu zu lernen«. Dass alle Klassen gemeinsam arbeiten, sei wegen Corona nicht möglich. »Wir haben die Gruppen dann unterteilt, wie es in der Schule und im Unterricht auch war.« Außerdem sollte es umfangreiche Ferienspiele geben. »Im Herbst sind diese schon deutlich kleiner ausgefallen als geplant. Im Winter mussten wir sie ganz ausfallen lassen. Auch das sind Gelder, die fehlen.«

Eigentlich wollten die Freunde und Förderer der ERS auch im Herbst gemeinsam 25-jähriges Bestehen feiern. Jetzt plagen die Verantwortlichen Geldsorgen. »Lange kann es so nicht weitergehen«, sagt Schatzmeisterin Jana Kukuk. Unterstützung kommt von der Schule. Auch haben wir bei den Parteien im Landtag vorgesprochen. Leider fallen wir überall aus dem Raster.«
Und so heißt es hoffen, dass ein Schulbetrieb und damit auch die Betreuung an der Reuter-Schule bald wieder möglich ist. Vereinsvorsitzende Diana Gunkel betont: »Wenn es so weitergeht, sind die Finanzreserven schnell aufgebraucht.«                                                     Von Patrick Eickhoff

Unterstützung der Ernst-Reuter-Schule 

Die Schulleiterin der Ernst-Reuter-Schule, Gabriele Weiß, bedauert die aktuelle Situation. »Wir haben es uns lange gewünscht, die Betreuung in eine Hand zu geben. Das beste Konzept hatte unser Förderverein. Leider kann er dies momentan nicht umsetzen.« Denn als ehrenamtlicher Förderverein würde er überall durchs Raster fallen. »Man kann nur hoffen, dass die Eltern das alles noch mitmachen und nicht abspringen. Das wäre sehr schade und wird der Arbeit der Verantwortlichen nicht gerecht.« Weiß ist voll des Lobes für das Vorstandsteam. »Sie sind seit Jahren voll engagiert und ehrenamtlich dabei. Das ist eine echte Mammutaufgabe, weil neben der Betreuung auch die Mensa dazugehört.«
Aber auch die Arbeit der Angestellten schätzt die Leiterin sehr. Weiß bedauert, dass die Schulleitung nicht mehr Möglichkeiten habe, als einen engen Austausch zu pflegen und immer wieder auf die Probleme aufmerksam zu machen.
»Es wäre eine Katastrophe, wenn der Förderverein sagen würde, dass er es nicht mehr stemmen kann« sagt ERS-Leiterin Weiß. (wpa)