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Tatort Gronau – Jugendliche beschädigen Autos • Rucksack auf der Flucht verloren

Eine ungewöhnliche Straftat sorgte in Gronau für Aufsehen. Offensichtlich jugendliche Täter entwendeten von Autos Markenembleme. Über 100 wurden in einem sichergestellten Rucksack gefunden.

Bad Vilbel. Es war Samstag gegen 19 Uhr. Ottmar Dauterich war gerade nach Hause gekommen. Er schaltete die Sportschau im Fernsehen ein, guckte die Zusammenfassung 1. FC Kaiserslautern gegen Werder Bremen. Das Spiel endete zwar 0:0, war aber aufregend genug. Doch der als gemütlich geplante Abend im Kreise der Familie sollte noch aufregender werden. Kaum war der TV-Bericht zu Ende, klingelte Dauterichs Sohn Kevin an der Tür. „Vater, ruf’ sofort die Polizei, dahinten machen welche an den Autos rum.“

„Dahinten“, das war der Parkplatz am Ende des Stichwegs im westlichen Weißdornring, direkt an der Nidda gelegen und gleich hinter Dauterichs Eigenheim. Vor den dort geparkten Autos hatte Kevin eine riesige Menge von Emblemen gefunden, die die Automobilhersteller auf Kofferraumdeckel oder Motorhaube zu befestigen pflegen.

Täter verfolgt

Während der prominente Gronauer Ottmar Dauterich an den am Haus und gleich um die Ecke geparkten Autos den Schaden in Augenschein nahm, war Schwiegertochter Jutta verschwunden. Wie sich alsbald herausstellte, war sie zwei jungen Leuten an der Nidda entlang bis zur Brücke zum Gronauer Hof über den Stockwiesenweg gefolgt.

Noch atemlos berichtete sie. Sie habe sich den jungen Leuten an die Fersen geheftet. Einer sei in Richtung Dortelweiler Straße entwischt, dem anderen sei sie in den Weißdornweg gefolgt. In Höhe der Stichstraße habe der einen hellen Rucksack mit einem dunklen Streifen weggeworfen und sei in Richtung Dorf geflohen. Der Rucksack, den sie sichergestellt hatte, war noch zu Dreivierteln mit den Blechplaketten gefüllt.

Jetzt fiel es Ottmar Dauterich wieder ein: Er hatte, als er kurz vor 19 Uhr in die Stichstraße eingebogen war, drei junge Leute gesehen und sich gefragt: „Was machen die wohl hier auf der Straße?“ Zwei seien gleich groß gewesen, ein dritter etwas kleiner. „Die waren keine 16, vielleicht nicht mal 15 Jahre alt“, sagt der Gronauer. Mehr wusste die Polizei am Montag. Sie hatte nicht nur den Rucksack in Augenschein genommen, sondern auch eine Geldbörse gefunden, die den Tätern zugerechnet wird.

Demnach dürften zwei Täter für die Serie verantwortlich sein. Es solle sich um zwei Jugendliche im Alter von etwa 14 Jahren handeln, heißt es im Polizeibericht von Montagabend. Einer der Täter wird als 1,60 Meter groß und dunkelhaarig mit dunkler Kleidung beschrieben. Er habe eine Jacke mit Kapuze getragen. Der zweite Täter soll 1,65 Meter groß sein. Er war ebenfalls dunkel bekleidet.

Flucht zu Fuß

Polizeisprecher Jörg Reinemer bestätigt im Wesentlichen den geschilderten Tathergang: „Die beiden Diebe waren am Samstag, gegen 19.40 Uhr, aufmerksamen Zeugen an einem im Weißdornweg geparkten Auto aufgefallen. Als sie die Zeugen bemerkten, flüchteten sie zu Fuß zum Stockwiesenweg an der Niddabrücke. Auf der Flucht verloren die Täter einen Rucksack und eine Geldbörse“. Die Polizei hat in dem Rucksack über 100 Fahrzeugembleme gefunden. Auch eine Vielzahl weiterer Blechschildchen seien auf dem Parkplatz an der Nidda gefunden worden. Reinemer: „Dabei waren fast alle Automarken zu finden. Offensichtlich waren die Sachen an Autos abmontiert worden“. Eine Anwohnerin des Weißdornwegs berichtet, dass lediglich Volkswagen älterer Bauart, die auf einem Parkplatz am Eingang des Stichwegs und im Stockwiesenweg gestanden hätten, verschont wurden. Die Polizei hat bis Montagnachmittag 20 Strafanzeigen entgegengenommen. Dabei handelt es sich ausschließlich um den Diebstahl von Autoemblemen in Gronau. Nach Informationen des „Bad Vilbeler Anzeigers“ werden die Blechplättchen auf Fingerabdrücke untersucht, um eventuell Anhaltspunkte auf die Täter zu finden. Die Polizei schätzt den Schaden jetzt auf „mehrere Tausend Euro“. In einer ersten Mitteilung war sogar von einem Schaden in Höhe von 50 000 Euro die Rede. Nach Angaben einer Karosseriefirma in der Friedberger Straße sei so ein Blechschildchen mit Firmenlogo schon für rund 20 Euro erhältlich. Das sei nicht viel. Aber wenn beim Abhebeln der Plakette etwa ein Schraubenzieher benutzt und der Lack von Motorhaube oder Kofferraumdeckel zerkratzt wurde, dann könnten für die Reparatur schnell 250 Euro und mehr herauskommen.