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Spielzimmer in der Natur – Waldkiga übernimmt Patenschaft für den Grillplatz im Klein-Karbener Forst

Karben. „Guck mal!“ Begeistert blitzen zwei Augen Silke Freund an. Der Dreikäsehoch streckt der Mutter die Hände entgegen. Sie sind über und über gräulich-braun vom Schlamm gefärbt. „So kann ich Dich aber nicht ins Auto lassen“, sagt Silke Freund. Dass die Kinder hier im Waldkindergarten mittags dreckig sind, das ist eine Selbstverständlichkeit, mit der sich die Eltern gerne arrangieren. Denn für die 20 Kinder ist der Klein-Karbener Wald ihr Kindergarten. Und der Grillplatz dort ist das Spielzimmer. Für das übernehmen die Eltern des Trägervereins des Kindergartens nun eine Patenschaft.

„Heute ist echtes Matsche-Pampe-Wetter“, sagt Silke Freund und lacht. Denn genau so, Matsche Pampe, heißt auch der Waldkindergarten für Bad Vilbel und Karben. Einer der „wilden Kerle“ springt gerade mit viel Elan in eine der Pfützen, die der kräftige Regen auf dem Grillplatz entstehen lässt. Schlechtes Wetter? Gibt es in diesem Kindergarten genau so wenig wie Spielzeug. Die Kleinen sind eben immer dick genug und wasserdicht gekleidet. Und wird es doch einmal zu extrem, können sie im Bauwagen am Waldrand unterschlüpfen. Oder in der Hütte des Grillplatzes. „Wir haben den Platz schon immer als Spielzimmer für die Kinder genutzt“, sagt Marcus Züsch vom Trägerverein. Dem gehören die 15 Elternpaare der Kinder an. Ihre Mitgliedsbeiträge und Zuschüsse beider Städte finanzieren den 1999 gegründeten Kindergarten und die beiden Erzieher, Inge Dahmer und Carsten Schmidt.

Die Idee, eine Patenschaft für den Platz zu übernehmen, kam Marcus Züsch und seinem Vater Rainer, dem früheren Ortsvorsteher, als die beiden im Frühjahr das Gelände aufräumten. Einen halben Tag brauchten sie. Erkenntnis: Dass sich die Eltern nun auch um den Grillplatz kümmern, ist laut Marcus Züsch „kein großer Aufwand“. Sie müssten ohnehin regelmäßig aufräumen, um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten. Zusätzlich wird zweimal im Jahr rund um den Bauwagen aufgeräumt und alles in Stand gesetzt. „Das ist aber mehr ein gesellschaftlicher Anlass als hartes Arbeiten“, sagt Marcus Züsch. Die Geselligkeit kommt dabei nämlich nicht zu kurz.

Künftig wollen die Eltern auch noch am Grillplatz aufräumen, zur Not bei kleineren Reparaturen mit anpacken. Die Stadt stellt dafür Gerätschaften und Mülltüten zur Verfügung, holt den Abfall anschließend ab.

Mit Zerstörungen am Grillplatz hat die Stadt schon länger Probleme, ebenfalls der Kindergarten an seinem Bauwagen. Schmitt hofft deshalb darauf, dass die neue Patenschaft die Eltern und andere Passanten dazu bringt, noch mehr hinzuschauen. „Das ist gelebte Präventionsarbeit“, freut sich Jochen Schmitt. (den)