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Wald zu Geld machen – Karbener wollen ihren Forst im Taunus versilbern, um mit dem Erlös Sanierungen zu bezahlen

Karben. Neues Parlament, erste Sitzung, erster inhaltlicher Tagesordnungspunkt – und schon streiten Koalition und Opposition wieder munter. Darüber, dass die Stadt ihren 173 Hektar großen Petterweiler Wald im Taunus verkaufen soll, wie es CDU, Freie Wähler und FDP vorschlagen. Die Grünen stimmen dem Vorhaben zu: Bei der Wahl des Käufers sei darauf zu achten, dass dieser keine extensive Nutzung des Waldes plane, fordert Rainer Knak (Grüne). Das sagt ihm Bürgermeister Guido Rahn (CDU) direkt zu.

Gegen das Vorhaben stemmt sich die SPD. Sie erhebt allerdings keinen direkten Widerspruch zur Begründung der Koalitionäre. „Wir haben ein ehrgeiziges Investitionsprogramm und wollen dabei ohne neue Kredite auskommen“, erläutert CDU-Fraktionschef Mario Beck. Dafür wolle man nicht mehr gebrauchtes öffentliches Eigentum eben tauschen, um es besser nutzbar zu machen, oder es verkaufen. Der Petterweiler Wald, der westlich des Friedrichsdorfer Stadtteils Köppern im Taunus liegt, sei lediglich aus historischen Gründen im Besitz der Stadt, erinnert Beck. „Er hat keine direkte Naherholungsfunktion für die Karbener Bürger und keinen wirtschaftlichen Nutzen.“ Und auch ob Wald künftig an Wert gewinne oder verliere, „ist reine Spekulation“, sagt Rahn.

Versuchen wollen die Karbener zudem, den „sehr attraktiven“ Petterweiler Wald zusammen mit dem am Enzheimer Kopf bei Altenstadt zu verkaufen. Das Waldstück dort versucht die Kommune seit Jahren abzugeben – niemand will es.

Das Geld aus beiden Verkäufen könnte die Stadt gut brauchen: Um Sanierungen von Bürgerhäusern oder der Sporthalle Petterweil zu bezahlen. „Eventuell könnte der Erlös auch den Grundstock für die Bürgerstiftung Karben bilden“, schlägt Mario Beck vor. Diese zu gründen, überlegen die Groß-Karbener derzeit, um mit ihr zumindest teilweise die Sanierung und den künftigen Betrieb des Degenfeldschen Schlosses zu bezahlen.

Allerdings lehnen die SPD-Fraktion und Linken-Abgeordnete Hinkel den Verkauf ab. Die Genossen möchten zuerst überprüfen lassen, ob sich der Wald nicht gegen eine Waldfläche in der Karbener Gemarkung tauschen lässt. „Es macht doch keinen Sinn, Wald gegen Wald zu tauschen“, widerspricht Mario Beck. „Wir wollen, plakativ gesagt, Wald gegen Geld tauschen.“

Auch blitzen die Genossen mit ihrem Vorstoß ab, dass die Stadt vor dem Verkauf zunächst ein Gutachten über den Wert des Waldes erstellen lässt. Er habe sich kundig gemacht, berichtet Fraktionsvize Helge Gottschalk (SPD), und ein Fachkundiger habe ihm gegenüber einen höheren Marktwert eingeschätzt als die Stadtregierung.

Die hatte das Gelände auf 1,5 Millionen Euro taxiert. „Wir sollten besser den Marktwert fordern, denn wir glauben, dass der höher liegt“, sagt Michael Schmidt (SPD). Unterstützung dafür, zunächst ein Gutachten zu erstellen, kommt von den Grünen. „Wir haben nicht den Überblick, um zu wissen, was ein fairer Preis ist“, findet Knak.

Ein solches Gutachten brauche die Stadt aktuell einfach noch nicht, widerspricht Beck. „Wir wollen erst einmal schauen, ob es überhaupt einen Markt dafür gibt“, sagt FW-Fraktionschefin Rosemarie Plewe. Dass es später nicht doch ein Gutachten gebe, sei ja nicht ausgeschlossen, so Beck. „Wenn uns die Angebote zu niedrig erscheinen oder wir nur einen Bieter haben.“

Davor, 20 000 bis 25 000 Euro schon heute für ein Gutachten auszugeben, warnt auch Stadtoberhaupt Rahn (CDU). „Schon vor mehr als zehn Jahren hat die Stadt 10 000 Euro für ein Gutachten zum Enzheimer Wald ausgegeben“, erinnert er. „Das ist heute veraltet und nicht mehr zu gebrauchen – und der Wald ist auch noch nicht verkauft.“ (den)