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„Weg in die Tiefe“ – Cortenstahl-Platten machen geologische Verhältnisse der Quellenstadt sichtbar

Bad Vilbel. Verwundert reiben sich Spaziergänger beim Verlassen des Vilbeler Stadtwaldes die Augen. Denn plötzlich stehen sie vor einer 23 Meter langen, 1,80 Meter hohen und 6000 Kilogramm schweren Stahlwand. Bei den neun Cortenstahl-Platten, einem Material mit hoher Witterungsbeständigkeit, handelt es sich um ein rund 90 000 Euro teures Kunstwerk.

Die Stadt finanziert das markante Objekt mit 30 000 Euro, das Land mit 15 000 Euro und die Regionalpark GmbH in Flörsheim schießt aus Eigenmitteln und Fraport-Geldern 45 000 Euro zu. Entworfen hat das Werk Jörg Spiegel vom Kasseler Büro „planetage“.

Beim Ortstermin am Waldrand erläutert er mit Peter Stock vom Planungsverband Ballungsraum Rhein-Main, Stefan Höfer und Claus Biermann vom Fachdienst Planung und Stadtentwicklung Kunstwerk und Projekt. Das Objekt bildet den Erlebnispunkt „Weg der Tiefe“ längs der Regionalparkroute in Bad Vilbel. Er verbindet Bad Vilbel vom Niddaradweg über Marktplatz, Hanauer und weitere Straßen mit der Hohen Straße, die am Berger Rücken entlang verläuft. „Die Grundidee setzt die 2001 erarbeitete Konzeption ,Mineralwasserweg Bad Vilbel‘ mit dem Sichtbarmachen der geologischen Verhältnisse der Quellenstadt fort“, so Höfer. Ohne die Verwerfung der Erdschichten gäbe es keine Mineralwasserquellen in Vilbel. Die Platten symbolisieren die Erdgeschichte des Vilbeler Raumes. Jede bildet ein Erdzeitalter ab, wobei ein Meter auf der Platte dem Zeitraum von 20 Millionen Jahren entspricht. Oben links auf den Stahlplatten steht das jeweilige Erdzeitalter mit seiner in Jahreszahlen angegebenen Dauer. Die Größe der Platten korrespondiert mit dem Zeitabschnitt, für den sie stehen. Vertikale, 50 Zentimeter lange Schlitze informieren über die Zeitpunkte des Entstehens einiger Tier- und Pflanzenarten. „Benannt sind sie durch parallel zu den Schlitzen verlaufende Schriftzüge“, sagt Urheber Spiegel. Das gesamte Erdzeitalter entspricht in der Darstellung einem Zeitraum von 24 Stunden. Menschen leben demnach erst seit zwei Sekunden auf der Erde.

Um Transparenz zu erzielen, erlauben zehn Zentimeter breite Schlitze Durchblicke. Die in den Erdzeitaltern vorkommenden Gesteine sollen in 50 mal 50 Zentimeter großen Blöcken vor den Platten gelagert werden. Ihre Namen sind auf den Stahlplatten vermerkt.

Hinzu kommen sollen einzelne Fossilien. „Die Erdgeschichte im Vilbeler Raum beginnt im Erdaltertum mit dem Silur und den Gesteinen Granit und Gneis“, informiert der Planer. Es folgen das Devon mit Phylliten, Karbon mit Grauwacke und Kohle.

Das für Vilbel typische Rotliegende mit verkieselten Holzeinschlüssen entstand im Perm, mit dem das Erdaltertum endet. Geologisch in Vilbel nicht nachweisbar ist das Erdmittelalter mit Trias, Jura und Kreide. Die Erdneuzeit beginnt mit dem Paläogen, das durch Tone, Kalke und Sande veranschaulicht ist. Basalt bestimmt das Neogen. Je zwei Doppelliegen aus Holz laden die Vorbeikommenden zur Rast neben dem Kunstwerk am Stadtwald ein.