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Stada-Poker geht weiter

Neuer Vorstandsvorsitzender und neuer Finanzvorstand befürworten neues Angebot

In der Dortelweiler Hauptverwaltung der Stada AG hat seit Juli eine neue Führungsspitze das Sagen und verhandelt über einen Verkauf des Unternehmens. Foto: Neumann
In der Dortelweiler Hauptverwaltung der Stada AG hat seit Juli eine neue Führungsspitze das Sagen und verhandelt über einen Verkauf des Unternehmens. Foto: Neumann

Führungswechsel bei Stada und neues Übernahmeangebot durch Investoren-Duo.

Bad Vilbel. Der Aufsichtsrat der Stada Arzneimittel AG hat die Führungsspitze des Unternehmens ausgewechselt. Anfang der vorigen Woche übernahmen mit sofortiger Wirkung Engelbert Coster Tjeenk Willink (früher im Vorstand bei Böhringer Ingelheim tätig) und Bernhard Düttmann (früher Finanzschef der Lanxness AG und danach der Baierdorf AG) interimistisch bis zum Ende dieses Jahres die Positionen des bisherigen Vorstandsvorsitzenden Matthias Wiedenfels und seines Finanzvorstandes, Helmut Kraft. Die beiden hätten ihre Ämter „aus persönlichen Gründen“ niedergelegt, heißt es in einer Pressemitteilung von Stada. Der Vorstand für Produktion und Entwicklung, Dr. Barthold Piening, bleibe im Amt.

Sperrfrist aufgehoben

Am Montag dieser Woche bestätigte nun das Pharmaunternehmen, dass nach dem im Juni gescheiterten Übernahmeangebot die Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven ein „erneutes, verbessertes Übernahmeangebot“ vorlegen werden. Eigentlich wäre dies erst nach einer einjährigen Sperrfrist möglich gewesen, die Bundesfinanzaufsicht BaFin habe jedoch die Aufhebung dieser Sperrfrist genehmigt.

Demnach biete das Konsortium aus Bain Capital und Cinven eine finanzielle Gesamtgegenleistung von 66,25 Euro je STADA-Aktie, bestehend aus 65,53 Euro Angebotspreis zuzüglich 0,72 Euro Dividende. Dies sind 25 Cent pro Aktie mehr als beim ersten Angebot. Ein weiteres Mal gesenkt wurde die Mindestannahmeschwelle von einst 67,5 Prozent auf nun 63 Proeznt. Die Annahmefrist soll nach der wohl noch in dieser Woche erfolgten Veröffentlichung vier Wochen betragen. Damit bewerte das erneute Angebot Stada mit einem Eigenkapitalwert von ungefähr 4,124 Milliarden Euro und liege damit rund 16 Millionen Euro über dem ersten Angebot, wird in einem Pressebericht des Bad Vilbeler Pharma-Unternehmens informiert.

Bain Capital und Cinven waren im Juni mit ihrem ersten Angebot trotz Befürwortung durch den Stada-Vorstand und den Aufsichtsrat knapp gescheitert. Laut Frankfurter Neue Presse (FNP) verfehlte das Investorenduo die erforderliche Annahmequote von 67,5 Prozent allerdings nur um rund zwei Prozentpunkte, so dass schnell die Gerüchte über eine neue Offerte die Runde machten.

Fünf statt vier Jahre

Laut FNP sei auch bei den Schutzbestimmungen für die Stada-Mitarbeiter nachgebessert worden. Zuvor hatten sich die Investoren „im Grundsatz zu einem weitgehenden Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen für vier Jahre“ bereiterklärt. Diese Frist sei nun auf fünf Jahre verlängert worden. Dies – so die FNP weiter – gelte jedoch nur für die 158 gewerblichen Mitarbeiter hierzulande und nicht für die insgesamt mehr als 1100 Angestellten des Unternehmens.

Die Zuversicht der Anbieter, dass die Übernahme bei diesem nun zweiten Versuch erfolgreich sein werde, begründen sie mit dem Hinweis, dass bereits 20 Prozent der derzeitigen Anteilseigner ihre Bereitschaft zum Verkauf zugesagt hätten.

Das erneute Übernahmeangebot von Bain Capital und Cinven zeige „einmal mehr Stadas Attraktivität“, sagte Ferdinand Oetker, Aufsichtsratsvorsitzender der Stada Arzneimittel AG. In einer Pressemitteilung wird er weiter zitiert: „Mit dem erneuten Angebot haben unsere Aktionäre nun die Möglichkeit, von der verbesserten finanziellen Gegenleistung zu profitieren. Die umfangreichen Vereinbarungen mit der Bieterin sind eine stabile Basis, um Stada im besten Interesse des Unternehmens für die Zukunft weiterzuentwickeln. Deshalb unterstützt auch der Aufsichtsrat die Vorlage eines erneuten Angebots durch Bain Capital und Cinven.“

Da die Verträge der neuen Stada-Vorstände Willink und Düttmann nur bis Ende dieses Jahres befristet sind, folgert die FNP, dass der Aufsichtsrat Bain Capital und Cinven nach der erfolgten Übernahme freie Wahl bei der Neubesetzung lassen wollten. Dies habe allerdings Aufsichtsratschef Oetker bestritten. (hir)