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Verlorenes für ein paar Euro – Fahrräder, Fußballschuhe, Bücher: Schnäppchenjäger ersteigern, was in Karben liegen blieb

Karben. Alle zwei Jahre versteigert das Fundbüro der Stadt Karben Fundsachen für wenige Euro. Trotz sommerlicher Hitze fanden sich am letzten Donnerstag wieder viele Interessenten am Rathaus zur Versteigerung ein. Sie machten dabei so manches Schnäppchen.

Heiko Lehnkering von der Ordnungspolizei Karben wischt sich den Schweiß von der Stirn. Bei schwülen 30 Grad sieht er der Versteigerung am Seiteneingang des Rathauses gelassen entgegen.

„Eine Versteigerung von Fundsachen findet alle zwei Jahre statt“, sagt Marietta Zilinsky, für das Fundbüro zuständig. Sie reicht mit Nummern versehene Fundsachenpäckchen an Andreas Tross weiter.

Tross ist stellvertretender Leiter des Fachdienstes Öffentlichkeit, Sicherheit und Ordnung vom Stadtpunkt. Er ist für die Versteigerung der Gegenstände zuständig. „Fundsachen“, erläutert Zilinsky, „müssen laut Gesetz sechs Monate aufgehoben werden.“

Wenn sich kein Eigentümer meldet, wird der Finder angeschrieben und nachgefragt, ob dieser Interesse an der Fundsache bekundet. Ist dies nicht der Fall, werden die Sachen gelagert und nach zwei Jahren zur Versteigerung frei gegeben.

Zumeist sind es Gegenstände, die in der Gemarkung gefunden wurden. Im Hallenfreizeitbad, auf Spazierwegen, in den Räumen der Post oder Sparkasse. Dieses Mal sind es 172 Gegenstände, davon 36 Fahrräder. „Die Versteigerungen finden seit 1972 statt“, erinnert sich Günther Pöhlmann, der 30 Jahre lang im Ordnungsamt tätig war. „Früher wurden sie im Hof des alten Rathauses vorgenommen.“

Frauen schauten nach Modeschmuck, und auch Fahrräder sind sehr begehrt, die von Profis aus dem gesamten Wetteraukreis aufgekauft und zu höheren Preisen weiterverkauft werden.

Dieses Mal versteigert Tross unter anderem einen Motorradhelm für vier Euro und eine schwarze Geldbörse von Harley Davidson für drei Euro.

Eine Taucherbrille mit Schnorchel möchte niemand haben. Sie findet zunächst Platz auf dem angrenzenden Rasen. Später wird sie mit weiteren, nicht verkauften Gegenständen entsorgt. Bei Handys, die zur Versteigerung kommen, wurde aus datenschutzrechtlichen Gründen die SIM-Karte entfernt und die Speicherkarte gelöscht. Auch von der Polizei geprüfte Marken-Autoradios kommen unter den Hammer sowie Hüte, Taschenmesser, Kleidungsstücke.

Eine Schlupfjacke von Adidas und Fußballschuhe für fünf Euro finden pünktlich zur Weltmeisterschaft einen neuen Besitzer. Tom aus Frankfurt hat für zwei Euro ein Skateboard für seinen vierjährigen Enkel ersteigert.

„Ich bin hier vorbeigefahren und habe das zufällig gesehen“, sagt er und lehnt sich nun grinsend auf das neu erworbene, nur leicht abgenutzte Sportgerät. So wie Tom hat so mancher ein Schnäppchen gemacht. Auch Bücherfreunde sind trotz der Schwüle angereist.

Tross hält „Das Buch der Menschlichkeit“ vom Dalai Lama in die Luft. „Ein Buch das jedem gut tun könnte“, preist er es an. Spontan geht es für drei Euro weg.